„Menschen zu helfen, wenn sie in Not sind, ist das Wichtigste“

Interview: Malteser erzählen von ihrem Arbeitstag beim Karneval


Topnews
Das vierköpfige Team des Malteser Hilfdienstes war bei der Prunksitzung in Hünsborn vor Ort. von privat
Das vierköpfige Team des Malteser Hilfdienstes war bei der Prunksitzung in Hünsborn vor Ort. © privat

Hünsborn. Tollitäten und Tanzgruppen stehen an den närrischen Tagen im Vordergrund. Im Hintergrund sorgen Hilfsdienste für die Sicherheit der Akteure und Besucher. So wie der Malteser Hilfsdienst. Die Sanitätsgruppe aus Wenden war auf der Prunksitzung in Hünsborn unterwegs. Im Interview mit LokalPlus erzählt Ludger Kiermaier, Leiter Notfallvorsorge, von typischen Verletzungen an Karneval und mit welchen Aussagen das vierköpfige Team konfrontiert wird.


Ist ein Dienst zwischen all den „Pappnasen“ eigentlich anstrengend oder doch eher unterhaltsam?
Sowohl als auch. Die Sitzung in Hünsborn ist eigentlich ruhig verlaufen. Wir hatten zwar den Fall, dass eine Tänzerin im Krankenhaus gelandet ist, aber sonst war alles ganz entspannt. Wir schunkeln auch selber mit und haben unseren eigenen Platz, an dem wir uns Spaß machen. Aber wenn jemand unsere Hilfe benötigt, stehen wir natürlich sofort parat und kümmern uns.
Wie sehen Ihre Aufgaben bei einer solchen Karnevalsveranstaltung genau aus?
Wir sind rund um die Uhr für die Besucher und die Akteure zuständig. Wir sind sofort zur Stelle, wenn etwas passiert. Dann kümmern wir uns natürlich um die Verletzungen. Sonst sind wir einfach vor Ort und warten ab, ob etwas passiert.
 
Auch bei Kostümproblemen gefragt
Was gehört zu den typischen Verletzungen und Unfällen an Karneval?
Typische Verletzungen sind zum Beispiel verstauchte Knöchel, blutende Nasen und andere kleine Blessuren. Aber es kommt auch manchmal vor, dass sich Betrunkene mit dem Sicherheitsdienst anlegen und randalieren – auch da müssen wir verarzten. Dann gab es auch mal einen Fall, dass jemand durch seine Insulinspritze einen erhöhten Zuckerwert hatte, der dann unsere Hilfe benötigte.
Gibt es auch Situationen, in denen Sie sich das Lachen manchmal verkneifen müssen?
Ja, aber nichts Großartiges. Es kommt gerade an Karneval manchmal vor, dass Tänzerinnen ganz hektisch zu uns kommen und uns nach Sicherheitsnadeln fragen - bei ihnen würde das Kostüm rutschen. (lacht)
 von privat
© privat
Sich um Betrunkene kümmern, die kaum noch ein klares Wort sprechen können. Werden Sie manchmal beleidigt? Schaffen Sie es immer, mit solchen Situationen ruhig umzugehen?
Ja, leider kommt das tatsächlich ab und zu vor, dass unser Team so etwas einstecken muss. Da kommen dann Sprüche wie „Jetzt seht doch mal zu“ oder „Lasst das doch liegen“ – und das in einen richtig unverschämten Ton. Natürlich versuchen wir das gelassen zu sehen. Ich gebe dann auch gerne mal den passenden Kommentar zurück (lacht). Dann ist aber auch gut, man sollte nicht zu viel sagen und einfach Ruhe bewahren, auch wenn es einem manchmal schwer fällt.
Mussten Sie schon schlimme Erfahrungen bei Ihren Einsätzen machen?
Oh ja, einmal. Da sind wir von einem Sanitätsdienst zurückgefahren und auf der Strecke war ein Unfall, der tödlich ausgegangen ist. Dort wurden wir angehalten, aber wir konnten nichts mehr tun. Und das haben uns auch die Leute an den Kopf geschmissen: Wir könnten ja eh nicht viel machen. Dann hat man uns wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt – das war echt ein Schock.
„Wir finden gut, dass ihr auf uns aufpasst“
Erfahren Sie denn auch Wertschätzung von den Menschen?
Ja, natürlich. Es gibt viele, die zu uns kommen und uns für unsere Arbeit loben – ältere Menschen mehr als jüngere. Bei einer Veranstaltung kamen mal Leute, die uns 5 Euro mit den Worten „Wir finden gut, dass ihr auf uns aufpasst“ in die Hand gedrückt haben.
Zählt Karneval zu den anstrengendsten Tagen oder gibt es andere Veranstaltungen, die Sie mehr fordern?
Karneval ist gar nicht so anstrengend, da gibt es schlimmere Veranstaltungen – das „Wernerfest“ in Hünsborn zum Beispiel. Da passiert vier Stunden nichts, und dann ist vier Stunden so richtig Action. Das kann dann auch mal anstrengend sein. In Hünsborn beim Karneval waren wir auch acht Stunden im Einsatz (von 18 bis 2 Uhr, Anm. d. Red.), aber wie gesagt, da war es zum Glück ganz ruhig.
 von privat
© privat
Was motiviert einen dazu, ehrenamtlichen Dienst zu leisten?
Anderen Menschen zu helfen, wenn sie in Not sind – das ist mir das Wichtigste. Neben der Hilfeleistung, die natürlich an oberster Stelle steht, bekommt man außerdem auch manchmal etwas geboten. Wenn wir zum Beispiel auf Konzerten im Dienst sind, können wir die Musik kostenlos erleben (lacht).
Gibt es Fortbildungen, um für solche Veranstaltungen gerüstet zu sein?
Ja, natürlich. Wir haben das in der Vergangenheit so gemacht, dass wir uns darauf vorbereitet haben, wenn ein Dienst anstand. Wir sind durchgegangen, was passieren könnte und was wir in diesen Situationen machen. Um eben richtig vorbereitet zu sein.
Wie lautet Ihr Resümee für diese Karnevalssession und welche nächste große Veranstaltung steh für Sie im Kalender?
Für uns ist alles echt ruhig und gut verlaufen. Die nächste große Veranstaltung ist der Jacobimarkt im Herbst, aber vielleicht kommen ja bis dahin noch Anfragen rein.

Artikel teilen: