„Vielleicht war meine musische Neigung hier zu gebrauchen“

Kulturamtsleiter Michael Ohm geht in den Ruhestand – Im LokalPlus-Interview zieht er Bilanz


Michael Ohm, Kulturamtsleiter der Stadt Olpe, geht zum Jahreswechsel in den Ruhestand. von Volker Lübke
Michael Ohm, Kulturamtsleiter der Stadt Olpe, geht zum Jahreswechsel in den Ruhestand. © Volker Lübke

Wenn ein leitender Mitarbeiter der Stadtverwaltung nach 46 Jahren in den Ruhestand geht, hinterlässt er Spuren. Spuren, die das heutige Bild der Stadt Olpe ein Stück weit geprägt haben. Bei Michael Ohm gilt das in besonderer Weise. War er doch für ein Fachgebiet zuständig, das genau von der Außenwirkung lebt. Seit mehr als 26 Jahren ist Michael Ohm im Kulturamt beschäftigt, seit 1991 ist er dessen Leiter. Zum Jahreswechsel wird er in den Ruhestand verabschiedet. Im Gespräch mit Volker Lübke zieht er Bilanz.


46 Jahre im Dienst der Stadt Olpe, über 26 Jahre im Kulturamt, seit 24 Jahren in leitender Funktion – da gibt es sicher eine Menge zu erzählen. Herr Ohm, wie sind Sie zur Kultur gekommen?

Das alles fing 1989 an, als der Zweckverband Musikschule zusammenbrach. Der damalige Stadtdirektor beauftragte mich, eine Konzeption für eine eigene Olper Musikschule zu erstellen. Das hatte wohl auch damit zu tun, dass ich selber Musiker bin.“

Das ging ja recht flott. Seit 1990 ist die Musikschule der Stadt Olpe in Betrieb. Aber die Geschichte ging ja noch weiter.

Ein paar Jahre habe ich die Musikschule noch mitbetreut. Ungefähr im Jahr 2000 hatte sie sich soweit etabliert, dass ein eigenes Musikschulamt gebildet wurde.

Von da an konnten Sie sich auf die eigentliche Arbeit des Kulturamts konzentrieren.

Ja. Wissen Sie, ich habe Kultur immer schon als wichtiges, lebenswertes Element gesehen. Wir haben eine sehr schöne Stadthalle. Die eignet sich für Theatergastspiele und einiges mehr. Olpe ist aber insbesondere eine musikbegeisterte Stadt.

Das reichhaltige Konzertangebot ist der beste Beweis dafür. Den Faden haben Sie aufgegriffen…

Bis Anfang der 90er Jahre beschränkten sich die Kulturaktivitäten immer auf das Winterhalbjahr. In den Sommermonaten lagen die kulturellen Aktivitäten in den meisten Städten auf Eis. Wir haben 1990 mit dem 1. Olper Kultursommer begonnen, das zu ändern.

War das Ihre Idee? Dass es den Kultursommer immer noch gibt, ist ein Zeichen, dass Sie damit goldrichtig lagen. Was meinen sie, war das Besondere daran – das Erfolgsrezept?

Ja, es war meine Idee. Und wir hatten ja in diesem Jahr das 25. Jubiläum. Wir haben das Programm von Anfang an nicht auf Theater abgestellt, sondern Bereiche hinzugenommen, die bis dahin in Olpe noch nie stattgefunden hatten: Kabarett und Comedy.

Das Frankfurter Kurorchester, Konrad Beikircher, Lioba Albus, Bernd Stelter, Herbert Knebel… eine lange Liste bekannter Namen. Aber der Kultursommer bietet doch noch mehr.

Als zweiten Bereich haben wir mit Rock- und Popkonzerten ein neues, dynamisches, musikalisches Element hinzugenommen. 1991 gab es das erste Open Air.

BAP, Bob Geldof und Dave Steward (Eurythmics), das ist ‘ne echte Hausnummer für so eine kleine Stadt.

Ja, das war gleich ein Riesending. Und als Vorgruppe spielte Pur. Die kannte da nur noch kaum einer. Daneben gab es dann kleinere Hallenkonzerte mit den bekannten Kölschen Bands und zum Beispiel der Spider Murphy Gang. 2004 haben wir dann zusätzlich die Open-Air-Konzerte donnerstags auf dem Marktplatz organisiert.

Manager und Aushilfskopierer

So etwas machen andere Städte ja inzwischen auch mit einigem Erfolg.

