Schulstandort steht vor dem Aus

Bildungsausschuss schlägt Auflösung im Sommer vor


  • Wenden, 05.04.2016
  • Von Sven Prillwitz
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    Sven Prillwitz

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 von Volker Lübke
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Noch setzt sich der Grundschulverbund „Wendener Land“ aus dem Hauptstandort in Wenden und den beiden Teilstandorten in Rothemühle und Ottfingen zusammen. Das könnte bereits nach den Sommerferien anders aussehen: Der Ausschuss für Bildung und Soziales schlägt dem Gemeinderat die Auflösung des Teilstandortes in Ottfingen zum Ende des laufenden Schuljahres vor. Begründung: weiterhin rückläufige Schülerzahlen, „gesamtgemeindliche Interessen“ und wirtschaftliche Aspekte.


Bis Mitte März lagen an der Schule in Ottfingen lediglich 16 Anmeldungen für das neue Schuljahr vor – und damit zu wenig für die Bildung einer Eingangsklasse und einen verbindlichen Klassenbetrieb über vier Jahre. Wieder einmal, denn im Vorjahr war ebenfalls aufgrund zu niedriger Anmeldezahlen keine erste Klasse in Ottfingen zustande gekommen. Generell sei die Schule als Teilstandort immer auf Kinder aus anderen Orten angewiesen gewesen, argumentiert der Bildungsausschuss in der entsprechenden Sitzungsvorlage. Zu diesem Ergebnis kommt auch die „Projektgruppe Bildung und Region“ aus Bonn, die im Auftrag der Gemeinde Wenden einen „Schulentwicklungsplan“ bis einschließlich 2020/21 erarbeitet hat. Auch das Unternehmen „Dr. Garbe & Lexis“ aus Gütersloh bescheinigt der Schule in Ottfingen zu niedrige Anmeldezahlen, sieht hierfür aber einen anderen Grund – einen örtlichen: „Leider ist zu bemerken, dass einige Eltern lieber auswärts anmelden (…). Wenn sich alle Eltern, deren Kinder in Ottfingen geboren werden, auch dort anmelden, dann wäre die Schule stabil – so aber steht ihre Existenz in Frage“, heißt es in dem Gutachten zur Bewertung der Schulraumsituation. Tatsächlich könnten 20 Kinder aus Ottfingen ab Sommer vor Ort die Schule besuchen und eine erste Klasse bilden.
Wirtschaftliche Gründe, pädagogische Vorteile
Mit Verweis auf das Wahlverhalten der Eltern, aber auch mit Blick auf die Möglichkeiten in Wenden plädiert der Bildungsausschuss für die Auflösung des Teilstandorts im Sommer. Am Hauptstandort des Grundschulverbunds seien ausreichende räumliche Kapazitäten vorhanden, um hier ab dem kommenden Sommer drei statt wie bisher zwei Eingangsklassen zu bilden. Die Mehrzügigkeit in Wenden bringe außerdem diverse pädagogische Vorteile mit sich wie ein breiter qualifiziertes Lehrerkollegium und ausgeglichene Klassenstärken. Weil ein Schulweg von rund drei Kilometern Länge zu den Schulstandorten in Wenden und Rothemühle außerdem zumutbar sei, sei die „weitere schulische Nutzung des Schulgebäudes in Ottfingen für ausschließlich vier Grundschulkassen wirtschaftlich nicht vertretbar“, folgert der Ausschuss.
Drei Eingangsklassen am Hauptstandort
Bereits zum kommenden Schuljahr sollen am Hauptstandort in Wenden drei Eingangsklassen gebildet werden und eine erste Klasse am Teilstandort in Rothemühle entstehen. Schüler, die für das kommende Schuljahr in Ottfingen angemeldet worden sind bzw. die Schule aktuell besuchen, sollen – soweit machbar – nach den Wünschen der Eltern auf beide Standorte verteilt werden. Damit alle Beteiligten – die Gemeinde als Schulträger, die Eltern und Schüler, das Schulamt des Kreises, die Schulen und die Träger des offenen Ganztagsangebots bzw. der Betreuungsmaßnahme 13+ – schnellstmöglich Planungssicherheit haben, setzt sich der Bildungsausschuss für eine „sofortige Vollziehung“ des Ratsbeschlusses ein und verweist auf das besondere öffentliche Interesse der Entscheidung. Der Gemeinderat kommt am 20. April zusammen. Eine Woche zuvor präsentiert der Bildungsausschuss die Ergebnisse der Gutachten im Rathaus.
Kindertagesstätte als Zukunftsmodell
Ein Modell für die Folgenutzung der jetzigen Schule in Ottfingen liegt bereits vor: Bürgermeister Bernd Clemens hatte die Einrichtung einer kommunalen Kindertagesstätte ins Gespräch gebracht. Eine kurzfristige Folgenutzung allerdings sei nicht möglich, weil eine neue „Gesamtbedarfsplanung“ notwendig sei, um den künftigen Bedarf auch kreisweit einschätzen zu können. Einen erhöhten Bedarf an Betreuungsplätzen sowohl im U3-Bereich als auch für Kinder ab drei Jahren sieht Clemens aber gegeben. Ein erstes Gespräch mit dem Jugendamt fand im März bereits statt. Die Einrichtung einer Großtagespflegestelle sei komme unter Umständen ab Sommer in Frage, so der Bürgermeister.
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