Gewürgt wegen sozialer Medien? Totschlag-Prozess am Landgericht

41-jähriger Olper angeklagt


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Das Landgericht in Siegen. von Nils Dinkel
Das Landgericht in Siegen. © Nils Dinkel

Olpe/Siegen. Versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung der Ex-Partnerin: Das wird einem 41-jährigen Olper vorgeworfen, gegen den seit Dienstag, 9. Mai, der Prozess am Siegener Landgericht läuft. Er soll seiner ehemaligen Lebensgefährtin im Laufe eines Streits zuerst ein Ladekabel um den Hals gelegt und sie außerdem geschlagen und mit den Händen gewürgt haben.


Der Fall war zunächst beim Amtsgericht Olpe gelandet, zu diesem Zeitpunkt lediglich wegen Körperverletzung. Da die Geschädigte dort erstmals erwähnte, dass der Angeklagte ihren Hals auch mit Würgegriff umfasst habe, wurde die Anklage angepasst und ging vor das Landgericht in Siegen.

Unerwünschte Nachrichten

Die Tat ereignete sich am späten Abend des 29. Juli 2021. Auslöser des Streits sei das klingelnde Smartphone der Frau gewesen, das der Angeklagte habe kontrollieren wollen, gab Staatsanwalt Markus Bender den Tathergang wieder. Erzürnt über die Nachrichten habe der Mann seiner Partnerin, die ihm den Rücken zukehrte, ein Ladekabel um den Hals gelegt und es enger gezogen. Sie konnte sich befreien.

Aus dem Schlafzimmer habe sich der Streit dann in Flur und Wohnzimmer verlagert. Auf dem Sofa soll sich der Angeklagte auf die Frau gekniet und ihren Hals fest mit den Händen umfasst haben, wie sie im Nachgang erzählte. Auch Ohrfeigen wurden ausgeteilt, kurz bevor die Frau mit ihrem Auto nach Hause fuhr.

„Das würde ich niemals machen“

Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass soziale Medien ein Streitthema in der damals vierjährigen Beziehung waren, erklärte der Angeklagte, der im Prozess von Anwalt David Hippenstiehl verteidigt wird. Anrufe, viele Nachrichten - und dann ein Nacktfoto im Chat mit einem anderen Mann.

Er habe seine Freundin aus dem Haus geschickt, die ihn darauf auf den Kiefer geschlagen haben soll. Er habe sie mit seinen Beinen festgehalten, aber geschlagen? „Ich habe noch nie im Leben eine Frau geschlagen. Das würde ich niemals machen.“

Der Facebook-Chat sei „absolut belanglos“ gewesen, betonte die 37-jährige Geschädigte in ihrer Aussage. Solche Unterstellungen ihres Freundes seien häufiger vorgekommen.

„Ich dachte, ich sterbe“

Schließlich habe der Angeklagte ihr das Handy aus der Hand geschlagen und sei mit dem Kabel gekommen. Als sie flüchtete, habe er sie zu Fall gebracht und sich auf sie gesetzt. Durch eine Operation am Rücken sei sie damals ohnehin geschwächt gewesen: „Ich dachte, ich sterbe.“ Als sie die Stimme des Vermieters hörten, habe er von ihr abgelassen.

Auch nach dem Vorfall sei der Angeklagte immer wieder in ihrem Leben aufgetaucht, der Kontakt blieb bestehen. Im August 2021 zog sie die Strafanzeige zurück. Der Arzt, den die Geschädigte aufgesucht hatte, bestätigte die Hämatome an verschiedenen Körperstellen. Abdrücke am Hals, wie sie typisch sind für einen festen Würgegriff, habe er keine erkannt.

Eifersucht und Kontrolle

Als Zeugin sagte eine damals sehr enge Freundin der Geschädigten aus. Im April 2022 habe sie plötzlich den Kontakt abgebrochen. Wieso, weiß die 51-Jährige nicht. Vorgetäuschte Schwangerschaften der Geschädigten habe die Zeugin mitbekommen. Und auch, wie sich die Geschädigte einst mit dem Messer verletzt haben soll, um die Schuld im Zweifelsfall auf ihren Partner zu schieben. Sie sei sehr eifersüchtig und habe ihn kontrolliert.

Aufgeschnappte Sätze der lauten Auseinandersetzung gab der Vermieter anschließend vor der Kammer wieder. „Ich mach dich kaputt“, soll die Frau gesagt haben und der Angeklagte: „Das wird nicht nochmal passieren, tut mir leid.“

Der Prozess wird am Montag, 15. Mai, fortgesetzt.

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