Gemeinderat beschließt Aus für Gewerbegebiet Ruttenberg
Aufatmen in Gerlingen und Saßmicke
- Wenden, 16.06.2022
- Politik
- Von Sigrid Mynar
Wenden. Mit denkbar knapper Mehrheit von 17 Ja- zu 15 Nein-Stimmen folgte der Gemeinderat am Mittwochabend, 15. Juni, dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, das Vorhaben des interkommunalen Gewerbegebiets Ruttenberg aufzugeben. Unabhängig hiervon wird die Umsetzung der Ortskernentlastungsstraße weitergeführt.
Eine Machbarkeitsstudie, die die Anbindung des Gewerbegebiets an die noch zu errichtende Ortsumgehung Gerlingen untersucht hatte, wies 32 Millionen Euro Kosten für die Anbindung Ruttenberg aus.
Lege man diese Kosten auf die Grundstückspreise um, führe das zu Quadratmeterpreisen von 135 bis 200 Euro, so die Verwaltung. Das Gewerbegebiet sei damit nicht wettbewerbsfähig, hieß es in der Beschlussvorlage (LokalPlus berichtete).
Kurios nur, dass Bürgermeister Bernd Clemens den Rat in der Sitzung am Mittwochabend aufforderte, das Vorhaben Ruttenberg nicht vorschnell zu beerdigen, obwohl genau das der Beschlussvorschlag seiner Verwaltung aussagte.
Er habe in den letzten Tagen durch zahlreiche intensive Gespräche mit IHK und politischen Vertretern den Eindruck gewonnen, dass es möglicherweise neue Fördermöglichkeiten geben könne. Daher sein Sinneswandel, so Clemens.
Martin Solbach (CDU) gab zu bedenken, dass in der Gemeinde Wenden nur noch wenige Gewerbeflächen zur Verfügung stünden. Er stellte zur Diskussion, die Verwaltung solle prüfen, das Gewerbegebiet nur zu 70 Prozent der Verkehrsbelastung zu entwickeln und ausschließlich über die Ortsumgehung zu erschließen.
Elmar Holterhoff (Grüne) unterstützte den Vorschlag der Verwaltung, das Gewerbegebiet nicht weiter zu verfolgen.
„Die Nichterschließung Ruttenberg ist eine gute, mutige und richtige Entscheidung“ sagte auch CDU-Ratsherr Sebastian Hüpper und unterschied sich damit im Auftreten seiner Fraktion. Sven Scharz (SPD) freute sich über die Haltung Hüppers. „Die Leute, die das Gewerbegebiet wollen, wohnen alle nicht in Gerlingen“, so Scharz. Thorsten Scheen (UWG) stimmte seinen Vorrednern zu.
Nach einer zehnminütigen Sitzungsunterbrechung stellte die CDU-Fraktion den Antrag zur Geschäftsordnung, den Beschlussvorschlag von der Tagesordnung zu nehmen und im September erneut zu beraten. Dies wurde mit 17 Nein- gegen 16 Ja-Stimmen abgelehnt.
Stattdessen kam es mit einem ähnlich knappem Mehrheitsverhältnis dazu, das interkommunale Gewerbegebiet Ruttenberg „zu beerdigen“.