Amazon-Ansiedlung in Gerlingen: Verkehrsbelastung war Hauptthema
Infoveranstaltung zu geplantem Verteilzentrum
- Wenden, 06.01.2021
- Politik
- Von Sigrid Mynar
Sigrid Mynar
Redaktion
Wenden. In einer virtuellen Sondersitzung am Mittwoch, 6. Januar, wurden die Ratsmitglieder der Gemeinde Wenden und interessierte Bürger über Daten und Fakten zum geplanten Amazon-Verteilzentrum in Gerlingen informiert. Insgesamt waren 180 virtuelle Zuhörer angemeldet. Kritische Fragen zur Verkehrsbelastung in Gerlingen standen im Mittelpunkt der Diskussion.
Schon in seiner Einleitung machte Bernd Clemens deutlich, wie seine Haltung zur Ansiedlung von Amazon sei: „Wenn wir über das Vorhaben entscheiden könnten, wäre mein Rat gewesen, es abzulehnen.“
Baudezernent Hohmann führte aus, dass es baurechtlich keine legitime Handhabe gebe, das geplante Verteilzentrum zu verhindern. Denn die baurechtliche Seite liege beim Kreis Olpe und die Gemeinde Wenden könne lediglich eine Stellungnahme abgeben. Der Bauantrag des Projektentwicklers ist Anfang November 2020 bei der Kreisverwaltung eingereicht worden.
Das vom Unternehmen Panattoni (Entwickler für Logistik- und Industrieimmobilien) erworbene Gelände der ehemaligen Firma Otto im Industriegebiet „Auf der Mark“ sei schon seit 1989 eine festgesetzte Industriefläche. Auch der Prüfaspekt Erschließung greife nicht, weil dort bereits Industrie angesiedelt sei. Es gehe jetzt um kooperative Zusammenarbeit. Das Problem, die Verkehrssituation zu verbessen, müsse im Gemeinderat thematisiert werden.
Die verkehrstechnischen Untersuchungen, die Jan Imfeld (Firma Panattoni) vorstellte, beruhten auf den Erhebungen an einem durchschnittlichen Wochentag im Oktober 2019. Hier zeigte sich eine hohe Verkehrsbelastung am Morgen zwischen 7 und 7.15 Uhr . Die höchste Verkehrsdichte wurde gegen 17 Uhr gemessen, während ab dann die Frequenz deutlich sank.
Auf dieser Basis wurde anhand von Rechenmodellen gezeigt, dass bereits jetzt nachmittags die Situation in die Kategorie „Instabiler Verkehrsfluss“ einzuordnen sei und es in einer Amazon-Spitzenstunde zu einem „blockierten Verkehrsfluss“ komme.
Die verkehrstechnische Lösung, die Panattoni und Amazon anstreben, ist eine neue Lichtsignalanlage, die nach den Berechnungen einen nahezu freien Verkehrsfluss herbeiführen würde. Der von allen Seiten als Königsweg bezeichnete Bau eines Kreisverkehrs an der Einfahrt zum Industriegebiet „Auf der Mark“ sei aufgrund topografischer Gegebenheiten und durch einen Pfeiler der Autobahn nicht machbar.
Ein direkter Anschluss an die Autobahn sei möglicherweise irgendwann denkbar. Eine schnelle Umsetzung sei aber durch die langen Verfahrenszeiten auszuschließen. Panattoni als Inhaber und Amazon als Mieter der Immobilie seien zur Kostenübernahme bei der Verbesserung der Infrastruktur bereit. Auch Gesprächen über einen Autobahnanschluss würde man sich nicht verschließen.
Das von der Gemeinde Wenden mit der Stellungnahme zum Verkehrsaufkommen nach der Ansiedlung von Amazon beauftragte Unternehmen IVV kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Bei Optimierung durch eine Ampelanlage sei eine Belastung in nur geringem Ausmaß zu erwarten, da ein großer Teil des Verkehrsaufkommens antizyklisch liefe, so Sylke Schwarz (IVV Aachen).
Im Zeitraum zwischen 22 und 8 Uhr rechnet Amazon im Schnitt mit 27 Lkw, von 14 bis 16 Uhr mit etwa vier Lkw. Ausliefertouren finden zwischen 9 bis 14 Uhr mit bis zu 386 Lieferwagen-Fahrten statt und ab 15 Uhr sind 40 Express-Fahrten (für Prime-Pakete) realistisch.
Weiterer Bericht folgt.