Papiermacher Martin Wenzel: Wie aus Zufall die richtige Entscheidung wurde

LP-Serie „Handwerk mit Rarität“


  • Kreis Olpe, 12.01.2024
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LP-Serie Handwerk mit Rarität. von Pixabay / Grafik: Ralph Schneider
LP-Serie Handwerk mit Rarität. © Pixabay / Grafik: Ralph Schneider

Kreis Olpe/Hofolpe. Von fast vergessenen Künsten bis zu traditionellem Handwerk: In unserer LokalPlus-Serie stellen wir seltene Handwerksberufe vor. Zum Abschluss geht es um den Papiermacher-Meister. Martin Wenzel macht den Job mit Herzblut und kennt jeden Arbeitsschritt und jeden Winkel der Papierfabrik Grünewald in Hofolpe.


Den 43-Jährigen, der eine ausgeprägte soziale Ader hat und dementsprechend einen sozialen Beruf erlernen wollte, hat eher der Zufall zu seinem heutigen Traumjob geführt. Bei einem Betriebsfest im Jahr 1999 teilte der Chef der Papierfabrik Grünewald mit, dass die Firma noch Auszubildende suche.

Papiermacher-Meister Martin Wenzel hat sichtbare Freude an seinem Beruf. von Nicole Voss
Papiermacher-Meister Martin Wenzel hat sichtbare Freude an seinem Beruf. © Nicole Voss

Martin Wenzel sprang auf das Angebot – direkt vor der Haustür – an. Nach seiner Ausbildung hatte der Hofolper weitere Ziele: Mit dem Besuch des Technischen Gymnasiums in Gaggenau wollte er den Abschluss des Technikers oder des Diplom-Ingenieurs erreichen. Die Firma Grünewald hielt ihm die Türen offen, um auf Wunsch wieder weiterarbeiten zu können.

Vielseitige und kreative Arbeit

In der Zeit der Prüfungsvorbereitungen hielt das Schicksal einen anderen Weg für Martin Wenzel bereit. Aus familiären Gründen kehrte er in die Heimat zurück und setzte seine Karriere als gelernter Papiermacher im Jahr 2004 fort. „Ich musste mich erst wieder reindenken. Ich war fasziniert von der Kreativität, die der Beruf mit sich bringt und habe mich auch mit der chemischen Seite beschäftigt“, so Martin Wenzel.

Bis zum fertigen Papier kommen einige Maschinen zum Einsatz. von Nicole Voss
Bis zum fertigen Papier kommen einige Maschinen zum Einsatz. © Nicole Voss

Wer ihn kennt, weiß, dass Flexibilität seine Stärke ist und so hat er alles darangesetzt, in allen Bereichen der Firma einsatzfähig zu sein. Besonders packte ihn auch die Faszination der hochtechnisierten Maschinen, mit denen Papier in drei Sekunden fertig hergestellt ist.

Und wie funktioniert die Papierherstellung? Nach der Qualitätskontrolle der angelieferten Verpackungen wird das Altpapier in einem Faserstoff-Wasser-Gemisch pumpfähig gemacht. Die Reinigung der Faserstoffe in der Stoffaufbereitung erfolgt durch Sortierer und Reinigungsmaschinen.

Komplexe Arbeitsschritte

Hochverdünnt kommt das Stoff-Wasser-Gemisch auf die Maschine. Hier werden in einer Minute bis zu 35.000 Liter in ein Entwässerungssieb gepumpt. Innerhalb von vier Sekunden wird aus dem Gemisch erst ein Faserflies und dann die fertige Papierbahn.

Auf dem sogenannten Tambour werden bis zu 100.000 Meter Papier aufgewickelt und an einem Umroller in Kundenformate geschnitten, verpackt, gewogen und abschließend versandfertig gemacht.

Das fertige Papier ist auf dem Umroller angekommen. von Nicole Voss
Das fertige Papier ist auf dem Umroller angekommen. © Nicole Voss

Nach erfolgreichem Abschluss des Meisterkurses kümmert sich Wenzel, der sich in seiner Freizeit als zweiter Vorsitzender des Heimatschutzvereins Hofolpe/Heidschott und stellvertretender Kreisoberst engagiert, als Werksmeister und Schichtführer um die Auflösung, die Reinigung, die Verarbeitung und die Reststoffentsorgung bis hin zur Produktion von Papier – und das in Konti-Schicht.

Die bisherige Bilanz von Martin Wenzel: „Ich habe die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich wollte nie etwas Einseitiges machen. Hier sehe ich, wie durch meine Energie und mein Wissen ein Produkt entsteht.“

Lobend erwähnt der 43-Jährige das kollegiale Miteinander in der Papierfabrik. Das verstärkt letztlich auch die Freude am eigenen Tun.

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