Mathematik zum Anfassen – Unterricht mit 3-D-Drucker
Sekundarschule Olpe kooperiert mit Uni Siegen
- Olpe, 26.01.2018
- Von Rüdiger Kahlke

Olpe. An der Seite links die Kamera, vor sich die Laptops. Am Tisch im Differenzierungsraum der Klasse 8a der Sekundarschule in Olpe qualmen die Köpfe. Vier Schüler, die ihre Arbeitsaufgaben schon erledigt haben, versuchen eine Funktionsgleichung als 3-D-Modell darzustellen. Aus einem Strich im Koordinatensystem soll Mathematik zum Anfassen werden: ein gedruckter Graph.

Die Doktorandin der Uni Siegen betreut mit Mathe-Lehrerin Birgitta Marx den neuartigen Unterricht. Sie untersucht in ihrer Dissertation, wie sich neue Medien wie der 3-D-Drucker sinnvoll in den Unterricht einbinden lassen. Die Sekundarschule Olpe und der Bereich Didaktik der Mathematik der Uni Siegen kooperieren seit Beginn des Schuljahres, gehen neue Wege.

Zwei haben die Forscher aus Siegen mitgebracht. Die Schule hat inzwischen einen eigenen Drucker angeschafft. Sie setzt auf Zukunftstechnologien, auf die ihre Schüler auch später in der Wirtschaft treffen. „Wir haben erstmal ein bisschen erzählt, was wir vorhaben. Die Schüler wollten sofort wissen, wie es funktioniert“, schildert die Felicitas Pielsticker den Start zu Beginn des Schuljahres.
Mit dem Projekt an der Sekundarschule will Mathe-Didaktiker Prof. Dr. Ingo Witzke feststellen: „Bringt das was über einen längeren Zeitraum? Das können wir uns hier anschauen.“ Auf einer Forschungsreise in den USA hatte er gesehen, „was man mit neuer Technik machen kann“. Über eine Studentin, die in der Sekundarschule ihr Praktikum absolvierte, und Mathe-Lehrerin Birgitta Marx, war 2017 der Kontakt nach Olpe zustande gekommen. Er mündete schnell, „pragmatisch“, wie alle Beteiligten betonen, in dem 3-D-Drucker-Projekt.

Bisher seien Funktionen in Büchern nur als Bild zu sehen. „Das heißt, man muss sich das vorstellen. Jetzt kann man das anfassen.“ Was über verschiedene Kanäle erfasst wird, bleibt auch besser hängen, verweist der Wissenschaftler auf lerntheoretische Erkenntnisse. Prof. Witzke sieht in der neuen Technik Vorteile für Kinder, die haptisch veranlagt sind. Aber: auch Förderschüler erhielten einen neuen Zugang zur Mathematik, weil es auch für sie ein Neu-Start sei.

Mathe-Lehrerin Birgitta Marx, die ihre Schüler für die MINT-Fächer begeistern will, sieht das Projekt auf einem guten Weg: „Die Schüler sind sehr konzentriert“, hat sie nach dem halben Jahr seit Einführung des neuen Unterrichts festgestellt. Sie arbeiteten selbstständig an Aufgaben „und sind ganz stolz auf ihre Ergebnisse.“ Der neue Spaß am alten Fach wirkt sich auch leistungssteigend aus. – Um eine Notenstufe haben sich die Schüler der 8a im ersten Halbjahr verbessert.
