Wege zur Lebensqualität – Unterstützung bei der Krebsberatung Olpe

Ein Jahr am neuen Standort


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Das Team der Krebsberatung Olpe (von links): Petra Schwickerath (Assistenz) und Jutta Köhler (Psychoonkologische Beratung) mit Kathrin Schwickerath (Krebsgesellschaft NRW, Leitung Psychoonkologie und Selbsthilfe). von Lorena Klein
Das Team der Krebsberatung Olpe (von links): Petra Schwickerath (Assistenz) und Jutta Köhler (Psychoonkologische Beratung) mit Kathrin Schwickerath (Krebsgesellschaft NRW, Leitung Psychoonkologie und Selbsthilfe). © Lorena Klein

Olpe. Die Krebsberatung Olpe wird ein Jahr alt. Erkrankte, Angehörige und alle, die Rat rund um das Thema Krebs suchen, sind hier willkommen und werden kostenfrei unterstützt. Bevor die Krebsberatung am Mittwoch, 20. September, ihr Sommerfest feiert, hat LokalPlus mit dem zweiköpfigen Team in Olpe, Jutta Köhler (Psychoonkologische Beratung) und Petra Schwickerath (Assistenz), sowie Kathrin Schwickerath, Leiterin der Beratungsstellen bei der Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen, gesprochen. Wie war das erste Jahr in Olpe?


In Olpe hat die Krebsgesellschaft NRW vor einem Jahr ihre dritte Beratungsstelle eröffnet. Wieso gerade hier?

Kathrin Schwickerath: Wir haben Kontakte zu verschiedenen Netzwerkpartnern und wussten daher, dass diese Region unterversorgt ist. Es gab kein niedrigschwelliges, ambulantes Beratungsangebot für Erkrankte und lange Wartezeiten bei Psychotherapeuten. Der Auftrag der Krebsgesellschaft ist es, bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung zu gewährleisten.

„Bedarf war hoch“

Wie war der Start der Krebsberatung Olpe und welche Entwicklungen gab es seither?

Jutta Köhler: Am Anfang stand auch die Vernetzung vor Ort im Fokus. Wir haben viel Akquise betrieben, andere Netzwerkpartner besucht und die Krebsberatungsstelle und unsere Arbeit vorgestellt. Über das Jahr kamen dann immer mehr Ratsuchende – nicht nur aus Olpe, sondern auch aus dem Hochsauerland, Siegen-Wittgenstein und dem Oberbergischen Kreis – die teils weite Wege auf sich nehmen, um sich hier beraten zu lassen.

Kathrin Schwickerath: Auch von den Netzwerkpartnern, zum Beispiel Praxen und Krankenhäuser, wurden wir gut angenommen. Der Bedarf war sowohl bei den Ratsuchenden als auch bei den Versorgenden, die an uns vermitteln, hoch.

Bei der Krebsberatung Olpe sind Erkrankte, Angehörige und alle, die Rat rund um das Thema Krebs suchen, willkommen. von Lorena Klein
Bei der Krebsberatung Olpe sind Erkrankte, Angehörige und alle, die Rat rund um das Thema Krebs suchen, willkommen. © Lorena Klein

An wen richtet sich das Beratungsangebot?

Jutta Köhler: Es richtet sich an Krebserkrankte und deren Angehörige, Fachpersonen und Interessierte. Bei Kindern sind es in der Regel die Eltern, die beraten werden. Doch auch kleine Kinder sind willkommen, denn als ausgebildete Familientherapeutin habe ich auch das passende Material vor Ort.

Petra Schwickerath: Das Wort „Angehörige“ ist dabei weit gefasst, denn nicht nur Familienmitglieder, sondern auch Freunde und Arbeitskollegen, die nicht weiterwissen, können hier beraten werden.

Kathrin Schwickerath: Erkrankte und Angehörige kommen in verschiedensten Phasen. Sowohl, wenn der Verdacht einer Krebsdiagnose besteht, als auch nach der Diagnose oder nach der Therapie, wenn wieder eine Vorsorge-Untersuchung ansteht. Auch Angehörige beraten wir noch Jahre später.

