„Viele Künstler haben schon vor Corona von der Hand in den Mund gelebt“

LokalPLus blickt hinter verschlossene Türen - beim Club 574


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Das „Club 574 to go“ - Logo von Club 574
Das „Club 574 to go“ - Logo © Club 574

Olpe. Kunst, Kultur und Musik. Der Club 574 ist Kulturverein, Verbindungsplattform und Anlaufstelle für all jene, die in diesen Bereichen aktiv sein wollen. In Zeiten von Corona sind Auftritte jedoch schwierig bis unmöglich. Wie man dennoch Kontakt pflegt mit Künstlern und Publikum, wie man mit der aktuellen Lage umgeht und was sich hinter der Zahl 574 verbirgt, erzählen die Vorstandsmitglieder Ursula Eichert und Michael Hunold im Gespräch mit LokalPlus.


Schon der Name des Clubs 574 macht diesen interessant. 574 - was steckt dahinter? Ein geheimer Zahlencode? Gegründet im Mai 1974? Nein, es sind die ersten drei Zahlen der Postleitzahlen von fünf Kommunen im Kreis Olpe. Mit dem Namen 574 möchte man offen sein. Offen für neue Ideen und Stile von Kunst- und Musikschaffenden. So wundert es auch nicht, dass Ursula Eichert betont, dass nicht der Club die Dinge findet, sondern die Dinge den Club.

Schon vor offizieller Gründung sehr aktiv

Das Interdisziplinäre sei das, was den Club auszeichne. Jam Sessions, Theaterelemente sowie Lesungen habe es auch schon gegeben. Obwohl der Club 574 erst offiziell am 29. Februar 2020, also kurz vor dem ersten Corona-Lockdown gegründet wurde, so gab es schon in den dreieinhalb Jahren zuvor eine Reihe von Veranstaltungen. Der Club 574 organisierte in der Vergangenheit im Raum Olpe die unterschiedlichsten Events an wechselnden Locations.

Der Club 574 organisiert mit Künstlern aus nah und fern ein buntes Programm. von Club 574
Der Club 574 organisiert mit Künstlern aus nah und fern ein buntes Programm. © Club 574

Am 5. März 2020 fand dann die vorerst letzte Live-Veranstaltung statt, das Konzert mit dem langjährigen Saxofonisten der Joe Cocker Band, Norbert Fimpel, und dem Gitarristen Tolo Servera im ausverkauften Bootshaus in Olpe. Zwei Wochen später sollte ein weiteres Event folgen, doch dazu kam es Corona-bedingt nicht. Seitdem gestaltet sich der Alltag äußerst schwierig bis gar nicht.

Aufgeben keine Option

Doch die Köpfe steckt man beim Club 574 nicht in den Sand. Die freiberufliche Künstlerin Ursula Eichert, der diplomierte Sozial- und Theaterpädagoge Michael Hunold sowie weitere Mitglieder haben daran gearbeitet, wie man das Beste aus dieser Zeit machen kann. Nachdem sich die Lage im Sommer ein wenig beruhigt hatte, wurde das neue Format „Club to go“ ausprobiert.

Die Band Annina Struve & Hugoonion sorgte im Sommer 2020 am Biggesee für beste Stimmung. von Club 574
Die Band Annina Struve & Hugoonion sorgte im Sommer 2020 am Biggesee für beste Stimmung. © Club 574

Im Rahmen des Möglichen ist der Club mit einigen Teilnehmern durch die Region gewandert und durfte unter freiem Himmel und bei besten Wetter den musikalischen Beiträgen am Lister- und Biggesee lauschen. Auch für August 2021 ist ein Outdoor-Konzert in Kirchesohl geplant.

Während der Wintermonate, als das Infektionsgeschehen nicht viel zuließ, wurde die Zeit genutzt für eine digitale Webshow mit musikalischen Einlagen, persönlichen Grüßen und Interviews zahlreicher Künstler.

In Anlehnung an das langjährige Musikfestival „Between The Days“, welches der Club 574 seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Lorenz-Jaeger-Haus in Olpe ausrichtet, entwickelte der Club eine dreieinhalbstündige Online-Veranstaltung.

Generationsübergreifend wurde den Zuschauern von Theater über Musik bis hin zur Klangperformance vieles geboten. Nach diesem Erfolg entstanden weitere Online-Formate. So präsentiert der Club 574 auf seinem YouTube-Kanal jeden Monat eine Band oder einen Künstler online.

Künstler hatten es schon vor Corona schwer

Trotz aller digitalen Möglichkeiten sieht die Lage vieler Künstler prekär aus. Vor allem jene, die davon hauptberuflich leben. Viele hätten schon vor Corona sprichwörtlich von der Hand in den Mund gelebt, so Eichert und Hunold. Die Pandemie habe die Lage nun noch mehr zugespitzt. Die Hilfen, die ankamen, seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Für die Zukunft wünscht sich der Club 574 eine möglichst baldige Rückkehr zur Normalität und ein Wiederaufblühen des kulturellen Lebens. Darüber hinaus sind neue musik- und kulturinteressierte Mitglieder jederzeit willkommen. Abschließend erzählt Michael Hunold eine Metapher, die die Wichtigkeit der Kunst aufzeigt: „Wenn man nur zwei Euro über hat, so sollte man einen für ein Stück Brot und einen für die Kultur ausgeben.“ Oder wie es Ursula Eichert formuliert: “Kultur ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält und für sinnstiftende Momente im Leben sorgt.“


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