Hochwasser in Ottfingen: „Wir müssen sofort was machen“
Bürgermeister Bernd Clemens im Gespräch
- Wenden, 08.05.2024
- Verschiedenes , Politik
- Von Lorena Klein
Wenden/Ottfingen. Etwa drei Jahre nach dem letzten großen Hochwasser haben Wassermassen am Montagabend, 6. Mai, erneut die Großmicke in Ottfingen überlaufen lassen und für große Schäden gesorgt. Anwohner finden: In der Zeit dazwischen hat sich zu wenig verändert. Im Gespräch mit LokalPlus erklärt Bürgermeister Bernd Clemens, wie die Gemeinde nun reagieren möchte.
In der Nacht des Einsatzes waren Sie vor Ort – wie war Ihr Eindruck?
Ich war begeistert von der großen Beteiligung der Einsatzkräfte, die Hand in Hand gearbeitet haben. Sie hatten viel Technik am Start, um das Schlimmste zu verhindern. Ein großer Dank gilt sowohl den eigenen Leuten als auch den Einsatzkräften aus benachbarten Regionen.
Viele Betroffene der Überschwemmung in Ottfingen werfen der Gemeinde Wenden vor, sich zu wenig für den Hochwasserschutz eingesetzt zu haben. Können Sie die Kritik und den Frust der Anwohner nachvollziehen?
Das kann ich selbstverständlich nachvollziehen. Nach solch einem Ereignis sucht man nach der Ursache und der Schuld. Alles der Gemeinde zuzuschieben, ist aber auch nicht richtig, das weise ich zurück. Darunter auch den Vorwurf, die Kanalisation werde nicht regelmäßig gereinigt: Das passiert zweimal im Jahr und bei Bedarf kann man sich an den Ortsvorsteher und die Verwaltung wenden.
Was konkret wurde in Ottfingen in der Vergangenheit getan?
Nach dem Hochwasser vor drei Jahren haben wir Sofortmaßnahmen ergriffen. Wir haben Abflusshindernisse beseitigt und Sträucher beschnitten. Dann haben wir oberhalb von Ottfingen die Großmicke verlegt, um dem Gewässer mehr Platz zu geben sich auszudehnen. 120.000 Euro haben wir seither in den Hochwasserschutz gesteckt.
Im Ort selbst sind uns aber teilweise die Hände gebunden, weil der Fluss bis zum Rand bebaut wurde. Die Fläche war früher eine Auenfläche, auf der sich das Wasser ausbreiten konnte. Zur Zeit der Bebauung war der Klimawandel noch nicht so präsent. Heutzutage wäre dort jegliche Bebauung verboten, es wäre ein Hochwasserschutzgebiet.
Welche kurzfristigen Entwicklungen gibt es nach der erneuten Überflutung?
Wir werden mit Fachleuten gucken, ob man Schnellmaßnahmen ergreifen kann. Ganz aktuell sind wir im Gespräch mit dem Ruhrverband zu diesem Brennpunkt, weil er gleich zweimal hintereinander vom Hochwasser betroffen war. Es ist klar: Da müssen wir sofort was machen. Der Vorsitzende des Umweltausschusses wird das Thema mit auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung am 20. Juni nehmen. Ich würde mich freuen, wenn wir bis dahin einen Termin mit dem Ruhrverband hatten.
Und langfristig?
Mittel- bis langfristig gilt es, ein Hochwasserschutzkonzept und Rückzugsgebiete für Gewässer zu schaffen, um das Wasser zurückzuhalten. Das bezieht sich [neben der Großmicke in Ottfingen] auch auf die Wendebachstraße in Wenden und den Zusammenfluss von Bigge und Wenden in Gerlingen. Diese drei neuralgischen Punkte werden wir uns gemeinsam mit dem Ruhrverband angucken.
Für die Rückzugsflächen müssen allerdings auch Grundstücke abgegeben werden. In der Vergangenheit haben wir die Erfahrungen gemacht, dass einige Privatleute teilweise nicht dazu bereit sind.
Wenn sich der Klimawandel so fortsetzt, kann ich nicht versprechen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Wenn es stundenlang so heftig regnet wie am Montagabend, sucht sich das Wasser seinen Weg. Es ist wirklich komplex.