„Kurze Wege, kurze Beine“ – dieser Slogan wurde in der Ratssitzung am Mittwochabend zwar mehrfach bemüht. Letztlich konnte das Gremium aber nicht anders: Im Schuljahr 2015/16 wird es im Schulverbund Wendener Land nur noch drei Eingangsklassen geben.
Dieser Beschluss wurde mit der Empfehlung versehen, die künftigen Erstklässler alle zum Hauptstandort in Wenden zu schicken. Dieser Zusatz stellte die zahlreichen anwesenden Eltern keineswegs zufrieden. Sie sehen nicht nur lange Anfahrten statt kurzer Wege auf ihre Kinder zukommen. Insgesamt gefährde dieser Beschluss massiv die Schulstandorte Ottfingen und Rothemühle in ihrer Existenz.
Ein dramatischer Rückgang der Schülerzahlen ist der Grund für die Entscheidung, die aufgrund eines einhelligen Votums des eigens für diese Frage gebildeten Arbeitskreises Primar erfolgte. Arbeitskreis-Vorsitzender Ludger Wurm (CDU) machte die Entwicklung deutlich: Demnach standen im Jahr 2014 insgesamt 88 Kinder zur Einschulung an den drei Schulstandorten in der Planung. Eingeschult wurden letztlich sogar 95. In diesem Jahr standen 85 Lernanfänger im Plan, daraus wurden kurzfristig aufgrund von Umzügen nur noch 75. Das reicht gerade für drei Klassen. Mehr lässt das Schulministerium nicht zu.
Die Verteilung der Kinder auf die Standorte im Schulverbund liegt allerdings in der Entscheidung der Schulleitung. Rektorin Britta Halbe habe die Empfehlung des Arbeitskreises mitgetragen, berichtete Wurm. Ebenso die zuständige Schulrätin. Pädagogisch wie logistisch sei die Konzentration in Wenden die beste Lösung. So würden – auch durch den Wegfall der Fahrzeiten – etliche Lehrerstunden frei, die sinnvoll genutzt werden können.
Dennoch schieden sich an dieser Frage die Geister im Wendener Rat. Beobachter wie Politiker fragten sich angesichts der vorgetragenen Argumente immer wieder, ob es eigentlich um die Kinder oder am Ende nur um örtliche Interessen einzelner Mandatsträger gehe. Eine Elterninitiative aus Rothemühle hatte im Vorfeld einen Antrag formuliert, der eine 1. Klasse für die Kinder beider Standorte in ihrem Dorf fordert. „Wir müssen der Schulleitung ermöglichen, das Beste für die Kinder herauszuholen“, forderte UWG-Sprecher Uli Heinrich seine Ratskollegen auf, sich von örtlichen Befindlichkeiten zu lösen.
45 Kinder für den Hauptstandort Wenden, 18 für Rothemühle und 13 für Ottfingen sind laut Fachdienstleiter Michael Grebe der aktuelle Stand. Ferner habe eine weitere Familie in Ottfingen bereits ihren Umzug angekündigt.
20 Ratsmitglieder stimmten der Beschlussvorlage letztlich zu, einer stimmte dagegen, 3 enthielten sich der Stimme. Zuvor hatte Bürgermeister Peter Brüser zwei feste Zusagen in den Beschluss aufgenommen: Die Beförderung der Kinder und die Betreuung bis 13 Uhr bzw. im Offenen Ganztag sollen in Wenden gewährleistet werden.
Immer wieder war auch im Vorfeld beschwichtigend in Richtung Elternschaft und den Ottfinger und Rothemühler Einwohnern erklärt worden, dass mit diesem Ratsbeschluss die Aufgabe der beiden Zwergschulen nicht besiegelt sei. Was allerdings mit Kindern in Ottfingen oder Rothemühle geschieht, die demnächst eine Klasse wiederholen oder neu zuziehen, wenn eine Jahrgangslücke klafft, wurde nicht beantwortet. Auch eine Einschätzung, wie viele Eltern im Wendener Land nun ihr Kind an einer anderen Schule, beispielsweise in Hünsborn, anmelden, mochte niemand geben. Die Möglichkeit der freien Schulwahl könnte die Anmeldezahlen also weiter verringern. An der Anzahl der Klassen an der Wendener Schule wird das aber vermutlich nichts mehr ändern.