Ja, wir haben aber das Konzept inzwischen etwas geändert, indem wir nicht allgemein Coverbands buchen, sondern thematisch schauen, was gut ankommt. Außerdem sind Orchesterkonzerte hinzugekommen. Ich glaube, genau diese Mischung hat dazu geführt, dass manches Mal der Marktplatz zu klein ist.

Und wenn Sie Bilanz ziehen?

Bei durchschnittlich 35 Veranstaltungen im Jahr können wir unterm Strich glaube ich sehr zufrieden sein. Natürlich geht nicht immer alles richtig gut…

Zum Beispiel?

Das 1. Open-Air 1991 war schon eine echte Herausforderung. Ebenso das Jahr 2011 – anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums hatten wir da 70 statt 35 Veranstaltungen. Aber richtig stressig war ein Konzert mit German Brass. Die kamen um 2 Uhr mittags direkt aus Tokio hier an. Um 17 Uhr sollte das Konzert beginnen. Dann stellte einer der Musiker – ein Zwei-Zentner-Mann – fest, dass der Koffer mit seinem Bühnenanzug in Düsseldorf am Flughafen stehengeblieben war. Ich habe zum Glück einen Bekannten gefunden, der einen Anzug bereitgestellt hat. Eine halbe Stunde später kam das Desaster: Im besagten Koffer befanden sich auch die gesamten Noten für den zweiten Teil des Konzerts... Kurz vor dem Ende der Pause habe ich nassgeschwitzt die Noten in die Künstlergarderobe gebracht. Ich hatte sie per Fax aus Düsseldorf organisiert und passend umkopiert.

Zurück zur Bilanz: Wie sind denn die Rahmenbedingungen für Kulturarbeit in der Stadt Olpe?

Für Veranstaltungen stehen jährlich etwa 230- bis 240.000 Euro zur Verfügung. Damit kann man schon etwas anfangen. Es handelt sich zwar um den kleinsten Teilhaushalt der Stadt, aber um einen sehr wichtigen, weil Kultur eben eine große Außenwirkung hat. Aber wir haben ja noch mehr gemacht. Ich sehe es als wichtige Aufgabe der Stadt an, mit Kultur zu helfen. Mit den Benefizkonzerten von Polizei- und Bundeswehrorchestern haben wir so in 25 Jahren rund 250.000 Euro zugunsten von Caritas, Frauen-helfen-Frauen, Aidshilfe und anderen sozial engagierten Vereinen eingespielt.

Sie spielen selber Posaune in mehrere Ensembles. Musik und Konzertveranstaltungen standen also klar im Mittelpunkt. Was ist mit anderen Kulturbereichen?

Olpe ist eben eine sehr musikalische Stadt. Die Blasorchester und Chöre bilden dabei den Schwerpunkt. Ich hoffe, dass meine eigene musische Neigung auch hier am Arbeitsplatz zu gebrauchen war. Ein anderer unverzichtbarer Teil des städtischen Kulturprogramms sind die Kunstausstellungen im Alten Lyzeum. Ein sehr schöner Raum, in dem wir Künstlern aus der Region ein Forum bieten.

Aber es gibt doch noch mehr Kultur in der Stadt Olpe.

Ja, sicher. Deshalb haben wir vom Kulturamt aus zweimal im Jahr bei allen kulturveranstaltenden Vereinen und Organisationen Programme und Termine abgefragt, um das zu koordinieren. Das Ergebnis ist ein dickes Programmheft mit allen Terminen. Wir selber haben 2011 noch die Jazzreihe „Blue Notes“ mit 3 bis 4 kleineren Konzerten im Jahr initiiert.

Nachfolger übernimmt gut bestelltes Feld

Sie haben offenbar ein Faible für Nischen.

Sehen Sie, die Jazzmusik wird oft leider vernachlässigt. Ich habe dafür eine Menge übrig. Vielleicht steige ich selber ja demnächst wieder in eine Jazzband ein...

Herr Ohm, Sie hinterlassen Ihrem Nachfolger ein gut bestelltes Feld. Was geben Sie Moritz Berg mit auf den Weg?

Ich wünsche ihm, dass es ihm gelingt, in Kulturpolitik, Verwaltung und Bevölkerung die Akzeptanz zu erhalten und weiter auszubauen. Und vielleicht kann er auch neue Impulse setzen, die mir jetzt nicht mehr einfallen. Und im Sinne einer vielfältigen Kulturarbeit wünsche ich ihm, dass die Ressourcen, die die Politik zur Verfügung stellt, erhalten bleiben. Wenn diese Mittel nämlich ausgeschöpft sind, sind auch die Möglichkeiten am Ende.

Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen allzeit gute Musik und viel Freude am Olper Kulturprogramm.

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