„Zum Rand voll mit Verkehr“: Ortsumgehung Gerlingen lohnt sich definitiv

Deutliche Zahlen


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Im Haupt- und Finanzausschuss sind die Ergebnisse einer Verkehrszählung sowie der Kosten-Nutzen-Analyse einer Ortsumgehumg für Gerlingen vorgestellt worden. von Lorena Klein
Im Haupt- und Finanzausschuss sind die Ergebnisse einer Verkehrszählung sowie der Kosten-Nutzen-Analyse einer Ortsumgehumg für Gerlingen vorgestellt worden. © Lorena Klein

Wenden/Gerlingen. Die Ortskernentlastungsstraße in Gerlingen ist bauwürdig. Das ist das klare Fazit der Kosten-Nutzen-Analyse, deren Ergebnisse am Montagabend, 24. Juni, im Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde Wenden vorgestellt worden sind. Seit Jahren ist die Koblenzer Straße mitten durch den Ort am Limit.


Die Ergebnisse sprechen für sich, die Schlussfolgerung könnte deutlicher nicht sein: Eine Ortskernentlastungsstraße, wie sie schon seit Jahren im Gespräch ist, könnte die Verkehrssituation in Gerlingen erheblich entspannen. Ingenieur Oliver Krey präsentierte den Ausschussmitgliedern die Auswertung einer Verkehrszählung an der Koblenzer Straße sowie der Kosten-Nutzen-Analyse einer möglichen Ortsumgehungsstraße.

Die Verkehrszählung fand für jeweils 24 Stunden an zwei Werktagen im März statt und dient als Grundlage für eine Lärmuntersuchung. Pro Tag wurden mithilfe von Videokameras mehr als 21.000 Fahrten im beobachteten Straßenabschnitt gezählt.

„Ab 1.000 Fahrten pro Stunde ist eine Straße schon ordentlich belastet“, erklärte Oliver Krey. In Gerlingen sei dies über den Tag eigentlich durchweg der Fall. Ab 15.000 Fahrten pro Tag gelte eine Straße als hochbelastet.

Belastung ist gleichbleibend, aber hoch

Das für einige Überraschende an den Zahlen: Im Vergleich zur Messung 2018 hat sich der Verkehr auf der Gerlinger Hauptstraße nicht erheblich gesteigert. Und dass, obwohl sich seither weitere Gewerbebetriebe, darunter Amazon als großer Verkehrserzeuger, im Gebiet Auf der Mark angesiedelt haben.

Saisonale Unterschiede, Stau in der Mittagszeit, an dem es nur schleppend vorangeht, sowie die wachsende Beliebtheit von Homeoffice könnten darein spielen, vermuteten einzelne Ausschussmitglieder. Das ändere aber nichts an der „dauerhaft hohen Belastung“, hob Oliver Krey hervor. Die Koblenzer Straße sei seit Jahren an ihrer obersten Kapazitätsgrenze und „zum Rand hin voll mit Verkehr“.

Archivfoto: Bürgermeister Bernd Clemens, der Gerlinger Ortsvorsteher Benjamin Hacke, IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer und BliG-Mitglied Franz-Josef Luke (von links) nahmen Stellung zur IHK-Blitzumfrage. von Wolfgang Schneider
Archivfoto: Bürgermeister Bernd Clemens, der Gerlinger Ortsvorsteher Benjamin Hacke, IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer und BliG-Mitglied Franz-Josef Luke (von links) nahmen Stellung zur IHK-Blitzumfrage. © Wolfgang Schneider

Umso spannender wurde es deshalb bei der zweiten Präsentation des Ingenieurs: Würde eine Ortskernentlastungsstraße die Situation verbessern und sich rechnen? In der Tat. Das kalkulierte Verhältnis von Kosten und Nutzen, zum Beispiel durch kürzere Reisezeiten, der Ortsumgehung mit Unterführung liegt beim Faktor 14,9.

Ab einem Faktor von 1, also gleichem Verhältnis, werde eine Maßnahme als notwendig angesehen, erklärte Oliver Krey die abstrakte Zahl. „Ich habe es in der Höhe noch nicht gesehen“, betonte er die Auswertung für Gerlingen. Die Ortskernentlastungsstraße sei „auf jeden Fall umsetzungswürdig.“

Sie würde den Verkehr auf der Koblenzer Straße um viele tausend Fahrten am Tag mindern und bringe einen jährlichen Nutzen von etwa 4,1 Millionen Euro. Bei der Variante mit Unterführung, deren Kosten derzeit bei 15 Millionen Euro liegen, würde sich die Straße also nach knapp vier Jahren rechnen. Für eine Ortsumgehung mit Untertunnelung müssten 20 Millionen Euro in die Hand genommen werden.

Konkreter Vorschlag nach Sommerpause

All dies „ruft danach, dass die Straße so schnell wie möglich gebaut wird“, folgerte Bürgermeister Bernd Clemens. Schon die IHK-Umfrage (LokalPlus berichtete) habe gezeigt, dass örtliche Unternehmen unter der hohen Verkehrsbelastung leiden.

Trotz Dringlichkeit werde die Gemeindeverwaltung erst einmal die Sommerpause dafür nutzen, einen Vorschlag für den Rat zu unterbreiten, so Clemens. Auch in Hinblick auf personelle und finanzielle Herausforderungen. Von Bund und Land erhalte die Gemeinde für das Vorhaben bisher keine Unterstützung, erinnerte er. Ob die geplante Bodendeponie der Finanzierung in die Karten spielen könnte, stehe ebenfalls noch nicht fest. Die Gemeinde Wenden ist in Sachen Gerlinger Ortsumgehung also vorerst weiterhin auf sich allein gestellt.

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