Siebtklässler Niklas Heuel setzt auf Gelassenheit im „Mauseloch“

„Boys´ Day 2018“ im St. Martinus-Kindergarten Olpe


  • Olpe, 26.04.2018
  • Von Sven Prillwitz
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    Sven Prillwitz

    Redaktion

Vorlesen in Kombination mit Suchspielen: Niklas Heuel hat im St. Martinus-Kindergarten Olpe die volle Aufmerksamkeit der jungen Zuhörer. von Sven Prillwitz
Vorlesen in Kombination mit Suchspielen: Niklas Heuel hat im St. Martinus-Kindergarten Olpe die volle Aufmerksamkeit der jungen Zuhörer. © Sven Prillwitz

Olpe. Beim bundesweiten Aktionstag „Boys´ Day“ haben Schüler die Möglichkeit, Berufe kennenzulernen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden. Mit dem Schnupperpraktikum für einen Tag soll das klassische Rollenverhalten bei der Berufswahl hinterfragt werden. Niklaus Heuel, der aktuell die siebte Klasse der Sekundarschule Olpe besucht, hat am Donnerstag, 26. April, einen Tag lang im St. Martinus-Kindergarten Olpe mitgearbeitet und eine Erzieherin unterstützt.


Niklas Heuel ist schon nach einer Stunde äußerst gefragt bei den Kindern der „Mauseloch“-Gruppe. Der 14-Jährige sitzt auf einem blauen Sofa, ein Kinderbuch neben ihm, bunte Spielzeug hinter ihm auf der Rücklehne. Immer wieder stellen ihm die Mädchen und Jungen Fragen, toben vor ihm herum und zum Teil förmlich über ihn hinweg. Als er kurz den Raum verlässt, umklammern ihn zwei Jungen und fragen, wann er wiederkommt. Anstrengendes Chaos mit einem hohen Lärmpegel? Nicht für Niklas Heuel. Der Schüler lacht und wirkt geradezu gelassen inmitten des Trubels.

„Dass Kinder toben und Blödsinn machen, ist doch normal und stört mich nicht“, sagt der Siebtklässler. Ihm mache das Spaß. Außerdem habe er schon eine gewisse Erfahrung als Aufpasser, weil er schon häufiger die Nachbarskinder beaufsichtigt habe, wenn deren Eltern mal kurz weg mussten. Aus diesem Grund hat er sich auch dafür entschieden, beim „Boys´ Day“ ein Tagespraktikum in einem Kindergarten zu absolvieren.
Männerquote: 0,0 Prozent – und ein Praktikant
Und damit einen Job kennenzulernen, der in Deutschland immer noch als ganz klassischer Frauenberuf gilt. Bundesweit liegt der Männeranteil unter den pädagogischen Mitarbeitern in Kindergärten und Kindertagesstätten bei gerade einmal 5,85 Prozent. Im St. Martinus-Kindergarten Olpe sogar bei 0,0. Immerhin gibt es zurzeit einen Praktikanten, der die 17 Pädagoginnen um Leiterin Sabine Schüttler aktuell unterstützt.
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Wer sich als Mann für den Erzieherberuf entscheidet, arbeite eher im Heim, sagt Schüttler. Aus finanziellen Gründen, aber auch weil viele Männer lieber mit älteren Kindern und Jugendlichen arbeiteten. Frauen hingegen „sagen oft sehr schnell: Kindergarten, das ist genau meins“, so Schüttler. Wichtige Eigenschaften für diesen Job: „Viel Verständnis, Ausgeglichenheit und Ruhe.“ Und natürlich auch ein gewisses Händchen für die U3-Betreuung.
Nachmittagsbetreuung hat stark zugenommen
Vor allem wegen des Lärmpegels, aber auch weil die Ganztagsbetreuung in den vergangenen Jahren generell stark zugenommen habe. Mehr als 90 der insgesamt 110 Kinder, die in den fünf Gruppen des St. Martinus-Kindergartens in Olpe betreut werden, bleiben über Mittag hinaus in der Einrichtung. Entsprechend gut verteilt werden müssten die Spiel- und Ruhephasen, sagt Schüttler.

Das bereitet Niklaus Heuel keine Sorgen. „Vielleicht wird es ein langer Tag“, sagt der Siebtklässler, „aber es wird sicherlich sehr interessant.“ Er grinst. Von 8 bis 16 Uhr lernt der Siebtklässler den Beruf des Erziehers im Kindergarten kennen, dazwischen liegt eine Stunde Mittagspause. Jetzt, als die Uhr 9.25 Uhr zeigt, sitzt Niklaus Heuel wieder auf dem blauen Sofa. Die Kinder, die ihn bei seiner Rückkehr freudig und lautstark begrüßt haben, sitzen vor ihm auf dem Boden.

Niklas hat sich ein Buch geschnappt, liest daraus vor und zeigt Bilder. Lässt sich von den Kindern erklären und zeigen, welche der Hauptfiguren – es geht um zwei Hasen – was genau macht. Die Mädchen und Jungen hören gebannt zu, sind engagiert bei der Sache. Der Lärmpegel in dem kleinen Raum ist auf einem Minimum angekommen. Es scheint so, als hätte der 14-Jährige das „Mauseloch“ schon richtig gut im Griff.
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