Sechs Familien aus dem Stadtgebiet Olpe beklagen Ablehnung an Grundschulen


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Im August startet das neue Schuljahr. Nicht alle Kinder im Kreis Olpe wissen, in welcher Schule sie dann lernen dürfen. von © Syda Productions / lia
Im August startet das neue Schuljahr. Nicht alle Kinder im Kreis Olpe wissen, in welcher Schule sie dann lernen dürfen. © © Syda Productions / lia

Altenkleusheim. Betül Isiklar ist empört, traurig und wütend zugleich. Ihr Sohn Jamal soll im Sommer eingeschult werden. Doch bis jetzt ist noch nicht klar, an welcher Grundschule das geschehen wird. Eine Situation, die die Familie seit November letzten Jahres beschäftigt und nicht loslässt.


Jamal besucht den Kindergarten in Altenkleusheim, der mit der Grundschule Rhode kooperiert, und soll auf Wunsch seiner Eltern, wie 13 weitere Kinder aus Altenkleusheim, die genannte Grundschule besuchen. 

Einen Monat später erfolgte die Absage der Katholischen Bekenntnis-Grundschule Rhode. Für die Eltern ist es schwierig, ihrem Sohn zu vermitteln, dass er in der Grundschule nicht mit seinen Freunden zusammenbleiben kann.
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Das Argument, die maximale Zahl der Schüler sei erreicht, kontert Jamal mit der Frage: „Warum habt ihr mich nicht früher angemeldet?“ Ein Problem, mit dem die Familie Isiklar nicht alleine ist. Weitere Familien aus dem Stadtgebiet Olpe sind ebenfalls „betroffen“. 
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Die Tochter von Vanessa Dombrowe (Neuenkleusheim) wurde als einziges Kind aus dem Ort an der Grundschule Rhode abgelehnt. „Zum Glück hat sie eine Freundin in Stachelau, die ebenfalls in Rhode abgelehnt wurde, mit der unsere Tochter nun gemeinsam zur GGS „Am Hohenstein“ gehen kann“, so Vanessa Dombrowe. Familie Dombrowe und die Stachelauer Familie sind evangelisch.

„Für den Sozialkontakt innerhalb des Dorfes wird es für unsere Tochter nicht mehr so einfach. Hinzu kommt, dass bei der Anmeldung im Kindergarten die Partnerschaft zu Rhode besonders hervorgehoben wurde und uns gesagt wurde, das bisher immer alle Kinder geschlossen nach Rhode gehen würden. Auch auf der Internetseite der Schule wurde mit dieser Kooperation geworben“, so Vanessa Dombrowe in ihrem Statetement.
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Meliha Kir (Lütringhausen) meldete ihre Tochter, die momentan den St. Martinus-Kindergarten besucht, an der Gallenberg-Grundschule an, die mit dem Kiga kooperiert. Nach zwei Wochen kam die Absage mit der Begründung, dass zu viele Anmeldungen vorliegen. Nachfragen jeglicher Art blieben unbeantwortet.

„Das Recht auf eine Wunschschule ist verwehrt“, so Meliha Kir und weiter: „Was ist mit unseren Kindern? Ich möchte, dass es keine Bekenntnisschulen mehr gibt. Ich möchte gerecht behandelt werden.“
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Sandra Schulte (Olpe/Hatzenberg) meldete ihre Tochter an der fußläufig erreichbaren Grundschulen am Gallenberg und in Rhode an. Ihre Frage bei einer Infoveranstaltung, ob sie als Konfessionslose Probleme bekommen könnte, wurde verneint. „Da haben wir uns sicher gefühlt“, so Sandra Schulte. Abgelehnt worden sei ihre Tochter mit der Begründung, dass ein nicht-katholisches Kind kein Recht auf einen Platz an einer katholischen Bekenntnisgrundschule habe.

