„Ich bin schon sehr ehrgeizig, aber sonst eigentlich ganz normal“

Tessa-Lotta Pohl aus Olpe: 1,0-Abi und Preisträgerin


  • Olpe, 07.07.2021
  • Verschiedenes
  • Von Wolfgang Schneider
    Profilfoto Wolfgang Schneider

    Wolfgang Schneider

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Topnews
Tessa-Lotta Pohl, Abiturientin aus Olpe, zeigt die Urkunde vom VDI-IHK-Oberstufenpreis. von Wolfgang Schneider
Tessa-Lotta Pohl, Abiturientin aus Olpe, zeigt die Urkunde vom VDI-IHK-Oberstufenpreis. © Wolfgang Schneider

Olpe. Habt ihr schon mal über den „Einfluss von Smartphones auf die Schlafqualität und Lernfähigkeit von Jugendlichen“ nachgedacht? Wahrscheinlich eher nicht. Tessa-Lotta Pohl dagegen schon – und zwar ziemlich intensiv. Die (noch) 17-jährige Olperin hat sogar eine ganze Facharbeit über das Thema geschrieben. Und die war so gut, dass sie nicht nur mit der Höchstnote von 15 Punkten bewertet, sondern auch beim VDI-IHK-Oberstufenpreis ausgezeichnet worden ist.


Zudem hat Tessa-Lotta vor wenigen Tagen ihr Abitur am Städtischen Gymnasium Olpe mit der Traumnote von 1,0 gemacht. Grund genug, sie einmal persönlich zu besuchen und nachzufragen, wie man so etwas schafft.

„Zugefallen ist mir nichts. Ich bin schon sehr ehrgeizig“, gibt sie beim Gespräch am Esszimmertisch der elterlichen Wohnung gleich gegenüber des Olper Schützenplatzes zu. Ein offenes Lachen, gut gelaunt und aufgeschlossen – die hübsche Abiturientin wirkt keinesfalls so, wie ich mir eine typische Streberin vorstelle oder sie aus meiner Schulzeit in Erinnerung habe.

Tessa-Lotta Pohl mit dem Abiturzeugnis des SGO. von Wolfgang Schneider
Tessa-Lotta Pohl mit dem Abiturzeugnis des SGO. © Wolfgang Schneider

Tessa-Lotta schwört auf ihre Lernzettel. Auf denen notiert sie alles, was sie an Lernstoff für eine Klausur oder einen Test büffeln muss. Nicht irgendwie und durcheinander, sondern mit System. „Diese Lernzettel mache ich mir schon Wochen im Voraus. Die müssen nach einem festen Schema aufgebaut sein und gut aussehen“, erzählt sie – und schiebt direkt lachend hinterher: „Aber sonst bin ich eigentlich ganz normal.“

Normal sind auch ihre Hobbys. Fitness, Tanzen und Lesen gehören dazu. Und außerdem – eher ungewöhnlich für eine 17-Jährige – das Backen. „Heute Nachmittag will ich noch eine Torte backen“, verrät sie während unseres Gesprächs.

Das Bändchen erinnert ans Abi am Städtischen Gymnasium Olpe. von Wolfgang Schneider
Das Bändchen erinnert ans Abi am Städtischen Gymnasium Olpe. © Wolfgang Schneider

Geschichte und Biologie hatte sie als Leistungskurse am Städtischen Gymnasium – und ist damit gut klargekommen. Gibt es denn auch Fächer, die sie nicht so mag? „Sprachen kann ich nicht so gut. Vokabeln lernen ist nicht so mein Ding“, räumt die 17-Jährige ein, die meist Tessi oder Tess gerufen wird. „Ich habe auch schon vier Tage für einen Vokabeltest gelernt und dann doch nur eine 3 geschrieben.“

Auslandsjahr in Colorado geplant

Ihr Englisch wird die junge Olperin bald deutlich verbessern, denn im September möchte sie ihr Auslandsjahr starten und als Au-pair für ein Jahr in die USA gehen, genau gesagt nach Colorado, dem höchstgelegenen Bundesstaat der USA in den Rocky Mountains. So ganz in trockenen Tüchern ist das wegen der Corona-Pandemie noch nicht, aber Tessa-Lotta hofft, das ihr bisher abgelehntes Visum doch noch bewilligt wird.

