Bauern leiden unter Trockenheit und fordern: Grünland in Acker umwandeln

Weniger Grasschnitt machen Futterzukäufe nötig


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Bernd Eichert zeigt es: Die Böden sind trotz des Regens der vergangenen Woche stark ausgetrocknet. von Wolfgang Schneider
Bernd Eichert zeigt es: Die Böden sind trotz des Regens der vergangenen Woche stark ausgetrocknet. © Wolfgang Schneider

Bebbingen/Kreis Olpe. Die Landwirtschaft im Kreis Olpe leidet massiv unter den Auswirkungen der Trockenheit. Denn im Mittelgebirgsraum gibt es überwiegend Grünland. Das Grün auf den Wiesen gedeiht aber nicht gut, da die oberen Bodenschichten trotz des Regens der vergangenen Woche ausgetrocknet sind. Das führt zu geringeren Erträgen beim Grasschnitt und zwingt die Bauern dazu, Futter für ihre Rinder und Kühe zukaufen zu müssen.


Dass die Lage ernst ist, machten Vertreter des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) am Donnerstagmittag bei einem Pressetermin im kleinen Örtchen Bebbingen im Wendener Land deutlich. Biobauer Bernd Eichert hatte auf seinen Hof eingeladen, um zu zeigen, wo der Schuh drückt. Denn den Landwirten droht nach 2018 und 2019 das dritte Dürrejahr in Folge.

„Normalerweise machen wir drei Grünschnitte pro Jahr. In den vergangenen zwei Jahren gab es weniger Grünschnitte und damit weniger Futtermittel. Im vergangenen Jahr musste ich deshalb für 5.000 Euro Futter zukaufen. Das waren fast zehn Prozent des Umsatzes und das tut richtig weh“, schildert Eichert.
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„Unsere Region ist geprägt durch Grünland. 88 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen sind Grünland“, berichtet Michael Richard aus Lennestadt-Pettmecke, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe. Anders als zum Beispiel im Münsterland oder in der Soester Börde, wo das Ackerland dominiert und Grünland Mangelware ist.

Wegen dieser großen regionalen Unterschiede ärgern sich die Bauern über das landesweit geltende Grünlandumbruchverbot. Das verbietet es strikt, Grünland in Ackerland umzuwandeln. „Der Grünlandschutz ist im Münsterland wichtig, aber im Kreis Olpe macht er keinen Sinn“, findet WLV-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Forstreuter. Eine Lockerung des Verbots ist für WLV-Präsident Hubertus Beringmeier eine Möglichkeit, um flexibler auf die Trockenheit zu reagieren: „Das wäre ökologisch und ökonomisch sinnvoll.“
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Das findet auch der Bebbinger Biobauer Bernd Eichert. Er hat zwar 23 Hektar Grünland, aber nur einen Hektar Ackerland. Dabei hätte er gerne zwei, drei Hektar Acker mehr, doch der ist wegen der gesetzlichen Vorgaben Mangelware. „Wenn das Umbruchverbot gelockert würde, könnte ich aus Grünland Ackerland machen und dort Kleegras, Hafer oder Leguminosen Futtermittel für die Tiere anbauen. Diese Pflanzen sind trockenresistenter und garantieren eine vielfältige Fruchtfolge.“

Kreisvorsitzender Michael Richard pflichtet bei: „In Zeiten des Klimawandels muss es möglich sein, die Bewirtschaftung unserer Flächen zu bereichern. Es muss auch darüber diskutiert werden, durch Borkenkäfer und Stürme weggefallene bisherige Forstflächen landwirtschaftlich zu nutzen. Das wäre ökonomisch und ökologisch sehr sinnvoll.“
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Deshalb richtet die Landwirtschaft den Blick nach Düsseldorf. Die Landesregierung müsste das Grünlandumbruchverbot lockern und das Landesforstgesetz ändern, um die Wünsche der Landwirte nach mehr Sicherheit in Zeiten der Trockenheit zu erfüllen.

Dass die Dürre kurzfristig verschwindet, glauben die Bauernfunktionäre nicht, wie der Bezirksvorsitzende Josef Schreiber deutlich macht: „Um das Feuchteniveau von 2017 wieder zu erreichen, müsste es ein halbes Jahr ununterbrochen regnen.“
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