Werthmann Werkstätten führen Theaterstück auf

"Wolkensprünge" ist selbst geschrieben


Freuen sich auf die Theateraufführung am 6. September in der Werthmann-Werkstatt Olpe: Inge Christmann, Sebastian Martinetz und Petra Müller vom Begleitenden Dienst (v.l.) von privat
Freuen sich auf die Theateraufführung am 6. September in der Werthmann-Werkstatt Olpe: Inge Christmann, Sebastian Martinetz und Petra Müller vom Begleitenden Dienst (v.l.) © privat

Olpe. „Wolkensprünge“ lautet der Titel des neuen Theaterstücks der Theater-Projektgruppe der Werthmann-Werkstatt, Abteilung Olpe. Das Besondere: die Mitglieder haben das Drehbuch selbst geschrieben.


Inge Christmann, seit 2012 Mitarbeiterin in der Olper Werkstatt, lieferte die Initialzündung. „Als ich hier angefangen habe, war ich ein Nichts, ich war nicht sichtbar. Es hat lange gedauert, bis mir mein neues Ich bewusst geworden ist. Ich hatte das Gefühl, dass die Wolken am Himmel im Laufe der Zeit immer heller werden und so kam ich auf den Titel. Mit dem Theaterstück möchten wir zeigen, dass aus blassen, dunklen Wolken helle und strahlende werden können. Das ist der Punkt, an dem ich jetzt bin.“

Es ist bereits das 4. Theaterprojekt, das die Caritas-Werkstatt als freiwilliges Projekt im Kursprogramm anbietet. Die Organisation hat Petra Müller vom Begleitenden Dienst, die Leitung obliegt Theaterpädagogin Ulrike Wesely. Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen und zwei Ehrenamtler im Alter von Anfang 30 bis Anfang 60 machen mit.
Aus sich heraus kommen
Inge Christmann hat bereits Erfahrungen in den vorherigen Projekten gesammelt und weiß, wie positiv sich das Proben und Spielen vor großem Publikum auf die eigene Persönlichkeit auswirkt: „Die Konzentrations- und Merkfähigkeit wird gesteigert und durch den Umgang mit den anderen sieht man manches anders. Man wird ermutigt, aus sich heraus zu kommen und sich zu entfalten. Man wächst mit seinen Aufgaben und ist stolz, wenn man das Einstudierte gut auf die Bühne bringt. Das führt zu einer größeren Selbstsicherheit und man hat ein ganz anderes Selbstwertgefühl.“
Ehemaliger Mitarbeiter auf der Bühne
Sebastian Martinetz war von 2013 bis 2016 Mitarbeiter der Werkstatt und hat danach den Sprung in den Arbeitsmarkt geschafft. Da ihm das Theaterspielen seinerzeit große Freude gemacht hat, ist er als Ehrenamtler wieder dabei. Ihm gefällt es, in andere Rollen zu schlüpfen und will sich in dem neuen Stück sogar als Poetry-Slammer beweisen.

„Man traut sich Dinge zu, zu denen man sich im wahren Leben nicht traut, zum Beispiel laut zu schreien, zu fluchen und einfach Dinge rauszulassen. Die Dialoge in dem neuen Stück sind zum Teil durch die verdrehten Rollen, in die man schlüpft, recht komisch. Einmal ist man herrisch, ein anderes Mal unterwürfig. Es ist auch schön, als Team etwas auf die Beine zu stellen. Der eine kann sich auf den anderen verlassen. Da wird viel Vertrauen aufgebaut.“
Miteinander lachen
„Das Besondere an der Gruppe ist auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es wird viel gelacht, aber nicht übereinander, sondern miteinander. Alles, was passiert, bleibt in der Gruppe. Dadurch werden die Beziehungen vertieft. Insgesamt werden die Mitglieder offener, bei dem einen geht das schnell, bei anderen dauert es länger. Die Entwicklung ist unterschiedlich. Doch jeder Einzelne zieht seinen Nutzen daraus. Neben viel Spaß bietet das Theaterspielen psychisch erkrankten Menschen eine sinnvolle und kreative Beschäftigung. Sie werden im positiven Sinne durch viele neue Herausforderungen wie zum Beispiel das Sprechen und Singen vor Publikum gefordert und setzten so viele Ressourcen frei“, erklärte Petra Müller.

Die Mitarbeiterin vom Begleitenden Dienst hat selbst erfahren, dass das Selbstbewusstsein wächst, wenn man vor Publikum steht und frei redet. Wie positiv sich das auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirkt, hat sie nach jeder Aufführung erlebt. „Eine Laienschauspielerin hat mir gesagt, dass sie zum ersten Mal überhaupt etwas gefühlt hat. Und dafür lohnt es sich, monatelang zu proben.“ „Ja“, ergänzte Inge Christmann. „Über den stehenden Applaus nach der letzten Aufführung komme ich heute noch nicht drüber weg. Der wirkt immer noch.“ 

Die Zuschauer dürfen also gespannt sein, was die Akteure am 6. September um 18 Uhr im Speisesaal der Werthmann-Werkstatt Olpe auf die Bühne bringen. Eines sei jetzt schon verraten: Es wird kein zusammenhängendes Stück, sondern eine sinnvolle Aneinanderreihung von Sketchen, Gedichten, Vorträgen und Theaterspiel. Eine Sequenz greift in die andere, wobei der Titel „Wolkensprünge“ sich wie ein roter Faden durch das Geschehen auf der Bühne zieht. Die Theatergruppe freut sich auf viele Besucher. Eine zweite Aufführung ist im Herbst auf dem Schrabbenhof in Silberg geplant.
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