Sechs Familien aus dem Stadtgebiet Olpe beklagen Ablehnung an Grundschulen
- Olpe, 16.04.2020
- Von Nicole Voss
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Altenkleusheim. Betül Isiklar ist empört, traurig und wütend zugleich. Ihr Sohn Jamal soll im Sommer eingeschult werden. Doch bis jetzt ist noch nicht klar, an welcher Grundschule das geschehen wird. Eine Situation, die die Familie seit November letzten Jahres beschäftigt und nicht loslässt.

Einen Monat später erfolgte die Absage der Katholischen Bekenntnis-Grundschule Rhode. Für die Eltern ist es schwierig, ihrem Sohn zu vermitteln, dass er in der Grundschule nicht mit seinen Freunden zusammenbleiben kann.


„Für den Sozialkontakt innerhalb des Dorfes wird es für unsere Tochter nicht mehr so einfach. Hinzu kommt, dass bei der Anmeldung im Kindergarten die Partnerschaft zu Rhode besonders hervorgehoben wurde und uns gesagt wurde, das bisher immer alle Kinder geschlossen nach Rhode gehen würden. Auch auf der Internetseite der Schule wurde mit dieser Kooperation geworben“, so Vanessa Dombrowe in ihrem Statetement.

„Das Recht auf eine Wunschschule ist verwehrt“, so Meliha Kir und weiter: „Was ist mit unseren Kindern? Ich möchte, dass es keine Bekenntnisschulen mehr gibt. Ich möchte gerecht behandelt werden.“

„Ich möchte grundsätzlich an die Öffentlichkeit, da mir die Beachtung für das „Ganze“ fehlt. Die nächsten Jahrgänge werden noch viel stärker werden und für mein Gefühl wird nicht nach Lösungen geschaut“, so Sandra Schulte.

Da allerdings im Nachhinein in Rhode noch ein Platz frei wurde, haben sich die Eltern der Freundin doch für diese Schule entschieden. „Ich finde es schlimm, dass man sich auf nichts verlassen kann. Es fällt einem schwer sich auf etwas zu freuen, wenn man nicht weiß, was noch passiert. Moralisch total daneben“, so Angela Günnewig.

„Wir konnten es nicht fassen und waren schockiert! Unsere Kinder leiden psychisch sehr unter solchen Bestimmungen und Entscheidungen. Uns Lehrkräften wird immer vorgeschrieben, dass wir für die Integration und Inklusion arbeiten sollen, aber dann zu sehen und persönlich die Erfahrung machen zu müssen, dass die Politik, die Stadt etc. gegen die Integration handeln, macht mich unglaublich traurig“, so Nuray Uyar.
Dass es in Olpe drei Bekenntnisgrundschulen und eine Gemeinschaftsgrundschule gibt, sei an sich schon ein Problem. Die Integration bleibt somit auf der Strecke.
Schulrätin Britta Halbe sagte auf Anfrage von LokalPlus: „Ich kann die Emotionen verstehen, aber man muss versuchen, sachlich zu bleiben. Es wird auch in den nächsten Jahren keine Garantie auf Einschulung in der Schule der ersten Wahl geben.“
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, aus einer Bekenntnis- eine Gemeinschaftsgrundschule zu machen. Notwendig dafür ist die Zustimmung von mindestens 51 Prozent der Eltern. Britta Halbe hat Zweifel, dass die Umwandlung einer Bekenntnis- in eine Gemeinschaftsgrundschule Härtefälle verhindert. Betül Isiklar hat dazu eine Online-Petition gestartet.
Infos zu Bekenntnisschulen
- Als Konfessions- oder Bekenntnisschule wird eine Schule bezeichnet, in der Schüler nach den Grundsätzen eines christlichen Bekenntnisses unterrichtet werden.
- Die meisten Schulen haben sich inzwischen Schülern anderer Glaubensrichtungen geöffnet, auch wird oft Religionsunterricht der jeweils anderen Konfession erteilt.
- An öffentlichen Konfessionsschulen in staatlicher Trägerschaft in Nordrhein-Westfalen müssen Kinder, die im Schulbekenntnis getauft sind, bevorzugt aufgenommen werden, wenn es an einer solchen Schule mehr Anmeldungen als Plätze gibt.
- NRW und Niedersachsen sind die beiden einzigen Bundesländer, in denen es Bekenntnisschulen in staatlicher Trägerschaft gibt.
