Frustrierendes Déjà-vu in Ottfingen: Der Morgen nach dem Hochwasser
Bachstraße erneut geflutet
- Wenden, 07.05.2024
- Verschiedenes
- Von Lorena Klein
Ottfingen. Rasant und unerwartet hat der Starkregen am Montagabend, 6. Mai, die Wasserpegel in Teilen der Gemeinde Wenden ansteigen lassen. Stellenweise standen Straßen, Keller und Wohnungen unter Wasser. Besonders erwischte es, wie bereits im Jahr 2021, die Bachstraße in Ottfingen. Unter den Anwohnern herrscht Zusammenhalt – und Einigkeit, dass sich etwas verändern muss.
Kein Tropfen fällt mehr vom Himmel am Dienstagmorgen, 7. Mai, als man vereinzelt das Reiben von Besen auf dem Bürgersteig und dumpfe Gespräche zwischen den Häusern der Ottfinger Bachstraße hört. Fast verschlafen wirkt die Straße, vielleicht ist es auch Erschöpfung. Denn die Nacht hat den Anwohnern einiges abverlangt.
Viele mussten aufgrund der plötzlichen Wassermassen ihre Häuser verlassen, bei Verwandten und Bekannten unterkommen. Manche hatten Glück und das Wasser drang nicht bis ins Gebäude vor.
Anita Moll hatte kein Glück. „Das Wasser kam von allen Seiten und innerhalb von 20 Minuten ins Haus“, erzählt sie. Nicht nur die Großmicke, die an der Bachstraße entlangfließt, habe sich ausgebreitet, auch von der Straße habe das Wasser gedrückt.
Im Wohnzimmer der Frau stehen die Möbel kreuz und quer. Eine blasse Linie, knapp über der Fußleiste, lässt erahnen, wie es hier am Vorabend ausgesehen hat. Eine weitere Spur führt draußen am Gewächshaus entlang – auf rund einem halben Meter Höhe.
Ihre Söhne André und Sven Moll waren gestern Abend sofort zur Stelle – und auch um die 20 Helfer aus der Nachbarschaft. „Es war höher als beim letzten Mal“, sagt Anita Moll. Schon 2021 war ihr Haus vom Hochwasser betroffen.
Diese Erfahrung teilen auch einige andere Nachbarn, die danach teilweise umfassende Sanierungen in Angriff nehmen mussten – und nun wieder am selben Punkt stehen.
Wie Tobias Korn, der gemeinsam mit weiteren Hausbewohnern und Helfern noch dabei ist, die bräunliche Suppe aus der unteren Etage zu flitschen. Ein schlammiger Geruch liegt in der Wohnung. Schüsseln voll Wasser werden hinaus getragen.
Eine hohe Bodenplatte konnte im Haus von Jose und Gabi Llin Ferrero dagegen das Schlimmste verhindern, obwohl die Großmicke nur wenige Meter von der Haustür entfernt ist und der Garten komplett geflutet wurde. Hier und auf der gegenüberliegenden Seite wurden auch Gräben gebaggert, die eine schnelle Überschwemmung verhindern sollen. Das Paar zweifelt jedoch an deren Wirkung.
Das zweite große Hochwasser ist für die Anwohner ein frustrierendes Déjà-vu. Zwischen den Aufräumarbeiten klingt immer wieder durch: Sie fühlen sich insbesondere von der Gemeinde Wenden im Stich gelassen und hoffen auf eine Reaktion. Denn es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ein Starkregenereignis den Ottfinger Bach überlaufen lassen könnte.