Info-Abend IG Oberstadt: Neben Finanzierung auch Chancen im Blick haben

Baudezernentin lädt Bürger ein, sich an Planung zu beteiligen


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Der IG Olpe-Oberstadt ging es darum, Chancen für die Stadtentwicklung darzustellen. Mit Erfolg. von Symbol Matthias Clever
Der IG Olpe-Oberstadt ging es darum, Chancen für die Stadtentwicklung darzustellen. Mit Erfolg. © Symbol Matthias Clever

Olpe. Millionen für Abriss und Neubau oder für die Sanierung des Rathauses: Sie sollten am Dienstagabend in der Stadthalle keine Rolle spielen. Der Interessengemeinschaft (IG) Olpe-Oberstadt ging es darum, Chancen für die Stadtentwicklung, die sich im Bereich des Bahnhofes bieten, darzustellen. Chancen, die viele „so noch nicht richtig wahrgenommen haben“, wie die Initiatoren des Info-Abends, Ulf Ullenboom und Andreas Stenzel, meinten. Welche Herausforderungen, Ziele und Spielregeln dabei eine Rolle spielen, machte Baudezernentin Judith Feldner unter dem Thema „Zukunft Stadt“ deutlich.


Ihr Vortrag glich einem einstündigen Parforceritt durch die Geschichte der Stadtentwicklung und die Basics der Stadtplanung. Wer die Karten der CDU auf den Stehtischen sah, konnte vermuten, dass das Ergebnis des Abends nur lauten konnte: Abriss-Empfehlung für das Rathaus. Es kam anders.

Engagiert und verständlich zeichnete die Baudezernentin nach, wie Städte sich entwickelt haben, welche Irrwege eingeschlagen worden sind, wie versucht wurde, korrigierend einzugreifen. Stadtplanung, wie sie heute angegangen wird, gibt es erst seit den 70er, 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Als Olpes Rathaus entstand, war das Leitbild noch die autogerechte Stadt. Dem ordneten sich die Planungen unter.
„Stadtplanung kein Wunschkonzert“
„Jeder nimmt die Stadt irgendwie anders wahr“, so die Expertin, die sich als begeisterte Planerin outete. Die Folge: Es müssen viele verschiedene Ansprüche und Erwartungen unter einen Hut gebracht werden. Langfristiges Denken ist gefragt. Planungen wirken sich oft erst in Jahren, Jahrzehnten aus. Und neben unterschiedlichen Bedürfnissen gibt es auch rechtliche Rahmenbedingungen. Kommunen können nicht machen, was sie wollen.

Judith Feldner erläuterte das am Beispiel eines Outlet-Centers. Würde das in einem der Nachbarorte Olpes eröffnet, hätte es gravierende Kaufkraftabflüsse aus der Stadt zur Folge. Auch deswegen, so die Referentin, gebe es planerische Vorgaben. Stadtplanung sei kein Wunschkonzert. In Olpe stelle sich die Aufgabe, große, der Innenstadt nahe Flächen zu entwickeln, ohne dabei gewachsene Strukturen zu beeinträchtigen. Judith Feldner warb dafür, beides - Innenstadt und neue Flächen - am Bahnhof, „harmonisch zu verbinden.“
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Im Rahmen des integrierten Planungskonzeptes seien Überlegungen angestellt, aber noch nichts entschieden worden. „Öffnung der Bigge“ war ein Stichwort. Den Fluss in der Stadt sieht sie als Pfund, mit dem Olpe wuchern müsse. Wohnen in der Stadt, nämlich entlang der Bigge, war ein weiterer Punkt. Es gelte der anhaltend hohen Nachfrage Rechnung zu tragen.

Die Baudezernentin warb dafür, die anstehenden Fragen im Dialog zu entscheiden. Vor allem warb sie dafür, sich am Bürgerentscheid im April („Urform der Demokratie“) zu beteiligen. „Schlimmstenfalls entscheidet nur ein kleiner Teil der Bevölkerung“ über Weichenstellungen für Jahrzehnte, so Judith Feldner.
Neuer Handel keine Konkurrenz, sondern Ergänzung
Bedenken, die Andreas Stenzel stellvertretend für die Einzelhändler anführte, suchte sie zu entkräften. Der Handel müsse keine Angst davor haben, was kommen kann. Weitere Verkaufsflächen sollten als Ergänzung, nicht als Konkurrenz gesehen werden.

Barrierefreie Zugänge und der Austausch zwischen den Zentren sollen so leicht wie möglich gemacht werden. Grundstückseigentümer würden einbezogen. Gespräche liefen, so die Beigeordnete auf Nachfragen. Parkraum, räumte sie ein, sei ein großes Problem. Hier will sie „zum Umdenken anregen“, aus dem Weg vom Parkplatz zum Geschäft ein Flanieren machen.
Bürger: Parken und Wohnen neu denken
Nach dem mit viel Beifall bedachten Vortrag war auch zu hören, dass Bürger eigene Vorstellungen entwickeln. Vielleicht ist Parken in eine paar Jahren schon kein Thema mehr, weil automatisiertes Fahren sich rasant entwickelt? Wer soll sich die vielen neuen Wohnungen leisten, wenn ein Quadratmeter 4.000 Euro kostet? Müssten nicht vielmehr Konzepte speziell für junge Familien entwickelt werden, damit die Stadt nicht überaltert? Auch das sind Fragen, die Bürger noch stellen dürften.

Die IG Oberstadt hat mit dem Info-Abend ihr Ziel erreicht, über den finanziellen Aspekt hinaus die Weiterentwicklung der Stadt zu thematisieren. Die Baudezernentin lud in der Stadthalle Bürger dazu ein, ihre Vorstellungen auch im Rathaus vorzutragen.
 von Rüdiger Kahlke
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