Novizin der Olper Franziskanerinnen: „Tun, was die Not der Zeit erfordert“

Interview zum Gedenktag von Mutter Maria Theresia Bonzel


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Schwester Jakoba Zöll (rechts) ist Novizin bei den Franziskanerinnen in Olpe, hier mit Schwester Katharina Hartleib. Schwester Katharina ist bei den Franziskanerinnen Ansprechpartnerin für das „Kloster auf Zeit“, bei dem junge Frauen das Ordensleben kennenlernen können. von Robert Boecker
Schwester Jakoba Zöll (rechts) ist Novizin bei den Franziskanerinnen in Olpe, hier mit Schwester Katharina Hartleib. Schwester Katharina ist bei den Franziskanerinnen Ansprechpartnerin für das „Kloster auf Zeit“, bei dem junge Frauen das Ordensleben kennenlernen können. © Robert Boecker

Paderborn/Olpe. (pdp) Jedes Jahr am 9. Februar wird im Erzbistum Paderborn der Gedenktag der „jüngsten“ Seligen der Erzdiözese begangen: Mutter Maria Theresia Bonzel. Sie lebte von 1830 bis 1905 und war Gründerin und langjährige Generaloberin der „Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung“ in Olpe. Am 10. November 2013 wurde die Ordensfrau im Paderborner Dom selig gesprochen.


Schwester Jakoba Zöll (25) ist seit August 2020 Novizin bei den Olper Franziskanerinnen. Vor ihrem Ordenseintritt hat die 25-Jährige Theologie in Bonn und Jerusalem studiert. Sie blickt zum Gedenktag ihrer Ordensgründerin auf die Persönlichkeit und auf Tugenden von Mutter Maria Theresia Bonzel, die bis heute aktuell sind.

Schwester Jakoba, hat das Charisma von Mutter Maria Theresia Bonzel für Ihren Ordenseintritt eine Rolle gespielt?

Schwester Jakoba Zöll: Für meinen Ordenseintritt hat unsere Ordensgründerin zunächst keine Rolle gespielt. Ich habe meine Schwestern kennengelernt und gemerkt, dass diese Art zu leben auch etwas für mich sein könnte. Beim genaueren Kennenlernen der Gemeinschaft habe ich dann natürlich auch Mutter Maria Theresia kennengelernt. Besonders beeindruckend war 2013 die Seligsprechung. Ich war damals in Olpe, um die Feierlichkeiten mit den Schwestern zu begehen.

„Wertvoll für mein Leben“

Mittlerweile ist mir Mutter Maria Theresia wertvoll geworden für mein Leben als Olper Franziskanerin. Für meine Spiritualität und mein alltägliches Leben spielen Franziskus und Klara von Assisi allerdings eine größere Rolle. Ich glaube aber nicht, dass Mutter Maria Theresia das stört. Es verbindet uns eher miteinander – auch sie hat sich Franziskus ja zum Vorbild genommen.

Was ist Maria Theresia Bonzel heute für Sie als Mensch und Ordenschristin?

Schwester Jakoba Zöll: Sie ist für mich eine Mit-Gehende auf dem Weg der Nachfolge Jesu in den Spuren des Franz von Assisi. Im Kleinen gibt es Eigenschaften unserer Ordensgründerin, die ich mir konkret zum Vorbild nehme. Dazu gehört zum Beispiel der Umgang mit ihren Mitschwestern. Sie ist sehr liebevoll auf jede ihrer Schwestern eingegangen, kannte ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen.

Auch ihre kreativ-mutige Tatkraft in allen wechselvollen Situationen ihres Lebens macht mir viel Mut für die Herausforderungen in meinem eigenen Leben und in der heutigen Zeit. Sie fordert mich heraus, meine Fähigkeiten und die meiner Mitschwestern einzusetzen zum Wohl unserer Mitmenschen – so, wie es gerade Not tut und möglich ist.

Am 9. Februar wird im Erzbistum Paderborn der Gedenktag der seligen Mutter Maria Theresia Bonzel begangen. Hier eine Darstellung anlässlich der Seligsprechung. von Erzbistum Paderborn
Am 9. Februar wird im Erzbistum Paderborn der Gedenktag der seligen Mutter Maria Theresia Bonzel begangen. Hier eine Darstellung anlässlich der Seligsprechung. © Erzbistum Paderborn

Welche Tugenden Ihrer Ordensgründerin sind heute wichtiger denn je?

Schwester Jakoba Zöll: Mutter Maria Theresia hat ihr Leben auf zwei Säulen gestellt. Sie hat sich auf der einen Seite „voll ins Leben gestürzt“, hat gearbeitet für und mit den Menschen um sie herum. Auf der anderen Seite hat sie viel Wert darauf gelegt, dass in ihrem Alltag immer Zeit blieb fürs Gebet. Kurz gesagt: Sie hat angebetet und angepackt.

Sie erinnert uns daran, dass wir Menschen in unserem quirligen, wechselvollen und herausfordernden Leben etwas brauchen, auf das wir uns stützen können. Etwas, das uns trägt, uns Kraft gibt, den Alltag zu bestreiten.

„Es gibt nichts, das so bleiben wird“

Mutter Maria Theresia hat ihren Schwestern den Auftrag ins Stammbuch geschrieben, das zu tun, was die Not der Zeit erfordert. Deswegen arbeiten Olper Franziskanerinnen heute in den verschiedensten Bereichen – immer auf der Suche danach, die Nöte der Zeit zu lindern. Daraus können wir lernen, dass es auf dieser Welt nichts gibt, das immer so bleiben wird. Es braucht eine gesunde Spontaneität, eine Offenheit für das, was heute dran und richtig ist.

Hätten Sie ohne Mutter Maria Theresia Bonzel heute eine andere Berufung in Kirche oder Welt?

Schwester Jakoba Zöll: Ohne Mutter Maria Theresia gäbe es die Olper Franziskanerinnen nicht, ich hätte meine Schwestern also nie kennen lernen können. Wer weiß, ob ich dann das Ordensleben als Möglichkeit für mein Leben entdeckt hätte. Ich bin froh, dass das nur Gedankenspiele sind und ich dank Mutter Maria Theresias wunderbarer Schwestern meinen Weg ins franziskanische Ordensleben finden konnte.

Mutter Maria Theresia Bonzel
  • Mutter Maria Theresia Bonzel wurde am 17. September 1830 in Olpe geboren.
  • Ihre seit frühester Kindheit empfundene Verbundenheit mit Gott kommt in ihrem lebenslangen Leitsatz „Er (Gott) führt, ich gehe“ zum Ausdruck.
  • 1859 gründete sie mit einigen jungen Frauen in Olpe eine klösterliche Gemeinschaft, die sich vor allem der Ewigen Anbetung und der Fürsorge für Waisenkinder widmete.
  • Die Schwestern in Olpe wurden 1863 eine selbstständige Genossenschaft. Mutter Maria Theresia Bonzel blieb bis zu ihrem Tod Generaloberin der „Armen Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung“ in Olpe.
  • Große Weitsicht bewies sie, als sie 1902 als eine der ersten Frauen eine GmbH gründete, um die Tätigkeit des Ordens abzusichern: die „Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen“ (GFO).
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