Info-Abend des VdK Wenden: Demenz – die Vielfalt im Blick

Referenten erläutern Hintergründe und Umgang mit Betroffenen


Dr. Josef Müller aus Gerlingen bei seinem Vortrag vor VdK-Mitgliedern. von privat
Dr. Josef Müller aus Gerlingen bei seinem Vortrag vor VdK-Mitgliedern. © privat

Wenden. Für seinen diesjährigen Informationsabend hatte der VdK-Ortsverband Wenden das Thema „Demenz – die Vielfalt im Blick“ ausgewählt und als Referenten den Arzt Dr. Josef Müller aus Gerlingen und die Dipl.-Sozialpädagogin Birgitt Braun vom Demenz-Servicezentrum Region Südwestfalen eingeladen. Mehr als 90 VdK-Mitglieder hatten sich für diese Veranstaltung im Restaurant Zeppenfeld angemeldet.


Gerd Willeke, der Vorsitzende des Ortsverbandes, begrüßte die Anwesenden. Er erinnerte, dass die Diagnose „Demenz“ für die betroffenen Familien einen tiefgreifenden Einschnitt in das Leben bedeutet und alle Betroffenen vor große Herausforderungen stellt.

Nach Informationen der Deutschen Alzheimergesellschaft leben derzeit in Deutschland ca. 1,6 Millionen Demenzkranke und pro Jahr treten etwa 300.000 Neuerkrankungen auf. Vorausberechnungen sagen, dass sich diese Krankenzahl bis zum Jahre 2050 auf rund 3 Millionen erhöhen wird. Zwei Drittel der Erkrankungen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen.
Medizinische Aspekte
Dr. Josef Müller behandelte in seinem Vortrag den medizinischen Aspekt der Demenz-Erkrankungen. Der Begriff „Demenz“ ist aus dem lateinischen abgeleitet und bedeutet „ohne Geist – ohne Verstand“. Er erklärte die unterschiedlichen Ursachen von Demenzerkrankungen, bei denen die Alzheimer-Demenz mehr als die Hälfte betrifft; etwa 20 Prozent der Demenzerkrankungen treten in Folge anderer Erkrankungen, z.B. Schlaganfall auf.

Die Alzheimer-Demenz wurde erstmals von Alois Alzheimer beschrieben. Bei dieser Erkrankung sterben Nervenzellen im Gehirn ab und es kommt im Gehirn zu krankhaften Eiweißablagerungen. Demenzerkrankungen sind weitestgehend nicht heilbar, bei rechtzeitiger Erkennung ist es möglich, mittels vorbeugender Maßnahmen wie Gedächtnistraining oder Musizieren den Verlauf zu verlangsamen. Ebenfalls können bei geistiger Aktivität die Defekte besser kompensiert werden.
Ältere Menschen häufiger betroffen
Alzheimer-Erkrankungen treten häufig im Alter auf, können aber bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen auch schon mit 40 Jahren auftreten. Symptome einer Alzheimer-Erkrankungen sind anfänglich meistens das nachlassende Kurzzeitgedächtnis; in weiteren Stadien können auffällige Veränderungen bei der Alltagskompetenz (Ankleiden, Hygiene, Umgang mit Geld), nachlassende Aufmerksamkeit und Verhaltensänderungen (Angst, Halluzinationen, Apathie) Anzeichen einer Erkrankung sein.
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Info-Abend des VdK Wenden: Demenz – die Vielfalt im Blick
Ergänzend zu den medizinischen Erklärungen gab im zweiten Teil der Vortragsveranstaltung Birgitt Braun vom Demenz-Servicezentrum Südwestfalen Tipps für betroffene Angehörige im Umgang mit Demenzerkrankten und Hinweise für Entlastungsangebote. Sie zitierte aus einem Schreiben einer pflegenden Angehörigen: „Als pflegende Angehörige benötigt man im Umgang mit Demenzkranken starke Nerven, eine gute Portion Humor und gute Freunde bzw. ein funktionierendes Unterstützungsnetzwerk.“ Sie stellte heraus, dass die Auseinandersetzung mit dieser Krankheit ein Prozess sei und erläuterte weiter: „Die alleinige Betreuung eines Erkrankten zu Hause ist nicht zu schaffen; Angehörige werden krank, wenn sie sich keine Hilfe holen.“
Immer Recht geben
Eine wichtige Regel im Umgang mit Demenzkranken sei, dass diese immer Recht haben. Korrekturen oder Hinweise auf Fehler würden zu aggressivem Verhalten führen. Man solle mit den Erkrankten möglichst in kurzen Sätzen sprechen und möglichst gleichzeitig die Dinge zeigen.

Nach ihrer Einschätzung muss die Gesellschaft insgesamt den Umgang mit Dementen noch lernen. Einige Museen im hiesigen Raum haben diesen Bedarf bereits erkannt und bieten an bestimmten Tagen im Monat spezielle Führungen für Demenzkranke mit ihren Begleitern an. Einige Begleiter waren überrascht, dass Patienten, die vorher kaum noch gesprochen hatten, sich sehr aktiv bei diesen Führungen beteiligt hatten.
Angebote zur Entlastung
Nach Ausführungen von Birgitt Braun gibt es verschiedene Entlastungsangebote durch Betreuungsdienste und ambulante Dienste. Eine wesentliche Entlastung für die Angehörigen ist aber auch durch Inanspruchnahme einer Einrichtung der Tagespflege möglich. Dabei werden die Demenzkranken oftmals morgens zu Hause abgeholt und am späten Nachmittag wieder zurück gebracht. Tagsüber werden sie beschäftigt, mobilisiert und ihre Fähigkeiten von fachkundigem Personal gefördert. Diese Angebote können nach Absprache für einen oder mehrere Wochentage gebucht werden. Finanziell werden diese Angebote durch Leistungen aus der Pflegeversicherung unterstützt.

Inge Löhr, die stellvertretende Vorsitzende des VdK-Ortsverbands Wenden, bedankte sich mit einem kleinen Präsent bei den Referenten für die umfassenden Informationen. Anschließend nutzten zahlreiche Besucher die Gelegenheit, klärende Gespräche mit den Referenten zu führen.
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