Schlafstörungen, Haarausfall, Burnout - was ist los mit mir?
Tabu-Thema: Wechseljahre
- Kreis Olpe, 23.03.2024
- Verschiedenes
- Von Nicole Voss
Kreis Olpe. Bei Laura waren es Gelenkschmerzen, bei Karin Depressionen und bei Oprah Winfrey – um ein prominentes Beispiel zu nennen – Herzrhythmusstörungen. Und bei mir? Hat es angefangen mit ständiger Migräne und Schlafstörungen.
Auf die Idee, dass der Auslöser für die verschiedenen Symptome die Wechseljahre sein können, ist keine von uns gekommen. Und auch zahlreiche andere Frauen mit vielen weiteren Symptomen nicht.
Die Liste der Symptome lässt sich mit Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme, Haarausfall, Konzentrationsstörungen, Blasenschwäche, Stimmungsschwankungen, Luftnot, Niedergeschlagenheit, Nervosität, Ängsten bis hin zum Burnout und weiteren fortsetzen. Viele Frauen fragen sich: „Was ist los mit mir?“
Gesprochen wird über einige der Symptome am liebsten gar nicht. Bei Schlafstörungen geht es noch. Aber welche Frau erzählt schon gerne, dass sie Blasenschwäche hat?
Was dann kommt, ist oft eine Odyssee durch sämtliche Facharztpraxen – angefangen beim Pneumologen über den Kardiologen, den Neurologen bis hin zum Gefäßchirurgen, ins CT und ins MRT. Wochenlange Krankschreibungen kommen hinzu. Vom Gynäkologen ist erstmal keine Rede, und selbst wenn, kommen auch die Gynäkologen nicht unbedingt auf die Idee, dass der schleichende Hormonmangel der Auslöser für die Symptome sein könne.
Solange die Periode noch regelmäßig kommt, können es die Wechseljahre ja nicht sein, ist bei einigen die „eingebrannte“ Meinung. Das primäre Symptom, mit dem viele Frauen diese anstrengende Zeit auch in Verbindung bringen, sind Hitzewellen – doch die kommen meistens erst später.
Bestsellerautorin Ildiko von Kürthy definiert Hitzewellen als Schmerzen. Egal wie, ist es für manch eine Frau - neben den Hitzewellen tagsüber - zusätzlich sehr anstrengend nachts drei, vier Mal schweißgebadet aufstehen zu müssen und das ganze Bett abzuziehen. Das nagt auch an der Energie für den folgenden Tag.
Und eins sollte Frau auch wissen: Die Wechseljahre beginnen viel früher, als wir denken, oftmals schon mit Ende 30/Anfang 40. Wer denkt da schon an die Menopause?
Zahlen, die aufhorchen lassen: 2023 sind alleine in Deutschland etwa neun Millionen Frauen zwischen 40 und 55 Jahren in den Wechseljahren. Etwa zwei Drittel von ihnen haben mit Beschwerden zu kämpfen, die ihr Leben mehr oder weniger stark einschränken. Studien belegen, dass fast 20 Prozent der Befragten über 55 früher in den Ruhestand gehen wollen.
Der wirtschaftliche Schaden durch lange Krankschreibungen ist immens. Laut einer Studie der renommierten Mayo-Clinic verliert die US-amerikanische Wirtschaft jährlich 1,8 Milliarden US-Dollar allein durch den Ausfall von Arbeitsstunden aufgrund von Wechseljahresbeschwerden. Für Deutschland gibt es noch keine belegbaren Zahlen.
Trotz dieser aufrüttelnden Erkenntnisse wird noch immer zu wenig darüber gesprochen. Das Thema scheint unsexy und macht alt. Hilfe zu finden, ist immer noch schwierig. Ärzte verweigern es, den Hormonstatus zu bestimmen (auch, wenn die Frau die Bestimmung der Werte selbst bezahlen muss), und von Therapien mit bioidentischen Hormonen distanzieren sich auch viele – sowohl Ärzte wie auch Frauen.
Dabei ist der Satz: „Da musst du durch. Das ist Natur“ einfach nur weltfremd. Wer Kopfschmerzen hat, nimmt eine Ibu, und banal ausgedrückt sind Karies und Krebs auch Natur. Egal, was Frau tut, jede geht ihren Weg, und dazu bedarf es Aufklärung und der Aufnahme der Wechseljahre ins Medizinstudium.
Jede Frau sollte frühzeitig Bescheid wissen, was auf sie zukommt, denn die Wechseljahre können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. In den sozialen Netzwerken wird von Influencerinnen, Schriftstellerinnen und Ärzten umfangreiche Aufklärung betrieben.
Es hat auch bereits mehrere Termine im Deutschen Bundestag gegeben, um die Politik zu sensibilisieren. Die Regierungsparteien haben auch reagiert und Mittel für die Frauengesundheit im Bundeshaushalt eingestellt.
Da an dieser Stelle bei unseren weiteren Tabu-Themen die Hilfsangebote stehen, kann ich aus eigener Erfahrung (keine Werbung) lediglich auf einige Bücher verweisen. Allen voran: „Woman on Fire“ von Dr. Sheila de Liz. Ein Spiegel-Besteller, der hilft zu verstehen, wie die weiblichen Hormone funktionieren und zusammenspielen und was passieren kann, wenn sie es nicht mehr machen.
Lesenswert sind auch: „Die gereizte Frau“ von Miriam Stein, „Wechseljahre keine Panik“ von RTL-Moderatorin Katja Burkard und als Hilfestellung „Nährstofftherapie“ von Dr. Helena Orfanos-Boeckel.
LP-Serie „Darüber spricht man nicht“:
Montag, 18. März: Drogensucht
Dienstag, 19. März: Depression
Mittwoch, 20. März: Unerfüllter Kinderwunsch
Donnerstag, 21. März: Häusliche Gewalt
Freitag, 22. März: Essstörung
Samstag, 23. März: Wechseljahre
Sonntag, 24. März: Angststörung