Denn das Jahr im Ausland möchte sie nutzen, um zu überlegen, wie es anschließend weitergehen soll. Studium oder Ausbildung? Welches Fach, welche Richtung? All das ist noch offen. „Ich habe noch gar keine berufliche Orientierung. Ich finde das echt schwer“, gibt sie zu.

Tessa-Lotta Pohl hat eine Facharbeit über den „ Einfluss von Smartphones auf die Schlafqualität und Lernfähigkeit von Jugendlichen“ geschrieben. von Wolfgang Schneider
Tessa-Lotta Pohl hat eine Facharbeit über den „ Einfluss von Smartphones auf die Schlafqualität und Lernfähigkeit von Jugendlichen“ geschrieben. © Wolfgang Schneider

Dann kommen wir auf ihre prämiierte Facharbeit zu sprechen. „Ich habe abends in meinem Zimmer gesessen und nach einem Thema gesucht. Dann ist mein Blick aufs Handy und auf mein Bett gefallen. So bin ich auf Smartphones und Schlafqualität gekommen“, erzählt sie. Viereinhalb Monate hat sie an ihrer Arbeit geschrieben und dabei 90 Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums befragt.

Die mussten in dem von Tessa-Lotta entwickelten Fragebogen unter anderem angeben, wie lange sie ihr Smartphone täglich nutzen, welche Apps und Dienste sie bevorzugen, wie viele Stunden sie schlafen, wann sie zu Bett gehen und wann sie am Wochenende aufstehen, wo ihr Handy nachts liegt – und einiges mehr. Dazu kamen Internetrecherche und Literaturauswertung. Am Ende fasste die Schülerin ihre Erkenntnisse und Ergebnisse auf fast 20 Seiten zusammen.

Tessa-Lotta Pohl wohnt ganz in der Nähe des Olper Schützenplatzes. von Wolfgang Schneider
Tessa-Lotta Pohl wohnt ganz in der Nähe des Olper Schützenplatzes. © Wolfgang Schneider

„Das Smartphone hat schon einen ziemlich großen Einfluss auf den Schlaf und das Lernverhalten. Vor allem Social Media verleitet viele Jugendliche dazu, lange am Handy zu bleiben. Und viele gucken nicht nur eine Folge einer Serie, sondern gleich mehrere nacheinander“, berichtet die 17-Jährige. Das führe dazu, dass manche Jugendliche erst spät ins Bett gehen und weniger schlafen als es gut sei. Tessa-Lotta: “Wenig Schlaf ist schlecht für die Lernfähigkeit und die Konzentration. Und es gibt noch einen Effekt: Wer sehr intensiv das Smartphone nutzt, macht weniger Sport. Und das führt dann dazu, dass man schlechter schläft.“

„Während der Corona-Zeit haben viele Jugendliche mehr am Smartphone gehangen als sonst. Und viele junge Leute gehen generell zu spät ins Bett“, nennt die Abiturientin zwei weiteren Erkenntnisse ihrer Facharbeit, die sie im Bio-Leistungskurs geschrieben hat.

Statt abends nur am Smartphone zu daddeln, hat die Einser-Abiturientin einen guten Tipp für alle, die sich auf Prüfungen vorbereiten müssen: „Abends nochmal den Lernstoff gut angucken und dann zu Bett gehen. Das Gelernte wird dann im Schlaf verarbeitet.“ Am Sprichwort „Eine Nacht drüber schlafen“ ist also was dran.

Alle Preisträger (Tessa-Lotta Pohl ist (2. von rechts) und Mitglieder von Jury und IHK bei der Preisübergabe. von IHK Siegen
Alle Preisträger (Tessa-Lotta Pohl ist (2. von rechts) und Mitglieder von Jury und IHK bei der Preisübergabe. © IHK Siegen

Beim VDI-IHK-Oberstufenpreis wurde nicht nur ihre schriftliche Arbeit bewertet, sie musste auch vor der Jury einen Vortrag halten. Der sei nicht so perfekt gewesen, erzählt sie. „Ich hatte kaum Zeit für die Vorbereitung, denn der Termin lag genau zwischen den Vorabi-Klausuren.“

Trotzdem gab es am Ende den fünften Platz – verbunden mit 900 Euro Preisgeld. Und was macht sie damit? Jedenfalls keine Bücher kaufen oder Lehrgänge belegen. „Das wird für die Urlaubskasse genutzt“, lacht Tessa-Lotta Pohl. Sie ist zwar ehrgeizig, aber „sonst ganz normal“.

Artikel teilen: