Projekttage „Franziskanisch gegen Antisemitismus & Rassismus“ voller Erfolg

Vielfältige Workshops an zwei Tagen für 530 Schüler


Poetry Slammer Abdul Chahin, Schulsozialarbeiterin Yvonne Baethcke, Pädagoge und Autor Burak Yilmaz und Alexander Fleischmann vom „Kommunalen Integrationszentrum“ Olpe, das den Workshop „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ finanziert hat von privat
Poetry Slammer Abdul Chahin, Schulsozialarbeiterin Yvonne Baethcke, Pädagoge und Autor Burak Yilmaz und Alexander Fleischmann vom „Kommunalen Integrationszentrum“ Olpe, das den Workshop „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ finanziert hat © privat

Olpe. Ausgrenzung, Vorurteile, Gewalt und rechtsextremistische Parolen sind leider immer noch Themen unserer Zeit. Warum entstehen Kriege, Hass und Feindbilder? Was hat das alles mit uns zu tun und wie können und sollten wir reagieren? Unter dem Motto „Franziskanisch gegen Antisemitismus und Rassismus“ machten sich 530 Schüler der Klassen sieben bis neun und der Jahrgangsstufe Q1 mit ihren Lehrern vor den Sommerferien an zwei Projekttagen der St.-Franziskus-Schule auf die Suche nach Antworten.


Ins Leben gerufen wurde die Idee für die Projekttage von Schulsozialarbeiterin Yvonne Baethcke: „Wir haben in den letzten Monaten mehr als je zuvor gemerkt, dass hier eine wissbegierige Generation aufwächst, die sich offen, aber auch teilweise verängstigt mit dem Weltgeschehen beschäftigt. An den Projekttagen wollen wir unseren Kids Zeit, beeindruckende Persönlichkeiten und wichtige Gedenkstätten für die Auseinandersetzung mit ihren Fragen schenken.“

Oberstes Ziel bei der Umsetzung der Idee war es, ein breit gefächertes Angebot an Workshops auf die Beine zu stellen, aus dem die Franziskusschüler frei wählen konnten. In einer einjährigen Planungsphase konnten Journalisten, Filmemacher, Schauspieler, Blogger, Lehrer, Slammer, ehemalige Schüler, Stadtführer und Argumentationstrainer aus Olpe, Attendorn, Siegen, Köln, Berlin, Duisburg und München für die Projekttage gewonnen werden.

Und auch lokale Initiativen, wie das „Kommunale Integrationszentrum“ in Olpe, der Verein „Jüdisch in Attendorn“ oder die Beratungsstelle „Wegweiser-Gemeinsam Gegen Islamismus“ für den Kreis Siegen und Olpe erklärten sich, begeistert von der Projektidee, dazu bereit, mitzuwirken.

Besuch in größter Gedenkstätte Deutschlands

Die gesamte Stufe Q1 startete in die Projekttage mit einer Fahrt nach Köln, wo Lehrerin Margarete Kubiak hauptverantwortlich ein facettenreiches Programm für den Jahrgang auf die Beine gestellt hatte. Besucht wurden unter anderem die Kölner Synagoge im Stadtteil Neustadt-Süd und die größte lokale Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus´ in Deutschland, das NS Dokumentationszentrum. Die Franziskanerin Schwester Christina gab einen Einblick in die „Gubbio Obdachlosenseelsorge“ in Köln und die ehemalige Franziskusschülerin und Muslima Maroua Zeroual brachte ihren Zuhörern das muslimische Leben näher.

Am zweiten Projekttag erhielten die Oberstufenschüler die Möglichkeit zur praktischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Viele neugierig gewordene Q1er besuchten an diesem Tag den Workshop „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ von Poetry Slammer Abdul Chahin und Burak Yilmaz, der für sein vielfältiges Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus sowie für eine inklusive Erinnerungskultur vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier persönlich das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hatte.

Poetry Slammer begeistern die Schüler

Bereits mit ihrer Projektausschreibung begeisterten die beiden viele Schüler von ihrem Angebot: „Wir sind Burak und Abdul. Seit über zehn Jahren machen wir gemeinsam Workshops in Schulen zu den Themen Rassismus, Antisemitismus und Geschlechterrollen. Habt ihr euch schonmal hilflos gefühlt? Wollt ihr etwas verändern in unserer Gesellschaft? Würdet ihr gerne mehr tun gegen Rassismus und Antisemitismus? Das sind die Fragen, denen wir mit euch auf die Spuren gehen.“ Und auch Blogger Said Rezek konnte durch seine zuversichtlich stimmende Message viele Franziskusschüler für sein Kommunikationstraining begeistern: „Jeder kann der Hetze im Netz Paroli bieten und positive Akzente für eine vielfältige, friedliche demokratische Gesellschaft setzen.“

