Im Rausch der Drogen: „Wenn du Stoff hast, kommt nichts mehr an dich ran“

Tabu-Thema Sucht


  • Kreis Olpe, 18.03.2024
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  • Von Christine Schmidt
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Tabu-Serie, LokalPlus bricht Tabus, Darüber spricht man nicht von STUDIO GRAND WEB, Adobe Stock, Grafik: Ralph Schneider
Tabu-Serie, LokalPlus bricht Tabus, Darüber spricht man nicht © STUDIO GRAND WEB, Adobe Stock, Grafik: Ralph Schneider

Lennestadt. Marihuana, Amphetamine, Ecstasy, Pilze: Die Liste an Drogen, die Jana M. (Name von der Redaktion geändert) viele Jahre konsumiert hat, ist lang. Heute ist sie clean. Seit acht Jahren. Damals war ihr Leben ohne Drogen nicht auszuhalten, sagt sie.


„Wenn ich so darüber nachdenke, was ich genommen habe, ist es ein Wunder, dass ich hier sitze“, sagt die Mutter von drei Kindern. Man wisse nie, was einem auf der Straße verkauft werde.

Jana M. ist 36 Jahre alt und hat drei Kinder. Über mehrere Jahre nahm sie fast täglich Drogen. Am Anfang sei es nur zum Spaß gewesen. „Aber dann merkt man, wie toll der Zustand ist, rutscht irgendwie in diese Gewohnheit“, sagt sie.

Gewalt prägt das Familienleben

Denn ihr Leben ist zu diesem Zeitpunkt schwierig. Die 36-Jährge erzählt von ihrem damaligen Mann. Gewalt, Aggressionen und heftige Auseinandersetzungen prägen das Familienleben. Gefasst sagt sie: „Ja, mein Mann hat mich mehrfach geschlagen.“

Mit Drogen und auch Alkohol hält sie die Situation zuhause aus. „Die Probleme waren zwar da, aber sie kommen nicht an dich ran. Es fühlt sich an wie eine dicke Wand, eine Pufferschicht. Ich hatte nicht die nötige Stärke, mich zu trennen“, so Jana M..

Frauen, Depression, Gewalt, Lockdown, von Pixabay
Frauen, Depression, Gewalt, Lockdown, © Pixabay

Nach der Arbeit Bong (eine Wasserpfeife für den Cannabis-Konsum, Anm. d. Red.) rauchen, war für sie völlig normal, ebenso wie auch mal eine Nase vor einem Spaziergang zu ziehen. Das Fatale: Drei Kinder bekommen die Situationen mit. Die Mutter erzählt, dass man im Rausch viele Dinge vernachlässige. Haushalt sei dann egal.

Und auch die Versorgung der Kinder war aufs Nötigste reduziert. „Das Tief nach einem Hoch ist dreimal so hart“, weiß Jana M. aus Erfahrung.

„Aber“, wirft sie ein, „man ist Herr seiner Sinne. Man ist in einem Zustand, in dem man noch agieren kann. Die Leute denken immer, man sitzt sabbernd in der Ecke und ist nicht mehr ansprechbar. So ist es nicht.“

Verhaltensauffälligkeiten der Kinder nehmen zu

Und trotzdem: Ihre Kinder hätten richtig gelitten. Die Gesamtsituation zuhause sei schon schlimm gewesen, die Drogen hätten sie noch verschlimmert. Jana M. hat mit den Tränen zu kämpfen, als sie erzählt, wie die Verhaltensauffälligkeiten der Kids zugenommen hätten. „Aber es ist alles vorbei“, sagt die heute starke junge Mutter.

„Du hast kein Selbstwertgefühl, denkst niemand kann dir helfen. Wie sollst du da selbst rauskommen?“, sagt die 36-Jährige. Es nütze nichts, wenn das ganze Umfeld Druck ausübe, man müsse sich schon selbst eingestehen, dass man Hilfe benötige.

Viel Hilfe von außen

Ihr Schritt, Hilfe aufzusuchen, bringt Jana M. den Ausweg. „Die Sucht war erstmal zweitranging. Ich wollte meinen Mann und die Gewalt loswerden.“ Als ein Streit eskaliert, verschwindet ihr Mann.

„Ich hatte endlich wieder eine Perspektive“, erzählt die 36-Jährige. Sie habe nicht einmal das Bedürfnis gehabt, Drogen zu konsumieren. Als sich ihr Leben schlagartig zum Guten dreht, bekommt sie viel Hilfe vom Jugendamt, das ihr unter die Arme greift.

„Ich kann wirklich nur Gutes darüber sagen. Natürlich macht man sich transparent und zeigt sein ganzes Leben. Aber ohne Hilfe hätte ich es nicht geschafft“, so Jana M. Ihre größte Sorge nach dem Eklat war, dass ihr die Kinder weggenommen werden.

Smily Kids geben ihr Halt

„Dann hätte ich meinen letzten Anker verloren“, sagt sie mit zusammengepressten Lippen. Aber für die Familie geht es weiter. Jana M. besucht zusätzlich die Gruppe von Christa Gattwinkel, die Smily Kids, die ihr viel Halt gibt. Austausch mit Gleichgesinnten und vor allem ein vertrauter und anonymer Austausch für ihre Kinder, die viel verarbeiten müssen.

Mit viel Unterstützung und Therapien schafft die Mutter es, sich ins Leben zurückzukämpfen. „Heute fühle ich mich gut. Ich brauche das Zeug nicht mehr. Drogen machen es nur für den Moment besser. Wenn ich ein Tief habe, brauche ich professionelle Hilfe und ich weiß, wo ich die bekommen kann. Man kann es schaffen, aus diesem Loch herauszukommen.“

Kontakt

Caritas-Suchtberatung Fachstelle für Beratung, Behandlung und Prävention

  • Kolpingstraße 62, 57462 Olpe
  • +49 2761 921-1518

LP-Serie „Darüber spricht man nicht“:

Montag, 18. März: Drogensucht

Dienstag, 19. März: Depression

Mittwoch, 20. März: Unerfüllter Kinderwunsch

Donnerstag, 21. März: Häusliche Gewalt

Freitag, 22. März: Essstörung

Samstag, 23. März: Wechseljahre

Sonntag, 245. März: Angststörung

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