Hufnagel entwickelt High-Tech-Sortieranlage für Gewerbeabfall

Entsorger aus Olpe investiert 11 Millionen Euro


  • Olpe, 27.06.2018
  • Von Sven Prillwitz
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Mehr Blicke auf ihre Eigenkreation einer Sortieranlage für Gewerbeabfall wollen die Brüder Oliver und Marc Hufnagel, Geschäftsführer der Hufnagel Service GmbH, nicht gewähren. von Sven Prillwitz
Mehr Blicke auf ihre Eigenkreation einer Sortieranlage für Gewerbeabfall wollen die Brüder Oliver und Marc Hufnagel, Geschäftsführer der Hufnagel Service GmbH, nicht gewähren. © Sven Prillwitz

Olpe. Es ist die mit Abstand größte Investition in der zwölfjährigen Firmengeschichte: Rund elf Millionen Euro steckt die Hufnagel Service GmbH in eine neue Sortieranlage für Gewerbeabfall. Mit der Eigenkreation sieht sich das Olper Unternehmen mit Blick auf strengere gesetzliche Vorgaben gerüstet – und zugleich im NRW- und bundesweiten Wettbewerb in einer Vorreiterrolle.


Weniger Müllverbrennung, dafür mehr Abfalltrennung und eine umfassende Dokumentationspflicht: Das sieht die Neufassung der Gewerbeabfallverordnung in einem ersten, seit August 2017 geltenden Schritt vor. Das Ziel: Wertstoffe sollen in deutlich größeren Mengen als bisher wiederverwertet werden. So soll die derzeit gültige Recycling-Quote von sieben auf 30 Prozent erhöht werden. Das ist der zweite Schritt der neuen Abfallverordnung, der zum 1. Januar 2019 in Kraft tritt.  

Eine große Herausforderung für Gewerbebetriebe – und auch für Entsorger. Denn die Neuregelung bedeutet, dass Abfallgemische – also Müll, den Betriebe selbst nicht weiter sortieren können – in einer Vorbehandlungsanlage aufbereitet werden müssen. Diese Anlage wiederum muss auf einen neuen technischen Stand gebracht werden, um Mischabfälle exakter als bisher sortieren und so die Recycling-Quote auch erreichen zu können. Damit sollen auch weniger Abfälle verbrannt werden.
„Wir wollen unabhängig sein“
Vor etwa drei Jahren legte das Bundesumweltministerium die ersten Entwürfe der Verordnung vor. „Viele haben das damals belächelt“, erinnern sich Marc und Oliver Hufnagel, die Gesellschafter und Geschäftsführer der Hufnagel Service GmbH. Die Brüder dagegen gründeten im Herbst 2015 eine firmeninterne Arbeitsgruppe. Auf die Sortierung von Gewerbeabfällen verzichten? Eine Kooperation mit einem anderen Entsorger eingehen? Oder selbst die Grundlage für einen neuen Schwerpunkt an der Griesemert schaffen?

Marc und Oliver Hufnagel sowie Manfred Grotmann (Technik) entschieden sich für die dritte Variante. „Wir wollten und wollen unabhängig sein“, sagt Marc Hufnagel. Also nahm der heimische Entsorger Kontakt zu Branchenverbänden, zu Herstellern und Lieferanten auf. Ergebnis: Vorbehandlungsanlagen, die es für die Einhaltung der neuen Richtlinien braucht, gab es in Deutschland noch nicht. Die Hufnagel-Brüder und Grotmann schauten sich in den BeNeLux-Staaten und Skandinavien um, die in Sachen automatische Abfallsortierung weiter gewesen seien.
Fast perfekte Mülltrennung
Also entwickelten sie ein eigenes Konzept für eine Sortieranlage. „Wir haben unsere Erfahrungen und unser Know-how mit bestehenden Komponenten kombiniert“, erklärt Marc Hufnagel. Das Ergebnis ist eine riesige Maschine, die derzeit in einer etwa 5000 Quadratmeter großen Halle, ebenfalls noch im Bau, zusammengesetzt wird. Mit einer Mischung aus Mechanik, High-Tech und diversen Arbeitsschritten soll bei gemischtem Gewerbeabfall künftig eine Reinheitsquote von 95 Prozent möglich sein, Müll also fast perfekt getrennt werden können. Bis zu 100.000 Tonnen Gewerbeabfall pro jahr sollen mit der Maschine sortiert werden.
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„Wir werden eine der modernsten Sortieranlagen für Gewerbeabfall haben – und zwar bundesweit“, sagt Oliver Hufnagel. Davon verspricht sich der Entsorger auch einen Wettbewerbsvorteil. „Wir können unseren Kunden garantieren, alle ihre Abfälle gesetzeskonform zu entsorgen.“ Das dürfte für Kunden zwischen Dortmund und Gießen interessant sein, schätzen die beiden Geschäftsführer. Bis zu 30 neue Angestellte werden sie für den Betrieb der neuen Anlage voraussichtlich einstellen (siehe Infokasten).
Infrarot-Überwachung und Löschsystem
Die Konstruktionsarbeiten für die riesengroße Sortieranlage laufen auf Hochtouren. Untergebracht ist die Maschine in einer eigens dafür errichteten, fast 5000 Quadratmeter großen Halle. Unter der Decke befinden sich Infrarot-Kameras, die jeden Winkel der Halle einsehen können. Bei Temperaturen über 80 Grad Celsius wird automatisch Alarm ausgelöst. Über drei Strahlrohre können dann Wasser und Löschschaum in die Halle gesprüht werden. Alles automatisch – oder auch manuell über ein Bedienungs-Pad oder per Smartphone-App.

Demnächst soll die Anlage in den Probebetrieb gehen, um spätestens zum Jahresende perfekt zu laufen. Bis dahin versuchen die Hufnagel-Brüder und Techniker Grotmann, möglichst wenigen Personen einen Blick in die Halle und vor allem auf die Sortieranlage zu gewähren. Geheimhaltung, um den Vorteil, den technologischen Vorsprung zu wahren. „Da steckt schließlich viel eigener Grips drin“, sagt Marc Hufnagel. Was er schade findet: Ein Patent auf ihre Sortieranlage ließ sich nicht anmelden.
Kurz & knapp: die Hufnagel Service GmbH

Bei der Hufnagel Service GmbH handelt es sich um ein mittelständisches Familienunternehmen, das 2006 gegründet wurde und derzeit 120 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Jahresumsatz betrug 2017 nach eigenen Angaben 38 Millionen Euro.

Kunden sind Firmen aus Industrie, Gewerbe, Handel und Handwerk sowie Kommunen und Privatkunden.

Neben dem Wertstoffhof liegen die Schwerpunkte derzeit auf der Aufbereitung von Biomassen (Althölzer und Grünabfälle) und der Wertstoffverpressung über eine Ballenpresse. Neu hinzu kommt demnächst die neue Sortieranlage für Gewerbeabfälle.

Für den Betrieb der neuen Anlage wird Hufnagel voraussichtlich bis zu 30 neue MItarbeiter einstellen. gesucht werden Maschinisten und Produktionshelfer. Weil auch der Fuhrpark erweitert werden soll, werden zusätzliche Lkw-Fahrer benötigt.
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