Stadthallen-Restaurant: „Findungsprozess“ zwischen Tradition und Kreativität

Pächter-Bilanz nach einem Jahr


  • Olpe, 01.02.2018
  • Von Sven Prillwitz
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Seine Spezialität: Steaks mit extrem hochwertiger Fleischqualität. Die internationale Küche des Stadthallen-Restaurants will Lulzim Deari bekannt und beliebt machen in der Kreisstadt - losgelöst von Großveranstaltungen. von Sven Prillwitz
Seine Spezialität: Steaks mit extrem hochwertiger Fleischqualität. Die internationale Küche des Stadthallen-Restaurants will Lulzim Deari bekannt und beliebt machen in der Kreisstadt - losgelöst von Großveranstaltungen. © Sven Prillwitz

Olpe. Lulzim Deari und seine Frau Helena Gärtner sind jetzt seit genau einem Jahr verantwortlich für die Gastronomie in der Stadthalle Olpe – und damit sowohl bei Großveranstaltungen in der Halle als auch im Restaurant-Betrieb. Ihre erste Zwischenbilanz fällt durchwachsen aus. Weil der „Findungsprozess“ in der Kreisstadt mehr Zeit in Anspruch nimmt als gedacht.


Lulzim Deari (45) hat jahrelang selbstständig Restaurants geführt in Dormagen, Opladen und Leverkusen, zudem eine Cocktail-Bar in Bergisch-Gladbach. Dann wollten er und seine Frau sich auch an größeren Veranstaltungen versuchen. Das Ehepaar fand online heraus, dass die Gastronomie in der Stadthalle Olpe zu verpachten war – und unterzeichnete im Januar 2017 im Olper Rathaus den Vertrag. Die neuen Pächter improvisierten zunächst in Sachen Gastronomie, als die Karnevals-Großveranstaltungen Bürgerball und Kolpingball anstanden; im März schließlich eröffneten sie das Restaurant, das etwa 90 Gästen Platz bietet.

Ein halbes Jahr gaben sich Lulzim Deari und seine Frau Helena Gärtner Zeit. Sechs Monate, um Olpe und seine Bürger kennenzulernen. Und gleichzeitig sechs Monate, in denen die Olper die neuen Pächter des Stadthallen-Restaurants und deren gastronomisches Angebot kennenlernen dürfen. Jetzt, elf Monate nach der Eröffnung des Restaurants, dauere dieser „Findungsprozess“ noch immer an, sagt Deari. Was mehrere Gründe habe.
Hohe Hürden für neue Ideen
„Hier in Olpe läuft alles nach alter Tradition. Du bist nicht du, sondern läufst nach der Art der anderen“, sagt Deari. Karneval, Schützenfest, das Vereinswesen – all diese Akteure hätten exakte Vorstellungen, was sie von der Stadthalle und der Gastronomie erwarten. Dafür hat der 45-Jährige als Gastronom und Dienstleister auch volles Verständnis. Was ihn und seine Frau allerdings überrascht hat und noch immer wundert: Es sei schwierig, den Menschen etwas Neues zu präsentieren und schmackhaft zu machen.

Deari würde zwischendurch gerne mal etwas Anderes ausprobieren, seine Ideen umsetzen und versuchen, seine Gäste damit zu überzeugen. „Ich habe immer Gastronomie gemacht, ich kann nichts anderes als das, aber das kann ich gut“, sagt der gelernte Koch und lächelt. Er wünscht sich mehr Offenheit für Ideen, mehr Vertrauen in seine Fähigkeiten. Und manchmal auch konkretere Absprachen bei Großereignissen, um mit Essen und Personal genauer kalkulieren zu können. „Es ist ein Lernprozess, Olpe richtig zu verstehen“, sagt der gebürtige Mazedonier, der mit seiner Familie im Vorjahr aus dem Rheinland ins Sauerland zog.
Ohne Stadthalle funktioniert das Restaurant nicht
Die ersten zwölf Monate seien unterm Strich „okay“ gelaufen. Allerdings nach einem festen Schema: Wenn große Veranstaltungen in der Stadthalle laufen, dann brummt der Laden – auch in gastronomischer Hinsicht. Das sei zwar erfreulich. Steht allerdings keine Veranstaltung an, sei der Restaurant-Betrieb meist überschaubar. Und das, obwohl das Ehepaar das einzige Steakhouse in der Kreisstadt führt und beim Essen nach eigenen Angaben auf höchste Qualität setzt. „Das wissen die meisten allerdings noch nicht. Das Restaurant ist losgelöst von der Stadthalle noch zu wenig bekannt und wird zu wenig genutzt“, sagt Deari.

Was für ihn auch an der Namensregelung liegt. Die Gaststätte muss unter dem Namen „Stadthallen-Restaurant“ laufen. Das wusste das Ehepaar, setzte anfangs sogar auf die Bekanntheit des Namens. Um dann eben herauszufinden, dass das Restaurant eigentlich nur bei Veranstaltungen in der Stadthalle funktioniert. Der inoffizielle, auch für den Online-Auftritt verwendete Name – „Angus steak-house. Stadthalle Olpe“ – ist kaum bekannt. Ein weiteres Problem: die rückwärtige Lage. Wer ins Restaurant will, muss die Stadthalle umrunden. Trotz der Hinweisschilder, die Lulzim Deari und Helena Gärtner draußen aufstellten, fänden immer noch zu wenige Gäste den Weg in die Gaststätte, wenn in der Stadthalle mal nichts los ist.
 von Sven Prillwitz
© Sven Prillwitz
Deswegen spricht der Gastronom von den „zwei Schienen“, die es zu finden und zusammenzuführen gilt. Eine Metapher, die in zweifacher Hinsicht gilt: einmal für den auch unabhängig voneinander funktionierenden Betrieb der Stadthalle und des Steakhouse. Und einmal für die traditionsverbundenen Olper und das kreative Pächter-Ehepaar. Deari ist zuversichtlich: „Wir sind auf dabei, uns einen Namen zu machen. Unser Ziel ist auf jeden Fall, dieses System hier mit Events und davon losgelöstem Restaurant-Betrieb zu schaffen.“
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