Seit 15 Jahren lebendiger Austausch

Zwölf Jugendliche aus Ungarn am SFG zu Gast - Empfang im Rathaus obligatorisch


  • Olpe, 09.09.2015
  • Von Volker Lübke
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Zwölf Schülerinnen und Schüler aus Ungarn sind zurzeit in Olpe zu Gast. von Volker Lübke
Zwölf Schülerinnen und Schüler aus Ungarn sind zurzeit in Olpe zu Gast. © Volker Lübke

Mit den sprichtwörtlichen Händen und Füßen, ein paar Brocken Deutsch und Englisch, der ersten Fremdsprache beider Länder, klappt die Verständigung erstaunlich gut. Das Abenteuer Schüleraustausch zwischen dem Géza Gárdonyi Gimnasium im ungarischen Eger und dem Olper St.-Franziskus-Gymnasium klappt bestens – auch ohne die Muttersprache der zwölf Jugendlichen, die zurzeit in Olpe zu Gast sind.


„Wir sind sehr stolz, diese Partnerschaft seit 15 Jahren lebendig halten zu können“, sagte Gabriella Bozóné Tóth LokalPlus. Sie begleitet die Schülergruppen seit inzwischen acht Jahren und fühlt sich in Olpe „schon fast zuhause“. Bozóné Tóth, ihre Kollegin Kornélia Lénártné Barty und die Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 16 Jahren sind wie immer in Gastfamilien untergebracht. Die Schulpartnerschaft zwischen der Olper St-Franziskus-Schule und der Schule des Zisterzienser-Ordens in Eger war mit Hilfe der Bischofskonferenz zustande gekommen und wird seitdem jährlich mit Besuch und Gegenbesuch gepflegt.
Christoph Scheppe und Julia Eberwein betreuen Austausch am SFG
Für Deutsch- und Religionslehrer Christoph Scheppe und die Religions- und Kunstpädagogin Julia Eberwein ist in diesem Schuljahr Premiere. Die beiden haben die Betreuung des Ungarn-Austauschprogramms von Arnold Stracke und Hildegard Kaufmann übernommen. „Ohne die Kollegen vor Ort und die beiden Schulleitungen wäre so ein Projekt nicht möglich“, bedankt sich Gabriella Bozóné Tóth für die Unterstützung. Sie selbst tritt auch diesmal als überaus versierte Dolmetscherin bei allen Gelegenheiten in Aktion. Ungarisch sprechen nämlich – wie anderenorts auch – in Olpe nur die wenigsten, stellte Bürgermeister Horst Müller fest. Genau eine Mitarbeiterin im Rathaus kenne er, die dieser Sprache mächtig sei, verriet Müller beim obligatorischen Empfang der Besuchergruppe am Mittwochmorgen.
Host Müller präsentierte Lokalkolorit
In seinem kurzweiligen Vortrag über die Stadt Olpe verwies der Bürgermeister auch auf die rund 450 Flüchtlinge, die bereits in Olpe untergebracht sind. Müller zeigte sich zuversichtlich und hoffnungsvoll, auch die weiteren erwarteten Flüchtlinge menschenwürdig unterbringen zu können. Auch manche lokale Besonderheit wie das Schützenfest erläuterte Müller mit Hilfe der Übersetzerin den Schülern. Am Freitag endet die Olper Woche für die Schüler aus dem nord-ungarischen Eger. Bis die Jugendlichen den Flieger in Dortmund besteigen erwartet sie noch ein abwechslungsreiches Programm, bei dem der persönliche Austausch nicht zu kurz kommen wird.
Kommentar
„Jugend ist Zukunft“ heißt es so schön. Austauschprogramme für Schüler sind ein ideales Mittel, diese Floskel in die Tat umzusetzen. Völkerverständigung im Sinne eines besseren Miteinanders beginnt immer auf der persönlichen Ebene. Der Austausch zwischen den Gymnasien in Olpe und Eger erhält vor dem Hintergrund der aktuellen Nachrichten einen besonderen Stellenwert. Vielleicht nehmen die jungen Leute ja die Erkenntnis mit nach Hause, dass der Kontakt mit anderen Menschen und Kulturen überaus bereichernd und allemal besser ist, als – wie Ungarn es derzeit exerziert – sich abzuschotten und aus der europäischen Gemeinschaftsaufgabe auszubrechen, den zahllosen Flüchtlingen eine Chance auf ein Leben in Frieden und Freiheit zu ermöglichen. Olpes Bürgermeister Horst Müller hat das Thema sehr vorsichtig angeschnitten, wohl auch um die Mädchen und Jungen nicht zu überfordern. Vor allem aber, weil sie sich nicht dafür verantworten oder gar öffentlich schämen müssen, wie die Regierung ihres Heimatlandes, allen voran der ungarische Ministerpräsident Orbán, aus Machtkalkül und Großmannssucht agiert.
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