Mediziner aus Bolivien beendet Hospitanz im OP des St. Martinus-Hospitals

Paul Flores Chavarria: „Ich werde Organisation und Ordnung vermissen“


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Das Ärzteteam der Visceralchirurgie verabschiedete Paul Flores Chavarria (3. v. r.) nach seiner halbjährigen Hospitation: (von links) Svetlana Nikolas, Dr. Babette Viegener, Dr. Karl-Heinz Ebert, Giovanni La Placa, Martina Kopsieker und Dr. Daniel Sinn. von St. Martinus-Hospital Olpe
Das Ärzteteam der Visceralchirurgie verabschiedete Paul Flores Chavarria (3. v. r.) nach seiner halbjährigen Hospitation: (von links) Svetlana Nikolas, Dr. Babette Viegener, Dr. Karl-Heinz Ebert, Giovanni La Placa, Martina Kopsieker und Dr. Daniel Sinn. © St. Martinus-Hospital Olpe

Olpe. Nach sechs Monaten war die Zeit des Abschieds gekommen. Eine Rückkehr ist allerdings nicht ausgeschlossen und auch ausdrücklich erwünscht: Der bolivianische Mediziner Paul Flores Chavarria hat seine Hospitanz im OP des St. Martinus-Hospitals in Olpe beendet. Der 30-Jährige bildete sich in der Allgemein- und Visceralchirurgie unter Leitung von Chefarzt Dr. Karl-Heinz Ebert weiter.


„Dass ich die Gelegenheit bekommen habe, an einem Krankenhaus zu hospitieren, an dem es zertifizierte chirurgische Kompetenzzentren gibt, ist eine tolle Sache und hat mir fachlich enorm viel gebracht“, erklärte Paul Chavarria vor seinem Abschied. Während der Hospitation wurde er vom leitenden Oberarzt der Allgemein- und Visceralchirurgie Giovanni La Placa begleitet, der fließend spanisch spricht: „Paul war eine interkulturelle Bereicherung für unser Haus. Fachlich gut, zuverlässig und kontaktfreudig. Er überlegt evtl. seine Facharztausbildung in Deutschland zu absolvieren. Dafür müsste er allerdings an der deutschen Sprache arbeiten“, fügte der Oberarzt schmunzelnd hinzu. 

Rückblick: Noch 2010 hatte ein großer Teil der Bevölkerung in Bolivien keinen Zugang zum Gesundheitswesen gehabt. Die Regierung implementierte seither umfangreiche Programme, um das verfassungsmäßige Recht auf kostenfreien Zugang zum Gesundheitssystem zu garantieren. Es wurden zum Beispiel mobile Einheiten und ein satellitengestütztes Telemedizin-Programm zugunsten der Bevölkerung in abgelegenen Gebieten eingeführt. Impfungen sind kostenlos und erreichen nahezu die gesamte Bevölkerung. Außerdem wird versucht, alle Provinzen mit Krankenhäusern auszustatten und in Stadtteilen mehr Gesundheitszentren zu errichten, um das Versorgungsangebot zu dezentralisieren.
Minenarzt nach dem Medizinstudium
In dieser Zeit des Aufbruchs im bolivianischen Gesundheitswesen schloss Paul Flores Chavarria aus Bolivien sein Medizinstudium ab. Der heute 30-Jährige war nach eigenen Angaben schon immer von der Medizin fasziniert und beschreibt seine Motivation zum Medizinstudium so: „Ich möchte den Menschen in meiner Heimat helfen, gesund zu bleiben und im Krankheitsfall gesund zu werden.“ Nach dem erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums in 2012 setzte er seine Motivation auch umgehend in die Tat um und arbeitete als Minenarzt in der Nähe seiner Heimatstadt Cochabamba.

Im Laufe der Zeit reifte der Gedanke, seine Medizinkenntnisse zu vertiefen und in Deutschland zu hospitieren. Die ersten Berührungspunkte mit Deutschland hatte er allerdings auf einem ganz anderen Weg. Seine Schwester lernte während eines Auslandsaufenthaltes einen Deutschen aus Olpe kennen, verliebte sich und heiratete ihn später. In Südwestfalen zu hospitieren, war daher naheliegend für Chavarria. Und so kam es, dass er schon früher Praktika im Olper St. Martinus-Hospital absolvierte. Dem folgte in diesem Jahr eine erstmalige Hospitanz. „Die deutsche Chirurgenausbildung genießt international einen ausgezeichneten Ruf.
Ausbildung zum Facharzt in Deutschland?
Eine Rückkehr nach Olpe ist für den jungen Mediziner nicht ausgeschlossen. „Ich werde in Bolivien die organisierten Abläufe und vor allen Dingen die Ordnung vermissen. Das ist insgesamt sehr beeindruckend in Deutschland.“ Er könne sich daher tatsächlich vorstellen die Facharztausbildung in Deutschland zu absolvieren. In Olpe würde er damit sicherlich offene Türen einrennen. „Paul kann jederzeit zu uns zurückkehren. Wir empfangen ihn mit offenen Armen“, gibt ihm Chefarzt Dr. Ebert noch mit auf den Heimflug.
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