A 45: Neues Quartier für Fledermaus und Co. bei Ottfingen

Im Zuge des Brückenneubaus


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Die Fledermäuse werden im Zuge des Brückenneubaus bei Ottfingen umgesiedelt. von privat
Die Fledermäuse werden im Zuge des Brückenneubaus bei Ottfingen umgesiedelt. © privat

Ottfingen. Die Familien der Bartfledermaus und des Braunen Langohrs stört der Verkehr, der oben auf der A 45-Talbrücke Ottfingen rollt, nicht. Sie verbringen diese kalte Jahreszeit in der Winterruhe in den Nischen und Spalten des großen Brückenbauwerks – noch.


Ein Quartier auf Zeit, denn die Brücke ist in die Jahre gekommen und muss im Zuge der Erweiterung der A45 auf sechs Spuren abgerissen und neu gebaut werden. Vor dem ersten Spatenstich bekommen die Fledermäuse aber ein neues Schlafzimmer. David Lemberg, Landespfleger bei der Autobahn Westfalen in der Außenstelle Netphen, hat bereits eines ausgesucht.

Wenn der 42-Jährige von dem Projekt spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. „Wir werden einen alten Stollen so herrichten, dass er ein ideales Quartier für diese Tiere ist.“ Und nicht nur Fledermäuse bekommen im Löhkopfstollen ein neues Zuhause, auch für Amphibien ist die Höhle ein idealer Ort.

Im 18. Jahrhundert wurde in der Region Erz abgebaut. Viele Stollen zeugen heute noch von der Arbeit unter Tage, zugänglich sind die engen Gewölbe aber in der Regel nicht. „Damit sind diese Höhlen ein idealer Standort für Fledermäuse. Auch die Temperaturen dort sind für ein Winterquartier ideal, da sie weitgehend konstant zwischen zwei und sechs Grad liegen", so David Lemberg.

Tiere dürfen nicht gestört werden

Einen solchen Stollen in der Nähe des ursprünglichen Orts zu finden, an dem die Tiere in ihren Ruhephasen jetzt noch hängen, und zum Ersatzhabitat zu erklären, reicht allerdings nicht. Damit diese Maßnahme von den überwachenden Naturschutzbehörden als Ausgleich für den Verlust der Quartiere im Widerlager des Brückenbauwerks anerkannt wird, müssen die Planer der Autobahn Westfalen noch mehr leisten.

David Lemberg, Landespfleger bei der Autobahn Westfalen in der Außenstelle Netphen. von privat
David Lemberg, Landespfleger bei der Autobahn Westfalen in der Außenstelle Netphen. © privat

„Wir werden den Stollen künstlich mit Betonrohren verlängern und eine gesicherte Einflugmöglichkeit bieten“, erklärt der Landespfleger. Auch soll so gewährleistet werden, dass sich die tief in den Berg reichende Höhle nicht zu einem Ausflugsziel für Abenteurer entwickelt. „Das wäre zum einen sehr gefährlich und zum anderen natürlich für die Fledermäuse eine schwerwiegende Störung“, erklärt der Fachmann.

Schon ein leises Rascheln mit Papier, ein lautes Gespräch oder der Einsatz einer Kamera würden die Tiere aufschrecken und damit gefährden. „Fledermäuse sind wählerisch. Wenn sie gestört werden, meiden sie ein neues Quartier schnell wieder.“

Hunde und Menschen sollen draußen bleiben

Der neu zu schaffende künstliche Stolleneingang wird so gesichert, dass Amphibien und Fledermäuse passieren können, Hunde und Menschen aber draußen bleiben. Wichtig ist auch, dass die Umgebung des Stolleneingangs naturnah gestaltet wird. „Hier schaffen wir mit einer Bepflanzung mit heimischen Gewächsen zudem Leitstrukturen, an denen sich die Fledermäuse orientieren können.“

Ausgleichsmaßnahmen gehören nicht nur beim Neubau einer Autobahn dazu. Auch wenn eine Strecke ausgebaut oder wie in diesem Fall, eine Brücke neu gebaut werden muss, bedeutet die Baumaßnahme einen Eingriff in die Natur.

Der Natur möglichst wenig schaden 

Vorhandene Strukturen und auch der Bestand an schützenswerten Arten müssen also schon in einem frühen Stadium der Planung ermittelt werden, um noch vor Baubeginn funktionierenden Ersatz zu schaffen. Ob es wie in diesem Fall Fledermausquartiere, neue Brutmöglichkeiten für Wanderfalken oder Rückzugsorte für Haselmäusen sind – wer bauen will, muss nachweisen, dass er in der Natur so wenig Schaden wie möglich anrichtet.

Für Landespfleger David Lemberg, der nach einer Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer ein Studium der Landschaftsarchitektur absolviert hat, birgt die Mitarbeit an den großen Infrastrukturprojekten der Autobahn GmbH eine Vielfalt, die er so nicht erwartet hätte.

„Wir schaffen Naturräume, initiieren gemeinsam mit Behörden und Umweltverbänden Pilotprojekte und sind langfristig in das Monitoring der Flächen und Schutzprojekte einbezogen“, sagt er. ­­­­Bei der Maßnahme im Löhkopfstollen freut er sich schon darauf, wenn im Zuge des Monitorings die ersten Fledertiere nachgewiesen werden.

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