Zeitzeugin lässt Geschichte am St.-Franziskus-Gymnasium lebendig werden
Henriette Kretz berichtet von Verfolgung während des Holocaust
- Olpe, 09.06.2017

Olpe. Eine Geschichtsstunde der besonderen Art haben jetzt die Schüler der Klassen neun und der Jahrgangsstufe Q1 des St.-Franziskus-Gymnasiums erlebt. Die Fachschaft Geschichte hatte mit der 83-jährigen Henriette Kretz aus dem belgischen Antwerpen eine Zeitzeugin eingeladen, deren Schicksal und Persönlichkeit einen tiefen Eindruck bei ihren jungen Zuhörern hinterließ.

Dem Vater gelang es mehrmals, die Familie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Henriette aber lernte den Hunger kennen: „Hunger tut weh, ihr könnt das nicht vergleichen mit dem Hunger, den ihr vielleicht ab und an schon mal verspürt. Wir Kinder haben oft geweint vor Hunger.“

Die Familie verbrachte einen endlos scheinenden Winter versteckt in einem Kohlekeller. Die Eltern erzählten dem Kind Geschichten, damit es in der absoluten Dunkelheit nicht verrückt wurde. Kurz vor dem Einmarsch der Russen wurden sie verraten, die Eltern vor den Augen ihrer Tochter erschossen, der Vater hatte sich noch auf einen der deutschen Soldaten geworfen, um sein Kind zu retten. Das Mädchen aber konnte fliehen, in dem Waisenhaus eines Nonnenklosters fand es Unterschlupf und überlebte.

Dass nichts mehr so sein würde wie früher, das wurde ihr erst klar, als sie nach dem Krieg wie durch ein Wunder von ihrem einzigen überlebenden Onkel gefunden und adoptiert wurde. „Da war mein Kindheit vorbei, damals wurde mir klar, dass meine Eltern nie mehr zurückkommen würden.“
Als Zeitzeugin für das Maximilian-Kolbe-Werk in Freiburg besucht sie seit ungefähr 20 Jahren unermüdlich Schulen und sonstige Bildungseinrichtungen in ganz Deutschland. Und sie hat viel zu erzählen, ein Stück deutscher Geschichte und ihrer ganz besonderen Lebensgeschichte, davon konnten sich jetzt auch die Schüler des St.-Franziskus-Gymnasiums überzeugen.
