Großer Empfang in der Heimat: Hilfsgüter-Fahrer kehren aus Polen zurück

Spendentransport für die Ukraine


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Ein fröhliches Wiedersehen: Christoph Weingarten und Piotr Kobienia sind von ihrer Hilfsgüter-Fahrt zurückgekehrt. von Lorena Klein
Ein fröhliches Wiedersehen: Christoph Weingarten und Piotr Kobienia sind von ihrer Hilfsgüter-Fahrt zurückgekehrt. © Lorena Klein

Saßmicke. Ein Spalier aus Lastwagen, Polizeiautos und Personen hat Christoph „Ozzy“ Weingarten und Piotr „Peter“ Kobienia am Freitagabend, 11. März, vor der Firma ITC Express im Saßmicker Gewerbegebiet empfangen. Hier in der Speditionshalle stapelten sich erst kürzlich noch Kartons voller Hilfsgüter (LokalPlus berichtete), die innerhalb der letzten Woche vom engagierten Fahrer-Team an die polnisch-ukrainische Grenze transportiert wurden.


Ein emotionales Wiedersehen mit Hupen, Sirenen, Jubel und Applaus: „Ozzy und Peter“ werden schon sehnlichst erwartet. Kaum öffnet sich die Tür des Fahrerhauses, stürmt Familie Weingarten zu ihrem Vater und Ehemann. Froh, dass die abenteuerliche Reise gut verlaufen ist.

Die Rührung und Erleichterung ist auch den beiden Fahrern anzusehen, die von allen Seiten umarmt und beglückwünscht werden. „Ich bin immer noch voller Adrenalin. Sowas hab ich noch nie erlebt“, beginnt Weingarten zu erzählen.

Mit Unterstützung bis nach Pabianice

Zuerst wurde die polnische Kleinstadt Pabianice (rund 20 Kilometer von Łódź entfernt) angesteuert und die beiden großen Sattelzüge entladen. Großzügigerweise stellte der Bürgermeister der Stadt eine Übernachtung, was den Fahrern das Schlafen im Lastwagen ersparte. Hier trafen die Männer auch Flüchtlinge aus der Ukraine und hörten schockierende Geschichten aus dem Kriegsgebiet.

Bis Pabianice wurden Christoph Weingarten und Piotr Kobienia von Mitarbeitern der Firma Polygonvatro begleitet, die sich ebenfalls mit Spenden an der Hilfsaktion beteiligte. Doch auf der weiteren Reise Richtung polnisch-ukrainischer Grenze ging es für die beiden alleine mit dem 7,5-Tonner plus Anhänger weiter.

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Großer Empfang von Christoph „Ozzy“ Weingarten und Piotr „Peter“ Kobienia vor der ITC Speditionshalle.

Ein komisches Gefühl, erinnert sich Weingarten. Sowohl er als auch Kobienia seien keine professionellen Lkw-Fahrer mit viel Erfahrung am Lenkrad eines so großen Fahrzeuges. Der Gerlinger Polizeibeamte und der ehemalige Maurer aus Hohenhain waren nun ganz auf sich allein gestellt.

Zeltaufbau in Zamość

Das zweite Ziel war die Stadt Zamość, etwa 50 Kilometer entfernt von der polnisch-ukrainischen Grenze. Dort war das Duo zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Gemeinsam setzen sie sich mit den gesammelten Spendengeldern dafür ein, das ein dort dringend benötigtes, rund 600 Quadratmeter großes Zelt inklusive Heizung zur Unterbringung weiterer ukrainischer Flüchtlinge aufgebaut werden konnte.

Flüchtlingsunterkünfte, in denen sich Bett an Bett reiht, es zu wenig Platz für zu viele verängstigte Menschen oder sogar Haustiere gibt. Es sind traurige Bilder, die Weingarten und Kobienia auf ihrer Hilfsgüter-Tour zu Gesicht bekommen. Doch mindestens genauso groß ist die Dankbarkeit, die den Helfern entgegengebracht wird.

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Großer Emfang von Christoph „Ozzy“ Weingarten und Piotr „Peter“ Kobienia an der ITC Speditionshalle.

Vor allem das transportierte medizinische Material benötigte man am Standort dringend. Ursprünglich sollten die Hilfsgüter direkt in die Ukraine nach Czernowitz gefahren werden, doch dieser Plan stellte sich während der Fahrt als nahezu unmöglich und - ohne Militärschutz - vor allem als viel zu gefährlich heraus. Insgesamt haben die Fahrer auf der Hin- und Rückfahrt eine Strecke von etwa 2.800 Kilometern zurückgelegt.

Weitere Transporte in Aussicht

Kaum wieder angekommen in der Heimat steht für Christoph Weingarten bereits fest: „Ich werde definitiv nochmal losfahren!“ Auch Kobienia betont, dass wichtige Kontakte in Polen geknüpft wurden, die eine weitere Tour erleichtern. Man wisse jetzt, was auf einen zukommt. Der gebürtige Pole hat sich während der Fahrt um den Großteil der organisatorischen Telefonate gekümmert.

Am Abend des Empfangs liegen Christoph Weingarten vor allem Worte des Dankes am Herzen: „Wir werden hier empfangen wie die Könige. Doch jeder hier hat gespendet, geholfen und getan. Wir beide haben die Hilfsgüter nur weggefahren. Danke an euch alle!“

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