Jutta Köhler: Auch über den Tod eines Erkrankten hinaus. Man kann jederzeit wiederkommen.

Sozialrechtliche und psychosoziale Beratung

Welche Art der Unterstützung leistet die Krebsberatung?

Jutta Köhler: Zum einen bieten wir sozialrechtliche Beratung an – Fragen zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten, Anträge für Härtefonds, Vorsorge- und Patientenverfügungen, aber auch Sorgerechtsfragen, wenn zum Beispiel ein Elternteil verstirbt. Und dann gibt es die psychosoziale Beratung. Wie spreche ich über Krebs? Wie wirkt sich die Krankheit auf das Familiensystem und die Aufgabenverteilung aus? Und es geht um Selbstbewusstsein und Identität, denn oft verändert auch der Körper sich.

Kathrin Schwickerath: Wir beantworten auch Fragen zu Behandlungen und vermitteln Basiswissen, damit Erkrankte einen Fahrplan haben und ermutigt werden, ihre Fragen an die behandelnden Ärzte zu stellen.

Jutta Köhler: Damit jeder selbstständig und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen und Lösungen finden kann. Wir stellen keine Diagnosen, sind keine medizinische Beratung und keine Psychotherapie. Aber wir beraten auch gerne in der Wartezeit, bis ein Therapieplatz gefunden ist.

Bei der Krebsberatung Olpe sind Erkrankte, Angehörige und alle, die Rat rund um das Thema Krebs suchen, willkommen. von Lorena Klein
Bei der Krebsberatung Olpe sind Erkrankte, Angehörige und alle, die Rat rund um das Thema Krebs suchen, willkommen. © Lorena Klein

Wie viele Menschen haben sich bisher an die Beratungstelle gewandt?

Kathrin Schwickerath: Im zweiten Halbjahr des Jahres 2022 waren es 136 Gespräche mit 50 Ratsuchenden, im ersten Halbjahr 2023 151 Beratungstermine mit 86 Klienten. Schon in der Anfangszeit hatten wir viel Zulauf und gemerkt, dass sich das Angebot herumspricht.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft?

Jutta Köhler: Es ist zum Beispiel ein zusätzliches Angebot für tumorbedingte Fatigue geplant und Online-Vorträge zu verschiedenen sozialrechtlichen Themen und zur Diagnose Krebs.

Kathrin Schwickerath: Gegebenenfalls folgen noch weitere kreative Angebote. Und wir suchen momentan händeringend nach einer zweiten Beratungskraft für unseren Standort in Olpe.

Austausch und Begegnung

Wie wird der erste „Geburtstag“ gefeiert?

Jutta Köhler: Wir haben ein kleines Sommerfest geplant. Dieses soll dazu beitragen, dass Netzwerkpartner, Klienten und Interessierte sich begegnen und Ideen und Bedarfe ausgetauscht werden können. Im Mittelpunkt steht, wie man mit der Krankheit Lebensqualität herstellen kann.

Kathrin Schwickerath: Krebs wird häufig mit einer Kampfmetaphorik beschrieben, man „gewinnt“ oder „verliert“. Unser großes Anliegen ist es, Krebs aus der Tabu-Zone herauszuholen. Dass Menschen darüber sprechen, dass sie krank sind.

Krebsberatung Olpe

Insgesamt gibt es in NRW 25 Krebsberatungsstellen, oft getragen durch kleinere Vereine oder andere gemeinnützige Träger. Die Krebsberatung Olpe ist eine von drei Beratungsstellen der Krebsgesellschaft NRW. Die anderen Standorte sind in Düsseldorf und im Rhein-Erft-Kreis. Der GKV-Spitzenverband, der PKV und das Land bezuschussen die Beratungsstellen, 20 Prozent trägt die Krebsgesellschaft selber. Um ein kostenloses Angebot aufrechtzuerhalten ist sie daher auch auf Spenden angewiesen.

Das Sommerfest der Krebsberatung Olpe findet am Mittwoch, 20. September, von 15 bis 18.30 Uhr in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle in der Schützenstraße 12 in Olpe statt. Interessierte sind willkommen, in diesem Zeitraum vorbeizuschauen, ein festes Programm gibt es nicht.

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