„Ich möchte grundsätzlich an die Öffentlichkeit, da mir die Beachtung für das „Ganze“ fehlt. Die nächsten Jahrgänge werden noch viel stärker werden und für mein Gefühl wird nicht nach Lösungen geschaut“, so Sandra Schulte.
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Angela Günnewig (Olpe) hatte ihre Tochter ebenfalls an der Gallenberg-Grundschule und in Rhode angemeldet und wurde mit dem Argument der zu hohen Anmeldezahlen an beiden Schulen abgelehnt. An der GGS „Am Hohenstein“, die auch von einer Freundin der angehenden Erstklässlerin besucht werden sollte, fand Angela Günnewig einen Platz.

Da allerdings im Nachhinein in Rhode noch ein Platz frei wurde, haben sich die Eltern der Freundin doch für diese Schule entschieden. „Ich finde es schlimm, dass man sich auf nichts verlassen kann. Es fällt einem schwer sich auf etwas zu freuen, wenn man nicht weiß, was noch passiert. Moralisch total daneben“, so Angela Günnewig.
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Nuray Uyar (Olpe) ist als Lehrerin im Schuldienst tätig und findet die momentane Situation in der Grundschullandschaft unmöglich. Ihre Tochter wurde nach dreimonatiger Wartezeit an der Gallenbergschule abgelehnt. Nach Beginn des Anmeldeverfahrens habe eine „Nachtaufe“ stattgefunden, damit ein Kind die Wunschschule besuchen kann.

„Wir konnten es nicht fassen und waren schockiert! Unsere Kinder leiden psychisch sehr unter solchen Bestimmungen und Entscheidungen. Uns Lehrkräften wird immer vorgeschrieben, dass wir für die Integration und Inklusion arbeiten sollen, aber dann zu sehen und persönlich die Erfahrung machen zu müssen, dass die Politik, die Stadt etc. gegen die Integration handeln, macht mich unglaublich traurig“, so Nuray Uyar.

Dass es in Olpe drei Bekenntnisgrundschulen und eine Gemeinschaftsgrundschule gibt, sei an sich schon ein Problem. Die Integration bleibt somit auf der Strecke.
Möglichst alle Grundschulen umwandeln
Möglichst alle Grundschulen in Olpe müssten zu Gemeinschaftsgrundschulen umgewandelt werden, ist Uyar der Meinung. Außerdem müssten feste Schulbezirke wieder eingeführt werden, um solchen Problemen aus dem Weg gehen zu können.

Schulrätin Britta Halbe sagte auf Anfrage von LokalPlus: „Ich kann die Emotionen verstehen, aber man muss versuchen, sachlich zu bleiben. Es wird auch in den nächsten Jahren keine Garantie auf Einschulung in der Schule der ersten Wahl geben.“

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, aus einer Bekenntnis- eine Gemeinschaftsgrundschule zu machen. Notwendig dafür ist die Zustimmung von mindestens 51 Prozent der Eltern. Britta Halbe hat Zweifel, dass die Umwandlung einer Bekenntnis- in eine Gemeinschaftsgrundschule Härtefälle verhindert. Betül Isiklar hat dazu eine Online-Petition gestartet.
Infos zu Bekenntnisschulen
  • Als Konfessions- oder Bekenntnisschule wird eine Schule bezeichnet, in der Schüler nach den Grundsätzen eines christlichen Bekenntnisses unterrichtet werden. 
  • Die meisten Schulen haben sich inzwischen Schülern anderer Glaubensrichtungen geöffnet, auch wird oft Religionsunterricht der jeweils anderen Konfession erteilt.
  • An öffentlichen Konfessionsschulen in staatlicher Trägerschaft in Nordrhein-Westfalen müssen Kinder, die im Schulbekenntnis getauft sind, bevorzugt aufgenommen werden, wenn es an einer solchen Schule mehr Anmeldungen als Plätze gibt.
  • NRW und Niedersachsen sind die beiden einzigen Bundesländer, in denen es Bekenntnisschulen in staatlicher Trägerschaft gibt.
(Quelle: Wikipedia)
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