„Das ist mein Traumjob!“ - Reitsportsattler Paul Koch aus Finnentrop

LP-Serie „Handwerk mit Rarität“


  • Kreis Olpe, 09.01.2024
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LP-Serie Handwerk mit Rarität. von Pixabay / Grafik: Ralph Schneider
LP-Serie Handwerk mit Rarität. © Pixabay / Grafik: Ralph Schneider

Kreis Olpe/Finnentrop. Von fast vergessenen Künsten bis zu traditionellem Handwerk: In unserer LokalPlus-Serie stellen wir seltene Handwerksberufe vor. Dieses Mal geht es um den Sattler. Ein Beruf, den es seit dem Mittelalter gibt und der durch maschinelle Produktion immer seltener wird. Doch der Reitsportsattler hat viel mehr als eine Maschine je bieten kann: Den Blick und das Gefühl für Reiter und Pferd.


Paul Koch kommt aus Finnentrop und in seinem Auto türmen sich zahlreiche Pferdesättel, Arbeitswolle und Werkzeug. Er ist Reitsportsattler und übt damit einen alten Handwerksberuf aus. Den Beruf gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Heute teilt er sich in unterschiedliche Fachbereiche auf: Fahrzeugsattlerei, Feintäschnerei und Reitsportsattlerei.

Als Reitsportsattler hat Paul Koch seinen Traumberuf gefunden. von Stübben
Als Reitsportsattler hat Paul Koch seinen Traumberuf gefunden. © Stübben

Der 25-Jährige arbeitet für einen großen Reitsport-Ausstatter, passt Sättel an Pferd und Reiter an, repariert Sättel und Zaumzeug und kann Ausrüstung fürs Pferd auch selbst herstellen.

Der Sattel muss Reiter und Pferd gleichermaßen passen, individuelle Wünsche des Pferdebesitzers müssen dabei berücksichtigt werden. „Die größte Herausforderung ist es, Pferd und Reiter zusammenzubringen“, erzählt Paul Koch. Denn jeder Reiter und jedes Pferd hat einen individuellen Körperbau. Ein unpassender Sattel bereitet vor allem dem Pferd Schmerzen und beeinträchtigt seine Leistungsfähigkeit.

Handwerkliches Geschick und Einfühlungsvermögen

Für seinen Beruf braucht Paul Koch neben ausgeprägtem handwerklichen Geschick auch viel Pferdekunde, ein geschultes Auge, Verständnis für die körperlichen Strukturen von Pferd und Reiter und Einfühlungsvermögen. Pferde mögen es ruhig und besonnen, die Pferdebesitzer sollen sich verstanden fühlen.

Der Reitsport liegt Paul Koch im Blut. Seit er neun Jahre alt ist, reitet er. Für ihn war schon immer klar: Er möchte auch mit Pferden arbeiten. Den Beruf des Sattlers hat er dann als Jugendlicher bei seinem eigenen Pferd kennengelernt und mit 17 seine Ausbildung angefangen.

Die Passform des Sattels muss Paul Koch mit den Händen und einem geschulten Blick genau überprüfen. von Claudia Wichtmann
Die Passform des Sattels muss Paul Koch mit den Händen und einem geschulten Blick genau überprüfen. © Claudia Wichtmann

„So richtig wusste ich erst gar nicht, was mich erwartet“, sagt er schmunzelnd. Schnell entwickelte er Freude am Handwerk und am Leder. Daran, die Dinge selbst herzustellen und am Ende das fertige Produkt in den Händen zu halten.

Lange Arbeitszeiten und viele Kilometer

Er lernte den Zuschnitt von Lederteilen, mit der Nähmaschine und von Hand zu nähen, das Leder zu verarbeiten und Sättel zusammenzubauen. Auch Motorradsitze hat er während seiner Ausbildung bezogen und Taschen hergestellt. Als Gesellenstück hat er ein Zaumzeug gefertigt.

Nach seiner dreijährigen Ausbildung arbeitete er drei weitere Jahre in der Produktion und ist nun im Außendienst für sein Ausbildungsunternehmen tätig. Sein Einzugsgebiet ist das Sauerland, das Siegerland, das Bergische Land, das Münsterland und Baden-Württemberg.

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Mit Hilfe des Kopfeisens misst Paul Koch wie breit der Sattel sein muss.

An einem durchschnittlichen Arbeitstag bearbeitet er morgens E-Mails und vereinbart Termine mit den Kunden, dann fährt er in die Reitställe, passt Sättel an, verkauft sie oder macht kleinere Reparaturen vor Ort. Sein Arbeitstag endet nicht selten weit nach 18 Uhr, denn viele Kunden haben nur abends Zeit.

Oft fährt er mehr als insgesamt 500 Kilometer am Tag. Dazu kommen die klassische Büroarbeit und die größeren Reparaturen, die er zu Hause in seiner Werkstatt erledigt. Doch für ihn gibt es keinen Zweifel an seiner Berufswahl: „Das ist mein Traumjob!“

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