Von Kirmes bis Sankt Martin: Pastor Elbracht über den Neubeginn in Wenden

Installation zum Pfarrer steht an


  • Wenden, 12.11.2023
  • Glaube & Religion
  • Von Lorena Klein
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Pastor Christian Elbracht ist seit gut 100 Tagen im Wendener Land. Bald wird er offiziell zum Pfarrer ernannt. von Lorena Klein
Pastor Christian Elbracht ist seit gut 100 Tagen im Wendener Land. Bald wird er offiziell zum Pfarrer ernannt. © Lorena Klein

Wenden. Der Pastoralverbund Wendener Land hat seit gut 100 Tagen ein neues geistliches Oberhaupt. Nach dem Tod von Pfarrer Michael Kleineidam im Herbst 2022 wurde Pastor Christian Elbracht (44) Anfang August als sein Nachfolger und neuer Pfarradministrator in Wenden willkommen geheißen. Wie er sich bisher eingelebt hat und wann er offiziell „Pfarrer“ genannt werden darf, darüber spricht der Pastor im Interview mit LokalPlus.


Wie war die Ankunft im Wendener Land?

Ein Neubeginn ist immer spannend. Ich bin herzlich von allen Seiten aufgenommen worden. Es gibt aber auch viele Dinge, die man erst einmal erfassen muss. So ist jede Gemeinde und jeder Pastoralverbund anders strukturiert und hat andere Institutionen. Es ist also immer noch ein Kennenlernen und Ankommen. Man sagt, im Groben braucht es ein Jahr, so dass man alle kirchlichen und weltlichen Feste einmal mitgenommen hat. Meine Ankunft fiel direkt in die fünfte Jahreszeit der Wendener: die Wendsche Kärmetze. Im Pfarrhaus war ich da natürlich mittendrin.

Vom Pfarradministrator zum Pfarrer

Momentan tragen Sie den Titel „Pfarradministrator“. Was bedeutet das und wann werden Sie offiziell das Amt des Pfarrers übernehmen?

Ein Pfarradministrator ist sozusagen ein Pfarrer auf Zeit. Er hat die gleichen Rechte und Pflichten, kann aber leichter wieder abberufen werden. In Paderborn haben wir derzeit auch keinen Bischof, sondern einen Diözesanadministrator. Erst wenn dieser zwölf Monate im Amt ist, kann er jemanden zum Pfarrer ernennen.

Pastor Christian Elbracht ist seit rund 100 Tagen im Wendener Land. Bald wird er offiziell zum Pfarrer ernannt. von Lorena Klein
Pastor Christian Elbracht ist seit rund 100 Tagen im Wendener Land. Bald wird er offiziell zum Pfarrer ernannt. © Lorena Klein

Zum 1. Dezember darf ich nun auch diesen Titel tragen. Die Installation findet, unter anderem gemeinsam mit dem neuen Pfarrer Krischer aus Finnentrop, am 28. November in Paderborn statt. Meine offizielle Pfarreinführung in Wenden war bereits am 1. Oktober. Da haben viele ins Rad gegriffen, es war ein gelungener Festtag.

Wie lange wirken Sie schon als Pastor? Warum haben Sie sich damals für diesen Beruf entschieden?

Meine Priesterweihe war 2006 im Dom in Paderborn. Wir sprechen beim Priestertum ja von einer Berufung. Bei mir hat Gott durch andere Menschen, Begegnungen und Situationen gesprochen. Nach der Schule wollte ich zuerst Lehramt studieren: Deutsch, Latein und Religion. Ein Freund meinte, mit dieser Kombination könnte ich ja auch gleich Pastor werden. Und ich habe mir überlegt: Ja, warum eigentlich nicht?

Dankbarkeit zurückgeben

In meinem Jahr Zivildienst im Altenheim wollte ich meine Entscheidung erst einmal prüfen. Dort habe ich erlebt, dass die Menschen, die im Glauben gestorben sind, leichter gegangen sind – das hat mich bestärkt. Und auch meine Dankbarkeit für ein gutes Elternhaus, Familie und Freunde. Ich persönlich kann diese Dankbarkeit gegenüber Gott am besten als Priester zurückgeben. Es war ein Prozess, der lange gereift ist.

Pastor Christian Elbracht ist seit rund 100 Tagen im Wendener Land. Bald wird er offiziell zum Pfarrer ernannt. von Lorena Klein
Pastor Christian Elbracht ist seit rund 100 Tagen im Wendener Land. Bald wird er offiziell zum Pfarrer ernannt. © Lorena Klein

Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Wie kann die Kirche dieser Entwicklung aus Ihrer Sicht noch entgegenwirken? Haben sich auch die Aufgaben der Geistlichen verändert?

Wenn ich dafür ein Patentrezept hätte, dann wäre ich glücklich. Einmal sollte man sich auf die immer kleiner werdenden Gemeinden fokussieren. Wozu sind wir wirklich noch da und was sind unsere Kernbotschaften? Passend finde ich da die Verse aus der Apostelgeschichte 2, 42 bis 46. Das gibt den Grundbestand des christlichen Lebens wieder: Den Glauben feiern im Gottesdienst, im Gebet und in der Nächstenliebe.

Wir sollten also zurückschauen auf den Kernauftrag und auch so leben – authentisch sein, sagt man heute. Und das Licht nicht unter den Scheffel stellen. Denn es gibt das Negative, aber wie sähe die Welt aus, wenn es das Christentum nicht gäbe, das bis in unsere Sozialgesetzgebung wirkt? Auch Missbrauchsfälle sollten aufgearbeitet werden, so dass wir zur Wahrhaftigkeit zurückkommen.

Eine helle dunkle Jahreszeit

Die dunkle Jahreszeit ist auch die Zeit vieler christlicher Feste. Was bedeuten diese für Sie?

Wer als Gläubiger durch die dunkle Jahreszeit geht, für den ist es eigentlich eine sehr helle Zeit. Anfang November blicken wir auf zu den Heiligen und Seeligen, Ende November ist das Christkönigsfest. Dazwischen St. Martin, doch der Tag ist nicht nur ein Kinderfest. Denn jeder kann St. Martin sein, teilen und gute Taten verrichten.

Auf den November folgt dann die Adventszeit. Und vieles, das damit oberflächlich in Verbindung gebracht wird, hat auch eine tiefere Bedeutung. Zum Beispiel die Lichtersymbolik, die Motive im Spekulatius, die häufig die Nikolaus-Geschichte aufgreifen, und der Christstollen, der Jesus in weißen Tüchern darstellen soll. Die besonderen Gottesdienste stimmen natürlich auch auf die Weihnachtszeit ein. Ich freue mich jedes Mal auf Weihnachten und bin gespannt, wie die Tage in anderen Gemeinden gefeiert werden.

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