Lebendige „Kulturhalle 4“ erfordert Willenskraft und Unterstützung

Verein wirbt Mitglieder


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Der Vorstand des Vereins „Kulturhalle 4“ stellte in einer Informationsveranstaltung seine bisherigen Konzepte und Ideen vor: Stellv. Vorsitzende Nicole Williams, Kassiererin Mechthild Hendricks und Vorsitzender Willi Ring (v.l.). von Lorena Klein
Der Vorstand des Vereins „Kulturhalle 4“ stellte in einer Informationsveranstaltung seine bisherigen Konzepte und Ideen vor: Stellv. Vorsitzende Nicole Williams, Kassiererin Mechthild Hendricks und Vorsitzender Willi Ring (v.l.). © Lorena Klein

Rothemühle. Aus einem Industriegebäude auf dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände in Rothemühle soll eine vielfältige und regional einzigartige Kulturstätte entstehen. Mit diesem Vorhaben hat sich der Verein „Kulturhalle 4“ große Ziele gesetzt – und für diese braucht es Ideen und Unterstützung. In einer Informationsveranstaltung im Forum der Grundschule Rothemühle hat der Verein am Montagabend, 23. Januar, Kulturinteressierte in seine Pläne eingeweiht.


Im Rahmen einer Konzeptvergabe für das ehemalige Areal von Apparatebau Rothemühle entschied sich der Wendener Gemeinderat für das Projekt „Zukunftsquartier Rothemühle“, in dem die Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH und die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden zusammenwirken. Eine Vorgabe sei dabei, auch die Förderung von Kultur zu berücksichtigen, erklärte Willi Ring, Vorsitzender des Vereins Kulturhalle 4, die Hintergründe zu Beginn des Infoabends.

Während ein Großteil der Bauten neuen Strukturen weichen werden, soll unter anderem die Halle 4 vor dem Abriss bewahrt bleiben. In Zusammenarbeit mit dem Zukunftsquartier Rothemühle möchte der im November 2022 gegründete Verein, entstanden aus einer Interessengemeinschaft, eine vielseitig nutzbare Kulturhalle entwickeln.

Zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten

Die zweite Vorsitzende Nicole Williams freute sich über die zahlreichen besetzten Plätze im Forum der Grundschule in Rothemühle: „Das zeigt, dass das Interesse groß ist.“ Der Vorstand präsentierte die Pläne und Ziele des Vereins, die in den vergangenen anderthalb Jahren erarbeitet wurden.

Grundsätzlich soll die Kulturhalle in drei wesentliche Bereiche aufgeteilt werden. Das „Herzstück“, so Williams, sei dabei die große Halle im Erdgeschoss, die Platz für größere bestuhlte und unbestuhlte Veranstaltungen bietet. Vor allem heimische Vereine sollen hier die Möglichkeit haben, einen Saal mit „brillanter Akustik“ und „stilvollem Ambiente“ zu nutzen.

Aus der Halle 4 auf dem ehemaligen Gelände der Firma Apparatebau Rothemühle soll die „Kulturhalle 4“ werden. von Sigrid Mynar
Aus der Halle 4 auf dem ehemaligen Gelände der Firma Apparatebau Rothemühle soll die „Kulturhalle 4“ werden. © Sigrid Mynar

Bereits in den letzten Jahren sei das Balcke-Dürr-Gelände ein Veranstaltungsort für Feiern, Ausstellungen und andere Projekte gewesen, betonte Williams. „Kultur hat dort im Kleinen und Verborgenen stattgefunden. Jetzt wollen wir damit ins Rampenlicht treten.“ Den Ideen für Veranstaltungen von Konzerten, Opern und Comedy bis hin zu Märkten und Benefizveranstaltungen seien dabei keine Grenzen gesetzt. „Wir engen Kultur nicht ein.“

Galerie, Gastronomie und Co.

Die Pläne für das Obergeschoss stellte Kassiererin Mechthild Hendricks vor: Eine Galerie ohne Bühne soll die Möglichkeit für kleinere Konzerte, Vorträge und Lesungen bieten, aber auch als Probenraum und Ort für Ausstellungen und Tagungen nutzbar sein. Auch der Backstage-Bereich im Erdgeschoss soll multifunktionell einsetzbar sein, beispielsweise für verschiedenste Workshops.

Letztlich seien auch ein Foyer, ein Technikbereich sowie ein Gastronomiebereich mit Bistro angedacht, ergänzte Nicole Williams. Letzteres ließe sich entweder mittels Verpachtung, Selbstbewirtschaftung oder eventabhängig betreiben. Um das Risiko als Betreiber der Halle minimal zu halten, möchte der Verein auf die Strategie der Fremdvermietung setzen.

Interessierte und kritische Fragen

Auch den teils erwartungsvollen, teils kritischen Fragen der Gäste stellte sich der Vorstand. So wurden unter anderem räumliche Kapazitäten, Bühnengröße, Personal, Parkplätze und Lärmschutz zum Thema. Auf die Frage nach einer Wirtschaftlichkeitsrechnung gab der Vorstand bekannt, dass pro Jahr insgesamt etwa 160 Veranstaltungen stattfinden müssten. Dies basiere allerdings nur auf groben Zahlen.

Auch ein zeitlicher Rahmen der Umgestaltung sowie eine Kalkulation der Gesamtkosten sei momentan schwierig einschätzbar. Hier stuft der Verein eine Summe von 1,5 bis 2 Millionen Euro als realistisch ein.

Zahlreiche Kulturinteressierte fanden sich im Forum der Grundschule Rothemühle ein und stellten ihre Fragen an den Verein. von Lorena Klein
Zahlreiche Kulturinteressierte fanden sich im Forum der Grundschule Rothemühle ein und stellten ihre Fragen an den Verein. © Lorena Klein

Rein wirtschaftlich sei das Vorhaben allein durch den Verein nicht stemmbar, stimmte Willi Ring den geäußerten Bedenken einiger Besucher zu. Hier werde man sich vor allem um Fördermittel bemühen und hoffe langfristig auch auf die Unterstützung der Gemeinde Wenden. Diesen Punkt unterstrichen auch Wilhelm Rücker und Paul Sieler von der Sparkasse, die sich unterstützend in die Diskussion einbrachten. Für erhebliche Investitionen wie diese sei eine öffentliche Förderung unerlässlich.

Mitglieder gestalten Halle

Damit die wesentliche Gestaltung der Halle in den Händen des Vereines bleibt und die vorgestellten Pläne konkretisiert und verwirklicht werden können, betonte der Vorsitzende die Bedeutung von vielen engagierten Mitgliedern. Gemeinsam könne man eine für die Region einmalige Kulturstätte schaffen und ein Stück Industriekultur bewahren. „Entscheiden Sie darüber, was hier passiert und was nicht passiert. Schaffen Sie eine würdige Erinnerung an ein einzigartiges Industriegelände“, animierte Ring zur Mitgliedschaft.

Bevor die meisten Hallen zurückgebaut werden, veranstalten Sparkasse und Pyramis am Samstag, 4. Februar, ab 15 Uhr einen Flohmarkt der besonderen Art auf dem ehemaligen Industriegelände. Hier werden Gegenstände aus dem Hallen verkauft und Stöberer sind dazu eingeladen, Nützliches in den Gebäuden abzumontieren.

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