Mehr Spontanität im Umgang mit Flüchtlingen

Marie-Luise Pfaff spricht über Flüchtlingsbetreuung


  • Wenden, 07.08.2015
  • Von Kyrosch Alidusti
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    Kyrosch Alidusti

    Redaktion

 von Symbol Matthias Clever
© Symbol Matthias Clever

Marie-Luise Pfaff ist beim Sozialamt der Gemeinde Wenden beschäftigt, mit der Flüchtlingsbetreuung befasst und im täglichen Umgang mit den Menschen vertraut, die aus der Not hierher kommen.


Täglich sei sie im Gespräch und vor Ort bei den Menschen, berichtet sie. Wenn sie über die Zahlen der Flüchtlinge in Wenden spricht, gehören die Nicht-Anerkannten und Zurückgeschickten auch dazu. Aber die Zahlen steigen, das weiß auch Marie-Luise Pfaff, und „sie gehen auf die 150 zu.“
Persönlich vor Ort
Ist von der dezentralen Unterbringung die Rede, zählt Pfaff die verschiedenen Container in Hillmicke, Hünsborn und Wenden auf und wer wo wohnt. In einem Haus in Hünsborn wohnen fünf Familien und acht alleinstehende Männer. Je nach aktueller Zusammensetzung der Flüchtlinge liegt die Zahl der Herkunftsländer, aus denen die Menschen stammen, zwischen 24 und 28. Aber das Herkunftsland spiele kaum eine Rolle bei den Wendschen, sagt Pfaff.
Kritische Stimmen
Generell beobachtet sie viel Hilfsbereitschaft der Einwohner, aber es gebe auch andere Stimmen. Menschen, die anmerkten, dass in manch einem Herkunftsland kein Krieg herrsche und sich deshalb fragten, warum die Flüchtlinge hier aufgenommen würden. In anderen Medien könne man bereits wieder von „Wirtschaftsflüchtlingen" lesen. Vor Ort sage niemand etwas. Aber es gebe sie, die zwei Lager. In Wenden, Gerlingen, Hünsborn und Heid organisierte sie mit Hilfe pensionierter Lehrer Sprachunterricht. Dazu kommen zusätzliche Aufgabenstellungen wie ein zusätzlicher Kurs für junge Mütter. Oder das Angebot, dass der Sprachunterricht in den Räumen der Flüchtlinge stattfinden könne, damit Ehefrauen nicht die Wohnung verlassen müssten – eine Freiheit, die vereinzelt von den konservativeren Ehemänner nicht gerne gesehen wird.
Kicken verbindet
Als eine ihrer Hauptaufgaben sieht es Pfaff an, den jungen Männern einen Anschluss an die Vereine zu ermöglichen, denn Versorgung mit Gütern sei nur eine Seite der Medaille. Im Frühjahr habe sie fußballverrückte Jungs zu Rot-Weiß Hünsborn begleitet und den Trainer des Clubs gefragt, ob sie nicht mitspielen könnten. Das tun sie jetzt und weitere junge Männer haben sich angeschlossen. Erst vor kurzem sei ein Badminton-Verein auf Pfaff zugekommen und bot an, dass die Flüchtlinge auch hier mitspielen könnten. „Das läuft schön an. Es beginnt, Einiges zusammenzuwachsen.“ Auch in Ottfingen kam der Kontakt zwischen den jungen Männern und den Sauerländern über den Fußballverein zustande. In Ottfingen wurde der Kontakt von dortigen runden Tisch unterstützt, einem Umstand, den Pfaff begrüßt.
Pfaff fordert mehr Mut
Für das Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen wünscht sich Pfaff vor allem mehr Spontanität von den Wendschen. „Ich würde mir wünschen, dass sie die Berührungsängste verlieren und auf die Flüchtlinge zugehen.“
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