Clemens: „Panikmache ist nicht in Ordnung“

Turnhalle Rothemühle für 40 Flüchtlinge bereit – Bürgermeister Clemens reagiert auf Flugblatt


  • Wenden, 27.10.2015
  • Von Volker Lübke
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    Volker Lübke

    Redaktion

Polizeichef Diethard Jungermann (v.l.n.r.), Bürgermeister Bernd Clemens und Mitarbeiter der Gemeinde Wenden stellten sich den Fragen der Anwohner. von s: Volker Lübke
Polizeichef Diethard Jungermann (v.l.n.r.), Bürgermeister Bernd Clemens und Mitarbeiter der Gemeinde Wenden stellten sich den Fragen der Anwohner. © s: Volker Lübke

Bis zu 40 Asylbewerber werden in der Turnhalle der Grundschule Rothemühle untergebracht. Acht Syrer und zwei Iraker „wohnen“ bereits dort. Am Freitag werden weitere 15 Flüchtlinge erwartet. Am Dienstagabend informierte Bürgermeister Bernd Clemens mit Vertretern der Gemeindeverwaltung und Kreispolizeichef Diethard Jungermann über die Situation und stellte sich den Fragen der Anwohner.


An einem Punkt ließ der Bürgermeister keinen Zweifel: „Angesichts der größten Herausforderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist der Ausfall von Sportunterricht durchaus zu vernachlässigen.“ Mit Unverständnis reagierte Clemens auf ein Flugblatt, das im Namen der Grundschuleltern die Nutzung der Turnhalle als Flüchtlingsunterkunft und die Vorgehensweise der Gemeinde kritisiert hatte. „Eine solche Panikmache ist nicht in Ordnung“, befand der Bürgermeister und fügte hinzu, dass sich Eltern mündlich und einige sogar schriftlich bei ihm von dem Schreiben distanziert hätten. Das Flugblatt war – in sprachlicher Anlehnung an rechtsgerichtete Demonstrationsaufrufe z.B. in Dresden – unterzeichnet „im Namen besorgter Eltern“.
Polizeichef: Auf engem Raum entstehen Konflikte - beim Sauerländer wie beim Syrer
Der Ausfall des Sportunterrichts in der Turnhalle und die Sicherheit der Kinder und Anwohner machten Teilnehmer bei der Bürgerversammlung zum Thema. Zu den Sicherheitsfragen verwies Polizeichef Jungermann auf gute Erfahrungen im Kreisgebiet: „In den vergangenen zwei Monaten wurden im Kreis Olpe 1150 Straftaten registriert, 40 davon standen im Zusammenhang mit Flüchtlingen, aber es gab keinen einzigen Übergriff von Flüchtlingen auf Nicht-Flüchtlinge.“ Grundsätzlich seien die Bedingungen der Unterbringung für die Entwicklung von Konflikten entscheidend. „Das ist beim Sauerländer nicht anders als beim Syrer“, so Jungermann: „Wenn wir 150 alle in einen engen Raum ziehen, gibt’s auch Spannungen.“ Deshalb müssten die Wohnsituationen schnell entzerrt werden. Auf wiederholt geforderte Sicherheitsbedenken bezüglich der Kinder reagierte der Polizeidirektor „irritiert“: „Worüber reden wir denn? Doch über Menschen in Not und nicht über Leute, die nur darauf warten, loszuschlagen!“
In der Turnhalle in Rothemühle werden maximal 40 Asylbewerber, untergebracht, die der Gemeinde Wenden für die Dauer des Asylverfahrens endgültig zugewiesen sind. In den nächsten sieben Wochen sollen 90 zusätzliche Plätze geschaffen werden. „Wir waren der Meinung, dass das für dieses Jahr reicht“, so der Bürgermeister. „Ob das haltbar ist, wissen wir nicht.“ Auch über die Dauer der Turnhallenbelegung könne man zurzeit nur spekulieren. „Das wird sicher kein Dauerzustand. – Wenn uns kurzfristig Wohnungen oder Häuser angeboten würden, wäre das sehr hilfreich“, so Clemens. Die Kostenfrage beantwortete er mit dem Preis für einen Wohncontainer mit 24 Plätzen: „Der kostet auch 250.000 Euro.“ Hoch erfreut zeigte sich der Bürgermeister über das Engagement von inzwischen weit über 100 ehrenamtlichen Helfern in Wenden. „Das ist zwar schwer zu koordinieren, weil wir alle noch lernen, aber absolut vorbildlich“, sagte Clemens – verbunden mit dem Wunsch, auch in Rothemühle mehr Helfer zu gewinnen, „denn das ist auch ein Weg, Ängste und Vorbehalte abzubauen“.
Nicole Scheibner, Mitarbeiterin der Gemeinde Wenden und Caritas-Aktive, berichtete von ersten Kontakten: „Wir sind heute in der Turnhalle sehr herzlich aufgenommen worden. Kommen Sie doch einfach mal mit!“ Scheibner koordiniert die Flüchtlingshilfe in Rothemühle. Kontakt ist über die Internetseite Flüchtlingshilfe-Wenden.de oder die Gemeindeverwaltung möglich. Dort finden sich auch eine Helferliste sowie alle weiteren Informationen zum Thema.
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