Clemens: „Besonnenheit macht Herausforderung leichter“

Turnhalle Ottfingen wird Flüchtlingsunterkunft – Bürgermeister ruft zur Mithilfe auf


  • Wenden, 10.11.2015
  • Von Volker Lübke
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    Volker Lübke

    Redaktion

Die Trennwände sind bereits aufgebaut. Die Ottfinger Turnhalle wird zur Flüchtlingsunterkunft, informierte Bürgermeister Clemens die Bürger vor Ort. von s: Volker Lübke
Die Trennwände sind bereits aufgebaut. Die Ottfinger Turnhalle wird zur Flüchtlingsunterkunft, informierte Bürgermeister Clemens die Bürger vor Ort. © s: Volker Lübke

Die Stühle, auf denen die rund 150 Ottfinger am Dienstagabend Platz nahmen, werden in diesen Tagen 40 Feldbetten weichen. Die Turnhalle der Grundschule wird ab der kommenden Woche als Flüchtlingsunterkunft genutzt.


„Ich bin sehr froh, dass das hier so ruhig und besonnen verläuft“, zeigte sich Bürgermeister Bernd Clemens erleichtert, einmal eine Bürgerversammlung zu diesem Thema ohne Ressentiments zu erleben: „Das macht uns allen diese wahnsinnige Herausforderung ein gutes Stück einfacher.“ Noch vor zwei Wochen war in der Anwohnerversammlung in Rothemühle vehement Kritik vorgetragen worden, die Gemeindeverwaltung habe Ottfingen gegenüber Rothemühle „verschont“ (LokalPlus berichtete). Dies erwies sich spätestens am Dienstag als gegenstandslos. Bis Weihnachten sollen in Wenden 90 weitere Unterkunftsplätze für Flüchtlinge geschaffen werden. Dennoch sei die Nutzung der Ottfinger Turnhalle zunächst unumgänglich, erklärte Clemens. Ohne freilich genaue Vorhersagen machen zu können, rechnet die Gemeinde Wenden zurzeit mit etwa 20 weiteren Flüchtlingen pro Woche. „Für Freitag sind sechs Männer angekündigt“, berichtete Michael Grebe, Fachdienstleiter Bildung und Soziales der Gemeinde Wenden. Damit sind die 40 Plätze in der Sporthalle Rothemühle komplett belegt, so dass nun auf die Turnhalle in Ottfingen zurückgegriffen werde.
Vor einem Jahr lebten in Wenden 80 Flüchtlinge. Inzwischen sind es 296, darunter 94 Syrer und 38 Albaner. Der Ankündigung des Landes, wonach kurzfristig mit verstärkter Abschiebung von Menschen aus „sicheren Herkunftsländern“ zu rechnen sei, begegnet Bürgermeister Clemens mit Skepsis. „40 bis 50 Menschen wurden letzte Woche im Wendener Rathaus erstmals erkennungsdienstlich registriert“, zeichnete Clemens ein Bild der Lage. Die medizinische Erstzuntersuchung sei allerdings zuvor erfolgt, beantwortete er eine Frage aus der Versammlung. Einen Sicherheitsdienst werde es an der Turnhalle nicht geben. Das sei weder bau- noch ordnungsrechtlich notwendig, so Clemens. Die Erfahrungen der Polizei, die der Leiter der Führungsstelle der Kreispolizeibehörde, Achim Henkel, bestätigte, zeigen, dass die Anwesenheit ehrenamtlicher Helfer und die freundliche Aufnahme der Menschen zu aller Sicherheit beitragen. Der Zugang zur Turnhalle wird allerdings an die untere Seite verlegt, um Schulbetrieb und Flüchtlingsunterkunft klar zu trennen.
Rosemarie Schmidt: „Wenn wir viele sind, kriegen wir das hin!“
Ehrenamtliche Helfer hieß der Bürgermeister auf allen Ebenen herzlich willkommen. „Was wir alle – Gemeindemitarbeiter und Ehrenamtler – leisten, ist Hilfe zur Selbsthilfe.“ Es sei erkennbar, „dass die aufgenommenen Menschen sehr bemüht sind, sich an unsere Regeln zu halten“, sagte Clemens. Dass sie beim Müll-Sortieren noch nicht so perfekt seien, wie wir Deutsche, sei wohl zu vernachlässigen. „Wie können wir helfen?“, lautete denn auch die zentrale Frage aus der Versammlung. Gibt es Wachmaschinen? Was ist mit der Essensversorgung? Rosemarie Schmidt wusste Antwort. Sie hatte mit sieben weiteren Frauen umgehend die Flüchtlingshilfe koordiniert. „Wir wollen versuchen, dass das Frühstück und das Abendessen hier in der Turnhalle zubereitet wird, damit es etwas individueller zugeht.“ Und: „Wenn wir viele sind, kriegen wir das hin“, so die ehrenamtliche Helferin.
Helfer gesucht
„Wir wären sehr froh über weitere ehrenamtliche Hilfe, z.B. bei der Essensausgabe“, bat Bürgermeister Clemens um Unterstützung. Auf der Internetseite Flüchtlingshilfe-Wenden.de gibt es die notwendigen Informationen sowie Hintergrundinformationen zum Thema Flüchtlinge. Dort werden auch kursierende Falschinformationen z.B. über Geldleistungen an Flüchtlinge richtiggestellt, so Bernd Clemens.
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