Zu teuer: Wendener Verwaltung will geplantes Gewerbegebiet nicht mehr

32 Millionen Euro für Ruttenberg-Anbindung


  • Wenden, 11.06.2022
  • Politik
  • Von Wolfgang Schneider
    Profilfoto Wolfgang Schneider

    Wolfgang Schneider

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Topnews
Das geplante Gewerbegebiet liegt unmittelbar am Autobahnkreuz Olpe-Süd zwischen Gerlingen und Saßmicke. von Gemeinde Wenden
Das geplante Gewerbegebiet liegt unmittelbar am Autobahnkreuz Olpe-Süd zwischen Gerlingen und Saßmicke. © Gemeinde Wenden

Gerlingen. Die Gemeinde Wenden will sich von dem geplanten interkommunalen Gewerbegebiet Ruttenberg verabschieden. Grund sind immens hohe Kosten für die verkehrliche Erschließung des Gebietes. Lege man diese Kosten auf die Grundstückspreise um, führe das zu Quadratmeterpreisen von 135 bis 200 Euro, heißt es in einer Beschlussvorlage der Gemeindeverwaltung für die nächste Ratssitzung.


„Unter diesen Umständen besteht für das interkommunale Gewerbegebiet keine Wettbewerbsfähigkeit. Dieses Ergebnis wurde bereits mit den Städten Olpe und Kreuztal kommuniziert“, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage.

Die Gemeinde Wenden hatte vor, das das 70 Hektar große Gewerbegebiet Ruttenberg an der A 4 und A 45 bei Gerlingen (unmittelbar an der Gemeindegrenze zu Olpe,) gemeinsam mit den Nachbarstädten Olpe und Kreuztal zu verwirklichen – vorausgesetzt, es wird in den neuen Regionalplan aufgenommen.

Die Planungsskizze für das angestrebte Gewerbegebiet Ruttenberg. Die Erschließung bzw. Anbindung soll irgendwo innerhalb des türkisfarbenen Bereichs erfolgen. von Gemeinde Wenden
Die Planungsskizze für das angestrebte Gewerbegebiet Ruttenberg. Die Erschließung bzw. Anbindung soll irgendwo innerhalb des türkisfarbenen Bereichs erfolgen. © Gemeinde Wenden

Das soll jetzt nicht mehr weiter angestrebt werden. Am Mittwoch, 15. Juni, steht das Thema auf der Tagesordnung des Wendener Gemeinderates. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung ist eindeutig:

„Aufgrund der hohen Kosten und der hierdurch nicht vorhandenen Wettbewerbsfähigkeit wird das interkommunale Gewerbegebiet Ruttenberg nicht weiterverfolgt. Die Anregung, das interkommunale Gewerbegebiet Ruttenberg im Zuge der Regionalplanaufstellung auszuweisen, wird zurückgezogen. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten schlägt der Bürgermeister vor, die Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebietes Ruttenberg nicht weiterzuführen.“

23 Mio. Euro für Entlastungsstraße

Die Kosten, die im Rahmen einer Machbarkeitsstudie grob ermittelt wurden, sind immens. Allein der Bau einer Umgehungsstraße, die die extrem stark belastete Ortsdurchfahrt von Gerlingen entlasten soll, wird mit 23 Millionen Euro veranschlagt. Die zusätzliche Anbindung des Gewerbegebietes Ruttenbergs würde weitere 32 Millionen Euro kosten.

Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten solle man sich von den Planungen für das interkommunale Gewerbegebiet verabschieden, findet Bürgermeister Bernd Clemens. Unabhängig davon soll aber, wenn der Gemeinderat es so beschließt, die Ortskernentlastungsstraße realisiert werden. „Für die Umsetzung der Ortskernentlastungsstraße werden die Gespräche mit dem Fördermittelgeber erneut aufgenommen“, heißt es im Beschlussvorschlag der Verwaltung.

IHK übt harsche Kritik

Harsche Kritik an dem Vorschlag der Gemeindeverwaltung kommt von der Industrie- und Handelskammer Siegen. „Eine Abkehr vom geplanten Gewerbegebiet Ruttenberg ist der falsche Weg und perspektivisch für die heimische Wirtschaft, insbesondere den Kreis Olpe ein Tiefschlag“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.

„Die Folgen für die Zukunft des Industriestandortes wären weitreichend“, so Gräbener weiter. „Es handelt sich um eine der letzten, großen interkommunalen Gewerbeflächen, die für die heimischen Betriebe überhaupt noch im Regionalplan berücksichtigt werden können.“ An die Kommunalpolitik richtet er den Appell, die Planungen für das Gewerbegebiet nicht vorzeitig gänzlich einzustellen.

Artikel teilen: