Der CO₂-Fußabdruck als wichtige Kennzahl für die ökologische Betrachtung

Klimabilanz von Unternehmen, Personen oder Produkten vergleichen können


Topnews
 von Grafik: LokalPlus
© Grafik: LokalPlus

Kreis Olpe. Als Werbekampagne entstanden, mittlerweile vielfältig eingesetzt: Der CO₂-Fußabdruck ist ein effektives Mittel, um die Klimabilanz eines Unternehmens, einer Person oder eines Produkts anzuzeigen und wird vor allem für Unternehmen eine immer wichtigere Kennzahl.


Im Jahr 2004 stellte der Ölkonzern bp einen CO₂-Rechner vor, mit dem Einzelpersonen ihren CO₂-Fußabdruck berechnen konnten. Gedacht war es als Marketingmaßnahme, um von den hohen Emissionen des Ölkonzerns selbst abzulenken und die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihren eigenen Verbrauch zu lenken. Heute ist aus dieser Marketingmaßnahme ein weltweiter Standard geworden, der aus der Bewertung der Klimabilanz von Unternehmen nicht mehr wegzudenken ist.

Bereits 1984 entwickelten Forschende das Prinzip des ökologischen Fußabdrucks, von dem der CO₂-Fußabdruck abstammt. Er dient zur Berechnung der Klimabilanz von Produkten, Personen oder Organisationen und kann zum Beispiel helfen Kauf- oder Kooperationsentscheidungen zu treffen.

Große Bedeutung des CO2-Fußabdrucks ab 2025

Das Thema Nachhaltigkeit ist zur Zeit in aller Munde. Auch Unternehmen des Mittelstandes sind ab gewissen Größenklassen ab dem Jahr 2025 verpflichtet sogenannte Nachhaltigkeitsberichte aufzustellen. In diesen Berichten bekommt der CO₂-Fußabdruck eine große Bedeutung.

Aber auch Kunden fragen häufig den CO₂-Ausstoß ihrer Lieferanten ab, da die Endverbraucher wissen möchten, ob die jeweils betrachteten Produkte CO₂-neutral sind. Nicht zuletzt fragen auch die Banken bei Kreditentscheidungen den CO₂-Fußabdruck ab. Perspektivisch wird dieser somit auch Einfluss auf das Rating und damit die Kreditkosten eines Unternehmens haben.

Emissionen aus verschiedenen Bereichen berücksichtigen

Wir werfen nun einen genaueren Blick auf den CO₂-Fußabdruck für Unternehmen, im Englischen auch „Corporate Carbon Footprint“ genannt.

In die Berechnung des Corporate Carbon Footprints fließen viele unterschiedliche Faktoren mit ein, die helfen sollen, ein möglichst genaues Bild der CO₂-Emissionen des Unternehmens zu bekommen. Dazu müssen Emissionen aus drei sogenannten Scopes berücksichtigt werden. Ein Scope, wörtlich übersetzt „der Umfang“, beschreibt eine Gruppe von Emissionen.

Symbolfoto von Pixabay.com
Symbolfoto © Pixabay.com

Im Detail sind die drei Scopes folgendermaßen definiert:

Scope 1: direkte Emissionen des Unternehmens, die aus Emissionsquellen innerhalb des Unternehmens stammen (zum Beispiel Fuhrpark, Ölheizung etc.)

Scope 2: indirekte vorgelagerte Emissionen, die bei der Erzeugung von Energie entstehen, die von außerhalb des Unternehmens bezogen wird (zum Beispiel Strom, Fernwärme etc.)

Scope 3: indirekte, vor- und nachgelagerte Emissionen. Hierunter fallen alle Emissionen, die durch Tätigkeiten des Unternehmens verursacht werden, über die das Unternehmen aber keine direkte Kontrolle hat (zum Beispiel Anfahrtsweg der Mitarbeitenden, Entsorgung, Verbrauchsmaterial etc.)

Symbolfoto von Pixabay.com
Symbolfoto © Pixabay.com

Zur Berechnung des CO₂-Fußabdrucks für ein Unternehmen benötigt man also die Emissionen aus den drei Scopes. Ein Corporate Carbon Footprint wird meist für ein Geschäftsjahr berechnet. Damit müssen die Daten der Emissionen auch für dieses Geschäftsjahr dargestellt werden.

Diese Daten können in den unterschiedlichsten Formen gesammelt werden, zum Beispiel als Angaben in Liter bei Kraftstoffverbräuchen oder Müllvolumen, als Angaben in Kilowattstunden bei Strom oder Erdgas, als Angaben in Kilometer bei Anfahrtswegen und Dienstreisen, oder aber auch als einfache Angabe der Menge wie zum Beispiel bei Hotelübernachtungen auf Dienstreisen.

Damit man diese unterschiedlichen Mengeneinheiten zusammen bewerten kann, müssen sie in ein einheitliches Format gebracht werden. Dieses Format wird in der Einheit Tonnen CO₂ Äquivalent angegeben. Damit wird dargestellt, wie viele Tonnen CO₂ oder anderer Treibhausgase (zum Beispiel Methan oder Lachgas) bei einer bestimmten Tätigkeit ausgestoßen werden.

Emissionsfaktoren als Hilfsmittel

Um aber nun von der Angabe wie viele Kilometer Arbeitsweg die Mitarbeitenden zurücklegen, auf die Tonnen CO₂ Äquivalent zu kommen, braucht es ein Hilfsmittel. Dieses Hilfsmittel ist der sogenannte Emissionsfaktor. Ein Emissionsfaktor ist eine Größe, die angibt wie viel eines Stoffs oder Stoffgemischs bezogen auf geeignete Bezugsgrößen emittiert wird.

Emissionsfaktoren werden nicht nur für die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks verwendet, es gibt auch Emissionsfaktoren für andere Emissionen, zum Beispiel die Freisetzung von Staub bei der Verladung von Kies. Jedoch wollen wir uns hier auf die Emissionsfaktoren zur Berechnung des CO₂ Äquivalents konzentrieren.

Diese Emissionsfaktoren werden über mathematische Modellierungen, Tests und andere Methoden berechnet und erstellt. Dies führt auch dazu, dass es sein kann, dass es für das selbe Produkt oder die selbe Tätigkeit unterschiedliche Emissionsfaktoren geben kann.

Datenbanken helfen bei der Berechnung

Da aber nicht jede Person, die an der Erstellung eines CO₂-Fußabdrucks arbeitet, einzeln diese Emissionsfaktoren berechnen kann, gibt es Datenbanken, über die Emissionsfaktoren abgerufen werden können. So gibt es zum Beispiel vom Umweltbundesamt eine ausführliche Datenbank mit mehr als 23.000 Einträgen zu Materialien und Prozessen. Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle hat eine Information zu Emissionsfaktoren herausgegeben. Berechnungen aus anderen Ländern und aus nicht-staatlichen Quellen sind ebenfalls zu finden.

Symbolfoto. von Pixabay/Symbolfoto
Symbolfoto. © Pixabay/Symbolfoto

Eine einheitliche Datenbank, in der alle bekannten Emissionsfaktoren zusammengefasst sind, gibt es allerdings noch nicht. Dies erschwert die Erstellung eines Corporate Carbon Footprints und führt dazu, dass mit unterschiedlichen Emissionsfaktoren aus unterschiedlichen Datenbanken auch unterschiedliche Ergebnisse einhergehen.

Allerdings sind die Unterschiede in den Emissionsfaktoren meistens marginal, sodass davon ausgegangen werden kann, dass diese den Durchschnitt aller Daten von ausreichend hoher Qualität darstellen.

Problematik bei der Ermittlung der Emissionsfaktoren

Neben der Herausforderung die Emissionsfaktoren aus validen Datenbanken zu ermitteln, ist insbesondere die Messung des CO₂-Ausstosses im Scope 3 eine große Herausforderung für Unternehmen. Hier besteht die Problematik, dass der Ausstoß gar nicht im Einflussbereich des Unternehmens liegt. So müssen Unternehmen den CO₂-Ausstoß ihrer vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten ermitteln.

Häufig bestehen aber überhaupt keine unmittelbaren Beziehungen zu den in der Kette CO₂-ausstoßenden Vorlieferanten. Oft weiß das Unternehmen auch nicht, welcher Verwendung ihr Produkt in nachgelagerten Wertschöpfungsketten zugeführt wird. Dies erschwert die Datenerhebung sehr.

Nicht alle Unternehmen sind vergleichbar

Wenn man nun alle Emissionen für das Unternehmen in allen drei Scopes zusammengetragen hat, alle Emissionsfaktoren bestimmt und damit auch den Wert der Emission in Tonnen CO₂ Äquivalent ausgerechnet hat, hat man alle Daten gesammelt, um den gesamten CO₂-Fußabdruck des Unternehmens berechnen zu können.

Damit können wir nun Unternehmen anhand ihres CO₂-Fußabdrucks vergleichen. Da natürlich ein Konzern mit mehreren tausend Mitarbeitenden eine deutlich höhere CO₂-Bilanz hat als ein Betrieb mit 20 Angestellten, ist es wichtig, den Corporate Carbon Footprint auch auf die Anzahl der Mitarbeitenden herunter zu rechnen und auch bei Vergleichen stets zu schauen, ob die verglichenen Unternehmen in ähnlichen Sektoren arbeiten und ähnliche Prozesse durchführen.

Symbolfoto. von Pixabay
Symbolfoto. © Pixabay

So macht es zum Beispiel keinen Sinn eine Marketingagentur, die keine Produktion umfasst, mit einem Unternehmen zu vergleichen, das Teile für die Autoindustrie herstellt. Dort muss immer überprüft werden, was alles mit in den CO₂-Fußabdruck einfließt und inwieweit ein Vergleich möglich ist.

In den nächsten Jahren wird der CO₂-Fußabdruck für immer mehr Unternehmen wichtig werden, da bei der Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts nach der CSRD-Richtlinie eine Offenlegung der Treibhausgasemissionen in Tonnen CO₂ Äquivalent verpflichtend sein wird.

Artikel teilen: