Sonder-Sprechstunde für Flüchtlinge in Hillmicke

Ärzte aus Hünsborn helfen spontan / Impfungen besonders wichtig


Stefan Spieren während einer Untersuchung: Die Hälfte der Hillmicker Flüchtlinge waren nicht geimpft.
Stefan Spieren während einer Untersuchung: Die Hälfte der Hillmicker Flüchtlinge waren nicht geimpft.

Eine Sprechstunde eigens für Flüchtlinge bietet seit Oktober die Hausarztpraxis Spieren in Hünsborn an. Auf einen Hilferuf aus Hillmicke, dass es dort Schwierigkeiten bei der ärztlichen Versorgung gebe, reagierten Stefan und Julia Spieren daher sofort und legten eine Sonder-Sprechstunde ein.


Im Oktober hatten die beiden Ärzte die Sprechstunde für Flüchtlinge in Hünsborn eingeführt. Diese findet immer montags ab 13 Uhr in der Hausarztpraxis Spieren statt. Nach zwei Monaten können Stefan und Julia Spieren heute eine positive Bilanz ziehen: „Nach nur wenigen Erklärungen und Hinweisen haben die Menschen sehr schnell gelernt, wie unser Gesundheitssystem funktioniert und dass der Hausarzt erste Anlaufstelle und Berater nicht nur für gesundheitliche Probleme sein kann“, berichtet Stefan Spieren. Mittlerweile laufen die Sprechstunden sehr strukturiert ab. Bei sprachlichen Barrieren oder Problemen mit der Kultur sind meist selbst organisierte Übersetzer bzw. Vermittler vor Ort. Dies hat sich nicht nur in Hünsborn rumgesprochen. „Wir erhalten fast täglich Anrufe aus anderen Ortschaften. Ehrenamtliche Helfer bringen die Flüchtlinge dann in die Sprechstunden“. Insbesondere aus Orten, in denen es keine Ärzte gibt.
Probleme bei der Versorgung
Vor einer Woche berichtete Jana Poestges, eigentlich ehrenamtlich in Hünsborn tätig, dass es Schwierigkeiten bei der ärztlichen Versorgung der Flüchtlinge in Hillmicke gibt. Ein Hausarzt ist nicht direkt vor Ort, die Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist schwierig. Von den aktuell 20 Flüchtlingen, die in Hillmicke in einem Container untergebracht sind, sei die Hälfte gar nicht geimpft. Termine bei nahegelegenen Ärzten seien in der „Erkältungszeit“ nur schwer zu bekommen, „insbesondere, wenn es so viele Menschen sind, die Hilfe benötigen“, so Jana Poestges. Doch gerade Flüchtlinge, so erklärt Stefan Spieren, seien besonders gefährdet, sich mit Grippe zu infizieren, weil sie anfänglich auf engstem Raum in Erstaufnahmeeinrichtungen leben – hier sei die Gefahr einer Ansteckung hoch. „Zudem sind Flüchtlinge nach langer Flucht schwach und krank, so können sich Infektionen sehr schnell ausbreiten.“
Rückenschmerzen und Erkältungen
Daher entschlossen sich Stefan und Julia Spieren aus organisatorischen Gründen, eine Sonder-Sprechstunde für die Flüchtlinge in Hillmicke einzulegen. „Denn der Transport wäre letztlich viel aufwendiger gewesen“, erklärt der Arzt. Und die Flüchtlinge kamen in Scharen, klagten in erster Linie über Rückenschmerzen und Erkältungssymptome. Acht Insgesamt wurden acht Personen vollständig geimpft werden, da keinerlei Impfschutz bestand. Weitere zwölf Menschen erhielten sogenannte „Auffrischimpfungen“, außerdem wurde alle gegen die Grippe geimpft.
Julia Spieren betont, dass „ein ordentlicher Impfschutz das Mindeste ist, was bei den Menschen im Container überprüft werden müsse. Selbstverständlich aber auch der gesundheitliche Zustand in der kalten Jahreszeit“. Denn diese Temperaturen kennen viele der Flüchtlinge nicht. „Für Hinweise und Tipps, welche Hausmittel und Medikamente bei einer Erkältung helfen, waren alle sehr dankbar“. (LP)
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