Für Krebspatientinnen ist eine Perücke ein wichtiges Stück Lebensqualität

Oberveischede. Mit einer so riesigen Resonanz auf den Bericht von LokalPlus hatte Birgit Gerhard-Hoberg nicht gerechnet! Schon in den ersten Wochen nach Erscheinen im Februar 2021 kamen circa 60 Perücken bei ihr in Oberveischede an. Inzwischen sind es über 100 und zudem etwa 70 Kopfbedeckungen.

„Ich bin selbst erstaunt, welche Kreise das gezogen hat, denn ich bekomme jetzt Pakete von Kiel bis Dresden und von Greifswald bis München“ berichtet sie. Oft, so sagt sie, lägen Briefe mit dabei, die zu Herzen gehen. Ein Mann, der beschreibt, wie sehr sich seine krebskranke Frau auf die Perücke gefreut hatte und wenig später verstarb.

Oder eine Tochter, die das Zweithaar ihrer Mutter schickte und schrieb, dass sie es leider nur zweimal tragen konnte. Aber auch viele, die genesen sind, freuen sich darüber, mit ihrer Perücke etwas Gutes tun zu können. Zum Teil sind es sehr persönliche Geschichten, sagt Birgit Gerhard-Hoberg. Einige davon hebt sie in einer kleinen Schachtel auf, weil sie ihr viel geben.

Etwas zurückzugeben - das war auch die Intension der Frisörmeisterin, als sie damit begann, in ihrem Salon in Oberveischede eine Perücken-Sammelstelle für den Verein Brustkrebs Deutschland einzurichten. „Ich selbst hatte sehr viel Glück in meinem Leben. Und uns allen geht es doch gut im Vergleich mit vielen anderen Ländern, wo Mangel und Armut herrschen“, erklärt sie die Gründe für ihr ehrenamtliches Engagement.

„Ich wasche die Perücken zuerst, lasse sie trocknen und frisiere sie dann mit einem Dämpfer. Manchmal schneide ich an der einen oder anderen Stelle noch etwas, damit die Frisur stimmig ist. Das kostet viel Zeit, aber mir ist wichtig, alles hygienisch und hübsch zu verschicken.“

Aus vielen Beratungsgesprächen weiß Birgit Gerhard-Hoberg, was betroffene Frauen empfinden, wenn sie als Nebenwirkung ihrer Krebstherapie ihr Haar verlieren. „Eine Perücke ist für diese Patientinnen weit mehr als ein kosmetisches Accessoire und deshalb lege ich Wert darauf, bevor ich sie nach München schicke.“

Der Verein Brustkrebs Deutschland nimmt die Perücken und Kopfbedeckungen entgegen und leitet sie über gemeinnützige Organisationen an bedürftige Frauen weltweit weiter. Denn was für Frauen in Deutschland bei schweren Erkrankungen wie Brustkrebs zur medizinischen Standardversorgung zählt, ist in vielen Ländern längst nicht selbstverständlich.

Birgit Gerhard-Hoberg zeigt lächelnd ein fast fertig bestücktes Paket. „Zu wissen, dass irgendwo auf der Welt Frauen damit ein Stück mehr Lebensqualität zurück erhalten, bedeutet mir viel“ sagt sie.