Riesenbanner für König Fußball

Banner aus dem Hause Signum Trikora zieren Stadien der Bundesliga


  • Wenden, 15.08.2015
  • Von Volker Lübke
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XXX...L: Für die Übergröße des BVB-Trikots aus Gerlingen gibt es keine Bezeichnung mehr. von s: Signum Trikora
XXX...L: Für die Übergröße des BVB-Trikots aus Gerlingen gibt es keine Bezeichnung mehr. © s: Signum Trikora

Ob Christos Herz für König Fußball schlägt, wissen wir nicht. Trotzdem hätte der Verpackungskünstler sicher seine helle Freude an der Arbeit von Roswitha Merz und ihren Mitarbeiterinnen. In der Fabrikhalle in Gerlingen werden Stoffbahnen zu Formaten verarbeitet, die für die Arbeit von Christo und Jeanne-Claude taugen. Nur sind die Rollen nicht weiß oder beige, sondern leuchten in allen Farben. Werbung muss schließlich bunt und schrill sein. Was das Team der Signum Trikora GmbH herstellt? Fahnen, Banner und T-Shirts in wirklichen Übergrößen.


„So ein Mittelkreisaufleger für die Bundesliga misst 19 Meter im Durchmesser“, erzählt Roswitha Merz. Und das ist noch längst nicht das größte Format, das die Gerlinger Näherei verlassen hat. Aus den drei Meter breiten Stoffbahnen, die abgerollt bis zu 500 Meter lang sind, lässt sich einiges machen. „Unser größtes Stück war ein 18 mal 65 Meter großes Banner für Rapid Wien“, erinnert sich die Inhaberin, die den Betrieb 1998 in einer Scheune in Saßmicke gegründet hat.
Inzwischen beschäftigt Roswitha Merz elf Frauen und einen Mann in dem Betriebsgebäude in Gerlingen. Die gelernte Damenschneiderin hatte zuvor bei Kebbekus und Eibach in Olpe gearbeitet. Als das Geschäft schloss, machte sie sich selbstständig – und hatte gleich mit einigen ehemaligen Kolleginnen ein eingespieltes Team. Der Zufall spielte dann eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur bundesweit gefragten Fahnennäherei. Banner, Mittelkreisaufleger, Torhintergründe und überdimensionale Trikots zieren die großen Stadien landauf landab. Ross und Reiter kann und will die Geschäftsfrau nicht nennen. Nur so viel: „Wenn bei einem Bundesligaclub der Sponsor wechselt, muss komplett neue Werbung her“, erzählt Roswitha Merz, „da muss es auch schon mal schnell gehen.“ In der Verlässlichkeit ihres Unternehmens sieht sie einen Faktor für den Erfolg. „Manchmal haben wir nur zwei Wochen Zeit.“ Die Kette vom Entwurf über das Bedrucken der Stoffe bis zum letzten Nadelstich und der Anlieferung muss reibungslos funktionieren. „Das lässt man einmal platzen, dann ist man raus“, weiß die Firmenchefin, die mit ihren Mitarbeiterinnen auch schon mal eingesprungen ist, wenn andere gepatzt haben. Neben den Großformaten, wie dem mit sechs mal sieben Metern eher kleinen BVB-Trikot, übernimmt Signum Trikora auch kleinere Formate – dafür in riesigen Stückzahlen. „Wir sind in Null-Komma-Nichts in der Lage, eine große Serie mit zigtausend Stoffplakate für die Werbung zu machen“, so Merz. Zwischen 800 und 1000 Stück pro Tag seinen kein Problem. Und wenn es mal eng wird, dann setzt die Eigendynamik eines guten Teams ein – wie beim Fußball. Roswitha Merz: „Dann sagen wir eben, ‚wir schaffen das‘, und legen los.“ In der lichten Halle stehen nämlich nicht etwa Automaten. „An jeder Nähmaschine muss jemand sitzen.“ Natürlich seien Nähereien in Fernost aufgrund der dort gezahlten Dumpinglöhne billiger zu haben, weiß die Geschäftsfrau. Der hohe Zeitdruck schalte diese Konkurrenz aber oft von vornherein aus. „Wir liegen in Olpe ja auch logistisch sehr günstig. Viele Kuriere kommen hier vorbei.“
Der Transport der Mega-Formate aus der Wendener Nähstube sei nicht zu unterschätzen. Wenn die Stoffbahnen auf den 1,80 mal 11 Meter großen Tischen vernäht werden, fallen sie locker auf den Boden. „Einen solchen Stoffberg kann keiner mehr allein bewältigen. Zum Einfalten und Verpacken sind dann meist mehr als zwei Leute nötig.“
Geheimtipp unter Filmemachern
„Früher lebten Fahnennähereien von den Schützenfesten“, erzählt die Schneiderin, die ihr Hobby, das Handarbeiten, zum Beruf machte. „Das läuft heute eher nebenher.“ Dass sie und ihr Team aber auch das können, ist beispielsweise in einem historischen Museum in den USA zu sehen, für das Merz‘ Firma eine Fahne reproduziert hat. Mit diesem Know-how ist der Gerlinger Betrieb ganz nebenbei zum Geheimtipp unter Filmemachern geworden. „Die brauchen immer mal historische Fahnen.“ Apropos Christo: So, wie der Verpackungskünstler seine Stoffhüllen nach einiger Zeit wieder entfernt, sind auch die Produkte aus dem Hause Signum Trikora meist nur kurze Zeit zu sehen. „Manchmal nur für wenige Sekunden vor dem Anpfiff im Fernsehen“, weiß Roswitha Merz, die Christo bereits einmal alle Ehre gemacht hat. 2008 wurde der Wasserturm in Ladenburg (bei Heidelberg) in einen Leuchtturm verwandelt - mit einer rot-weiß gestreiften Stoffhülle aus Gerlingen.
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