Saßmicker sind sauer: „Es gibt schon genug Belastungen für das Dorf“

Pläne für Zufahrt zu Erddeponie


  • Olpe, 11.06.2024
  • Straße & Verkehr
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Sehr gut besucht war die Bürgerversammlung in Saßmicke. Im Mittelpunkt standen die Pläne zur Errichtung einer Erddeponie. von Wolfgang Schneider
Sehr gut besucht war die Bürgerversammlung in Saßmicke. Im Mittelpunkt standen die Pläne zur Errichtung einer Erddeponie. © Wolfgang Schneider

Saßmicke/Gerlingen. Bürgerversammlungen in Saßmicke haben es oft in sich. Zwei Autobahnen direkt in Ortsnähe, Gewerbegebiete rundherum, demnächst noch große Windräder im Wald - die Einwohner des südlichsten Olper Stadtteils fühlen sich oft benachteiligt. Jetzt gibt es noch Pläne für eine Erddeponie, deren Zufahrt zumindest vorübergehend über Saßmicker Terrain verlaufen soll. Das Thema bewegte in der Bürgerversammlung am Montagabend, 10. Juni, die Gemüter.


Hintergrund: Die Bodenbörse Südsauerland ist auf der Suche nach neuen Deponiemöglichkeiten für Erdaushub und Bauschutt, denn die bisherigen Lagerstätten sind fast voll. Weitere geeignete Deponien, so ergab eine Untersuchung, gibt es im Kreis Olpe so gut wie nicht. Einzige Ausnahme: eine Fläche im Bereich Gerlingen/Hillmicke unterhalb der früheren Schlammteiche.

Pferdehof bedroht

Die geplante Deponie könnte durch das Gerlinger Industriegebiet „Auf der Mark“ erreicht werden, doch das möchte die Gemeinde Wenden nicht. Zudem ist die dort vorhandene Brücke über die A 4 nicht für schwere Lkw geeignet und müsste verstärkt werden. Deshalb kam die Idee auf, die Deponie über eine ca. zwei Kilometer lange vorübergehende Zufahrtstraße zu entschließen, die entlang der Saßmicker Dorfgrenzen verlaufen soll.

Das sorgt in dem 600-Seelen-Ort für viel Unmut - vor allem wegen der Belästigung durch ca. 50 Anlieferungen Erdaushub und Schutt pro Tag mit schweren Lkw.

„Saßmicke leistet schon einen großen Beitrag für die Stadt und den Kreis Olpe. Diese Straße ist ein schwerer Eingriff in die Natur und eine Verschwendung von Geldern. Zudem wird der Pferdehof Elmenhof in seiner Existenz bedroht. Ich habe Angst, dass diese Zufahrtstraße als Ortskernentlastungsstraße für Gerlingen dauerhaft bleibt“, redete Ortvorsteherin Sandra Kurz-Schneider Klartext.

Standen Rede und Antwort (von links): Frank Wittstock, Philipp Scharfenbaum und Peter Weber. Daneben Ortsvorsteherin Sandra Kurz-Schneider. von Wolfgang Schneider
Standen Rede und Antwort (von links): Frank Wittstock, Philipp Scharfenbaum und Peter Weber. Daneben Ortsvorsteherin Sandra Kurz-Schneider. © Wolfgang Schneider

Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum versuchte, die Gemüter zu beruhigen: „Ich weiß nicht, ob und wann diese Deponie kommt. Die Überlegungen sind ganz am Anfang. Die Chance, dass es was gibt, ist 50 zu 50. Wenn die Deponie kommt, dann frühestens in fünf Jahren. Und die Zufahrtstraße wird definitiv nur ein Provisorium sein.“

Frank Rottstock, Geschäftsführer der Bodenbörse, versicherte: „Es gibt bisher nur lose Planungen für den Standort. Wir wollen nichts durchdrücken auf Teufel komm raus.“ Die provisorische Zufahrt sei keinesfalls als Ortsumgehung von Gerlingen geplant, versicherte er: „So wahr ich hier stehe: Das passiert nicht!“

„Irgendwann muss es reichen“

Einige Teilnehmer waren skeptisch. „Es gibt zwei Dörfer im Kreis, die immer wieder belastet werden: Saßmicke und Gerlingen. Das kann es doch nicht sein“, klagte Gabi Dornseifer. „Es gibt schon genug Belastungen für das Dorf. Irgendwann muss es mal reichen“, sagte Petra Uelhoff.

Peter Gummersbach fand: „Die Wendener versuchen schon zum dritten Mal, ein Problem auf Kosten von Saßmicke zu lösen. Jede zusätzliche Belastung ist für uns eine zu viel.“ Gerlingens Ortsvorsteher Benjamin Hacke versicherte: „Niemand in Gerlingen hat gefordert, dass das Provisorium über Saßmicke verläuft.“

Aus den Reihen der Versammlung wurde eine Gesamtlösung favorisiert, die den zügigen Bau der Ortskernentlastungstraße Gerlingen (über die die geplante Erddeponie erschlossen werden kann) und provisorische Anschlussstellen an der A 4 als Zuwegung zur Deponie umfasst.

Die provisorische Zufahrt soll in Saßmicke in der Nähe der Straßen Am Beul und Unterm Elmen verlaufen und dann entlang der Autobahn in die Nähe der Schlammteiche führen. von openstreetmap.de
Die provisorische Zufahrt soll in Saßmicke in der Nähe der Straßen Am Beul und Unterm Elmen verlaufen und dann entlang der Autobahn in die Nähe der Schlammteiche führen. © openstreetmap.de

Das fanden auch Frank Rottstock, Philipp Scharfenbaum und Olpes Bürgermeister Peter Weber erstrebenswert, warnten aber vor übertriebenen Hoffnungen. Für die Ortsumgehung brauche es Planungsrecht, und Abstimmungen mit der Autobahn GmbH seien schwierig. „Es gibt noch viele offene Punkte und es sind sehr viele Hürden zu überwinden“, so Bürgermeister Weber.

Am Ende der ausführlichen Diskussion versicherte der Geschäftsführer der Bodenbörse: „Wir werden die Ortskernentlastungsstraße Gerlingen forcieren und der Gemeinde Wenden helfen, sie schnell zu verwirklichen, damit man das Provisorium mit der Zufahrt über Saßmicke erst gar nicht braucht.“

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