In Olpe wird wieder richtig „gebeiert“

Sebastianus-Messe und Einläuten


Die Glocken der Martinus-Kirche werden auch in diesem Jahr wieder manuell angeschlagen. von Symbol Kerstin Sauer
Die Glocken der Martinus-Kirche werden auch in diesem Jahr wieder manuell angeschlagen. © Symbol Kerstin Sauer

Olpe. Zu Ehren von St. Sebastianus, Schutzpatron des Olper Schützenvereins, findet am Sonntag, 20. Januar, um 19 Uhr in der St.-Martinus-Kirche zu Olpe wieder die Sebastianus-Messe statt.


Die musikalische Begleitung der Messe übernimmt der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Olpe unter der Leitung von Dirigent Andreas Reuber. Zum Einzug präsentieren die Musiker den                      

Kürassiermarsch Großer Kurfürst. Es folgen „A Quiet Moment“, „A whole new World“, „Cast Away“ und „Du mein Schutzgeist“, bevor zum Auszug die Kreuzritter-Fanfare zu Gehör kommt.

Das traditionelle Einläuten in den Kirchen des Stadtgebietes Olpe (Pallottihaus, Martinus Kirche, Marien Kirche, Hl. Geist, Evangelische Kirche) findet am Samstag, 19. Januar, bereits um 17.30 Uhr statt, da um 18 Uhr die wöchentlichen Vorabendmessen beginnen.
 von St. Sebastianus Schützenverein Olpe
© St. Sebastianus Schützenverein Olpe
Nach intensivster Vorbereitung und Probenarbeit wurde durch den Spielmannszug St. Sebastianus Olpe im Jahr 2015, wie zuletzt im Jahre 1950, wieder richtig „gebeiert“ (siehe Infokasten). Der Spiel­manns­zug setzt diese Tradition fort und wird die Glocken der St.-Martinus-Kirche auch in diesem Jahr manuell anschlagen.
Die Geschichte des Läutens
Bereits für das Jahr 1837 wurde ein Honorar für das Läuten zum Fest­tag des hl. Sebastian im Rechnungsbuch des Schützenvereins festgehalten. Der Küster erhielt für seine Tätigkeit 1 Thl und 5 Sgr. Dank der Spendenbereitschaft seiner Mitglieder konnte der Schüt­zen­ver­ein im Jahre 1924 den seit 1915 in Olpe ansässigen Pal­lot­ti­nern eine Glocke stiften. Es war die größte Glocke der Klosterkirche und sie wurde dem hl. Sebastian geweiht. Seither läuten die Glo­cken des Pallottinerklosters alljährlich am Vorabend des St.-Se­bas­tia­nus-Tages nach dem Angelus-Läuten um 18 Uhr mit allen Kir­chen­glo­cken der Stadt Olpe den Festtag ein.

Eine ausführliche Beschreibung dieses alten Brauchs ist erstmals in einer Hauptbucheintragung des Jahres 1933 zu finden, die der da­ma­li­ge Schützenmajor Robert Bonzel verfasste: „Macht man in den Abend­stunden des 19. Januar einen Spaziergang in östlicher Rich­tung der Stadt, so wird einem das besonders feierliche Geläute des Pallottinerklosters auffallen. Die größte Glocke des Klosters hat sei­ner Zeit zum größten Teil der Schützenverein gestiftet, deshalb ist sie St.-Sebastiaus-Glocke genannt worden. (...)

Lenkt man dann eine halbe Stunde später seine Schritte zur Stadt, so vernimmt man das fei­er­li­che Geläute, das sog. ‚Beiern' vom Turm der Olper Pfarr­kirche. Man sagt, daß sich eifrige Schützenbrüder in ein in nächster Nähe der Kirche liegendes Wirtshaus begeben, damit ihnen das Beiern zu Ehren des Schützenpatrons nicht entgeht.
Pünktlich zum Schützenhochamt
Dieses feierliche Geläut erklingt nochmals am anderen Morgen, um den Schüt­zen­vor­stand zu dem statutenmäßig festgelegten Schüt­zen­hoch­amt einzuladen. Nach Antreten in der Wohnung des zeitigen Schützenmajors erfolgt der Einmarsch des Schützenvorstandes mit Schützenkönig und Fahne in die Kirche. Celebrant des Schüt­zen­hoch­amtes ist der zeitige Schützenvikar, der diesen Gottesdienst besonders feierlich gestaltet. Am Altare links ist traditionsgemäß die alte Statue des hl. Sebastianus ausgestellt: vor dieser wird am Schluß des Hochamtes die (...) alte Litanaei zum hl. Sebastianus gebetet, nachdem vorher das Lied ‚Du mein Schutzgeist Gottes Engel' nach der alten Herold'schen Melodie ausgeklungen ist.

Am Abend findet die nach den Statuten übliche Festversammlung statt (...). Auf der Tagesordnung steht gewöhnlich als erster Punkt die Beschlußfassung über die Feier des Schützenfestes (...). Sodann werden vom Schützenmajor die einzelnen Kommissionen ernannt."
Ausgewählte Offiziere
Bis in die 1950er Jahre stiegen ausgewählte Schützenoffiziere am Vor­abend des Sebastianustages in den Glockenstuhl der St.-Mar­tinus-Kirche, um hier mit einem „Beiern“ den St.-Sebastianus-Tag anzukündigen. Seit dem Umbau zu einem elektrischen Läutwerk in den Kirchen treffen sich die Vorstandsmitglieder und zahlreiche wei­te­re Schützenbrüder am Fuß der Glockentürme, um dem Geläut zu lauschen.

Anschließend werden die Küsterin und der Küster der be­tei­ligt­en Gotteshäuser (St. Martinus, Heilig-Geist-Kirche, St. Ma­ri­en­kirche, Pallottiner-Kloster) zum traditionellen Umtrunk (...) ein­ge­la­den, wo sich auch ehemalige Vorstandsmitglieder und Alte Könige tref­fen. (Quelle Andrea Arens: St. Sebastianus Schützenverein Olpe, Schützenwesen - Vereinsgeschichte - Strukturen, Olpe 2011 , Seite 391f). 
Das Beiern
Das Lexikon bezeichnet das Beiern als das manuelle Anschlagen von unbewegt hängenden Glocken in örtlich überlieferten fest­ge­leg­ten Rhythmen. Dies steht im Gegensatz zum herkömmlichen Läuten der Glocke durch Schwingen.

Die Melodien, die mit der Anzahl der vor­han­den­en Glocken variieren, werden mit Hilfe der Klöppel er­zeugt. Dabei werden die Klöppel über Seilzüge per Hand oder Fuß gegen den Schlagring, der dicksten Stelle der Glocke, geschlagen. Auch andere Schlaghilfen wie Holzhämmer können dabei zum Ein­satz kommen.

Das Beiern ist ein jahrhundertealter, besonders im Nord­westen Europas weit verbreiteter Brauch. Der Ursprung des Wortes „Beiern“ liegt im Alt-Französischen baier, was so viel wie bellen oder anschlagen bedeutet.

Das Einläuten am Vorabend des St.-Sebastianus-Festes wird in Olpe auch als Beiern bezeichnet. (Quelle: Lexika Wikipedia).
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