Fair Trade für den PC aus Olpe
Softwareschmiede Open-Xchange aus Olpe
- Olpe, 26.09.2016
- Von Jens Helmecke
Jens Helmecke
Redaktion

Konkurrenz für die ganz Großen im Internetgeschäft kommt tatsächlich aus dem „Bigge-Valley“. Softwareschmiede Open-Xchange aus Olpe wächst rasant.

Sauber ist den beiden Gründern Frank Hoberg und Rafael Laguna dabei wichtig. Ihre Arbeit basiert auf Open-Source-Software wie dem offenen Betriebssystem Linux. Die Experten sehen in diesen offenen Systemen, in denen Software von jedermann weiterentwickelt werden kann, die „Wirbelsäule des Internets“.
Im Grunde ist es als Gegenentwurf zu verstehen zu dem, was Marktriesen wie Google, Apple oder Microsoft im Sinn haben. „Analog zu Kategorien bei Lebensmitteln sind wir Fair Trade für den PC“, versucht es Rafael Laguna dem Laien verständlich zu machen. Unverfälscht, ohne Zusätze. „Das Entscheidende ist die Transparenz“, ergänzt Frank Hoberg. Und, ohne etwas verteufeln zu wollen, „Apple ist eine tolle Firma - aber auch die Antithese zum offenen Markt“, sagt Laguna.

Am Gründungssitz in einem Geschäftshaus in der Olper Innenstadt arbeiten knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Generationen. Weltweit sind es derzeit 215 Beschäftigte. In Dortmund hat Open-Xchange gerade ein Büro eröffnet, in Köln gibt es eine komfortable Anlaufstelle, es gibt Standorte in Bremen und Hamburg sowie Nürnberg, dem Sitz der AG, an der seit 2013 auch United Internet (1&1) aus Montabaur rund ein Viertel der Anteile hält.
Die Olper sind weit über deutsche Grenzen hinaus aufgestellt: Turin, Madrid, Paris, Tokio, Sidney, bald auch in Neuseeland - und dann doch auch Palo Alto.

Die Frage war, einmal gestellt, damit endgültig beantwortet. Ein paar andere blieben zunächst offen. Zum Start 2005 hatten sich in der Netline Internet Service GmbH, die Hoberg schon 1998 zusammen mit Martin Kauss in Olpe gegründet hatte, schon ein paar kluge Köpfe versammelt. Dennoch schien es nicht leicht, gute Programmierer und Techniker in die Keimzelle im „Bigge-Valley“, etwas sehr abseits der Metropolen zu locken. Es hat funktioniert. Die Beschäftigten in Olpe sind offenbar überwiegend überzeugte Sauerländer, haben den Weg zu Open-Xchange nicht selten über Mund-Mund-Propaganda gefunden.
Laguna und Hoberg erinnern sich noch an die erste Frage des jungen Mannes, nachdem der damals einen Blick in die Systeme geworfen hatte: „Arbeitet ihr auch mit Windows?“ Die Chefs haben es ihm keineswegs übel genommen, sondern ihn von den Vorzügen ihrer Open-Source-Produkte überzeugt.
So wie ihre namhaften Kunden, darunter 1&1 oder das französische Telekommunikationsunternehmen Orange und viele andere, auch ziemlich große in den USA, von denen manche noch nicht genannt werden möchten. Mehr als 220 Millionen Anwender nutzen Software von Open-Xchange für ihre private und geschäftliche Kommunikation - E-Mail-Verwaltung, Terminkalender, Kontakte, Textbearbeitung, alles in einer OX-App. Es muss eben nicht immer Microsoft sein.
Schick, hell und sogar mit einer 500-600/Mbit-Datenleitung ausgestattet. Vorausgesetzt die Telekom hält Wort, ist es eine nette Steigerung, mehr nicht. Die Kosten für den Anschluss tragen die an der neuen Adresse „Olper Hütte“ angesiedelten Unternehmen, nicht etwa die Kommune als Wirtschaftsförderungsmaßnahme. Das sind schon fünfstellige Beträge, aber der Sauerländer ist geduldig, jedenfalls Hoberg und Laguna: „Da entsteht ein schöner Campus“, finden sie, freuen sich auf die neue große Holzterrasse zum Entspannen und die sehr offene Atmosphäre im Gebäude - „Open Source“ eben.