Workshop „Die Macht des Wortes“ mit Rapper Mohamed El-Chartouni alias Micathlet von privat
Workshop „Die Macht des Wortes“ mit Rapper Mohamed El-Chartouni alias Micathlet © privat

Die Jahrgangsstufen sieben bis neun bekamen an den beiden Tagen ebenfalls die Chance, sich auf ganz unterschiedliche Art mit dem Thema auseinanderzusetzen: Allon Sander, ein jüdischer Journalist und Filmemacher berichtete beispielsweise über die jüdische Kultur, Lars Dettmer vom jungen Theater Siegen ermöglichte den Kindern, auf der Theaterbühne im Improvisations-Rollenspiel eine spürbare Konfrontation mit der Frage: „Wie begegne ich Rassismus“.

Allon Sander berichtet als jüdischer Journalist und Filmemacher über jüdische Kultur von privat
Allon Sander berichtet als jüdischer Journalist und Filmemacher über jüdische Kultur © privat

Musiker und Rapper Mohamed El Chartouni brachte seinem Publikum „Die Macht des Wortes“ näher. Mit dem Titel „Unsere Schule war auch ihre Schule: Hanna Lenneberg, geboren 1926“ konnte Lehrerin Jutta Westermann Interessierten die Geschichte und das Leben der jüdischen Familie aus Olpe näherbringen und auch für Fußballbegeisterte war der Workshop „Kick racism out – Rassismus im Fußball“ neben vielen weiteren Angeboten für die Jahrgangsstufen ein ganz besonderer Programmpunkt.

Improvisationstheater „Wie begegne ich Rassismus“ mit Lars Dettmer vom Jungen Theater Siegen von privat
Improvisationstheater „Wie begegne ich Rassismus“ mit Lars Dettmer vom Jungen Theater Siegen © privat

Ein Highlight für die Klassen neun war der Besuch des Kinos in Attendorn, wo der Zeitzeuge und Schriftsteller Abba Naor in Form eines Hologramm seine unter die Haut gehende Geschichte als 17-jähriger jüdischer Holocaust-Überlebender erzählte. Möglich gemacht wurde die Präsentation des Hologramms durch den von Schulsozialarbeiterin Yvonne Baetchke hergestellten Kontakt zu Frau Dr. Anja Ballis von der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Dass dieser so packende und schockierende Bericht Abba Naors über die Projekttage der St.-Franziskus-Schule hinaus auch im Programm der „InfoTasticAcademie“ in Attendorn oder dem Verein „Jüdisch in Attendorn“ aufgenommen und somit einem noch größeren Publikum zur Verfügung gestellt werden konnte, freut die Initiatorin sehr.

„Slammen gegen Rassismus“ mit Pierre Stoltenfeld vom Bruchwerk Theater Siegen von privat
„Slammen gegen Rassismus“ mit Pierre Stoltenfeld vom Bruchwerk Theater Siegen © privat

Die fünften und sechsten Klassen der St.-Franziskus-Schule bestritten an den beiden Projekttagen ein eigens für diese Jahrgangsstufen aufgestelltes Programm unter dem Motto „Zusammenhalt und soziales Engagement“. Im Vordergrund stand hierbei zunächst das Sozialtraining „Skills 4 life“.

Mit den Schwerpunkten Selbstbehauptung, Mobbing, Team- und Kommunikationstraining verbrachten die Jüngsten der Schule einen Tag mit Trainern des pädagogischen Anbieters für Gewaltprävention aus Köln, um am zweiten Tag der Projekttage noch weitere soziale Aktionen zum Thema durchzuführen.

Künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Ausgrenzung mit Lehrerinnen Heike Heymann und Richarde Schönecker von privat
Künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Ausgrenzung mit Lehrerinnen Heike Heymann und Richarde Schönecker © privat

Rückblickend erinnert sich Yvonne Baethcke schmunzelnd an die Worte eines Referenten, den sie für die Projekttage gewinnen wollte: „Klar bin ich dabei, aber ihr wollt zwei Projekttage zu dem Thema ,Antisemitismus und Rassismus´ für so viele Schüler organisieren? Ich habe mit vielen Schulen zusammengearbeitet. Das wird nicht klappen. Wie wollt ihr das der Schulleitung verkaufen?“. Es hat funktioniert - die Schulleitung war sofort Feuer und Flamme und die beiden Tage waren für alle Helfenden, Mitwirkenden und Erlebenden ein sinnerfülltes Erlebnis, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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