Kultur mal (wo)anders: Club 574 verzaubert verlassene Industriehallen

Mitwirkende präsentieren Kurzfilm


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Videopremiere im „Drehwerk“: Christoph Brandt, Ursula Eichert, Selina Willmes und Michael Hunold (v.l.) von Lorena Klein
Videopremiere im „Drehwerk“: Christoph Brandt, Ursula Eichert, Selina Willmes und Michael Hunold (v.l.) © Lorena Klein

Olpe/Rothemühle. Sich ganz seiner Intuition und Fantasie hingeben und Kultur neu erleben - dieses außergewöhnliche Experiment hat der Club 574 im vergangenen Sommer in den leer stehenden Produktionsstätten der Firma Apparatebau Rothemühle gewagt. Den dabei entstandenen Kurzfilm „Club574 in lost places“ haben die mitwirkenden Künstler am Freitagabend, 1. April, erstmals im „Drehwerk“ der Olper Firma M&P präsentiert.


Sphärische Gitarrenklänge und pulsierende Rhythmen treffen auf zarte Geigentöne. Tänzerinnen werden eins mit den Klängen, bewegen sich voller Hingabe auf dem staubigen Hallenboden und ein magischer Moment reiht sich an den anderen.

Von der ersten bis zur letzten Szene wird klar: Hier waren Vollblut-Künstler am Werk. Industrie und Kunst treffen aufeinander und bilden trotz ihrer Gegensätze ein harmonisches Gesamtwerk.

Improvisierte Performance

Schwärmend erinnert sich Vereinsmitglied Michael Hunold an die zwei besonderen Tage in den verlassenen Hallen zurück. Nach Ermöglichung der Schlüsselübergabe durch die Gemeinde Wenden seien die insgesamt 14 Künstler ganz unbefangen in das alte Industriegebäude gegangen.

„Wir haben den Raum einfach auf uns wirken lassen und sind mit der Zeit regelrecht mit ihm verschmolzen. Das spiegelt sich auch künstlerisch in den vollständig improvisierten Darbietungen wieder.“ Nichts sei im Voraus geplant oder eingeübt gewesen.

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Videopremiere: „Club574 an lost places: Apparatebau Rothemühle“

Jede Performance, jedes Werk ist aus dem Moment heraus entstanden und gnadenlos authentisch. Die Künstler haben sich auf ein Blind-Date mit dem Unbekannten hinter den alten Mauern eingelassen. So wurde ein Rohr zur Ballettstange, eine Heizung zur Trommel und der Betonboden zur Fotocollage.

All diese Momente wurden durch aktive Mitglieder des Club 574 mit der Kamera festgehalten und zu einem 37-minütigen Film zusammengeschnitten. Technik und Lichtausstattung wurden durch die LEADER-Region Biggeland gefördert. Gerade nach kulturarmen Phasen der Pandemie könne sich der Verein durch diese wertvolle Unterstützung neu erfinden, erklärt Hunold dankend.

Kontakte über den Kreis hinaus

Nicht nur heimische Mitglieder, sondern auch Talente von außerhalb, haben an der künstlerischen Betriebserkundung teilgenommen. Der Verein sei stets im Austausch mit anderen Kulturinteressierten und strebt danach, auch überregional wahrgenommen zu werden, betont Hunold.

Beispielsweise erkundete die 19-jährige Selina Willmes, die in Düsseldorf eine Ausbildung zur Bühnentänzerin und Tanzpädagogin macht, in ihrer Performance Schritt für Schritt das Industriegelände. Eine weitere Tänzerin aus Salzburg hat ebenfalls extra für das Projekt einen Ausflug ins Sauerland unternommen.

Enkel des Firmengründers zu Gast

Schließlich durfte der Verein Club574 am Abend der Videopremiere einen ganz besonderen Gast begüßen: Auch Christoph Brandt, ehemaliges Mitglied der Firma Apparatebau Rothemühle und Enkel des Firmengünders Dr. Herbert Brandt, ließ die gesammeten Eindrücke des innovativen Kulturprojekts fasziniert auf sich wirken.

„Ich finde es toll, dass man sich nach wie vor für die alten Industriehallen interessiert und diesen Ort, mit dem ich mich sehr verbunden fühle, wertschätzt“, lobt Brandt das kreative Experiment. „Solche Performances dort zu sehen, wo früher Maschinen standen und hart gearbeitet wurde, ist etwas ganz Besonderes. Es ist eine Homage für diese Stätte“.

Bei welchen Veranstaltungen der Film demnächst zu sehen sein wird, ist noch offen.

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