„Es ist der Horror“ - Peter (33) lebt in Olper Obdachlosenunterkunft

Verzweifelte Suche nach Wohnung


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Symbolfoto Wohnungssuche von iStock
Symbolfoto Wohnungssuche © iStock

Olpe. Eine eigene Wohnung, eine feste Arbeitsstelle, ein gesichertes Einkommen. Was für viele nach einem normalen Leben klingt, ist für andere ein kaum erreichbares Ziel. Aus vielfältigen Gründen sind Menschen wohnungslos geworden, leben in unzumutbaren Wohnverhältnissen oder sind von Wohnungslosigkeit bedroht.


Besonders für Menschen mit wenig Geld wird es immer schwieriger, eine passende Bleibe zu finden - auch im Kreis Olpe gibt. Peter (Name geändert) spricht über die aussichtslose Wohnungssuche in Olpe. Nicht nur der Geldbeutel spielt hier eine Rolle, sondern auch Vorurteile.

Nachdem er acht Jahre lang in einem metallverarbeitenden Betrieb beschäftigt war, musste Peter vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufhören zu arbeiten. Seine Krankheiten reichen von Arthrose bis hin zu Multipler Sklerose. Außerdem greift eine Immunerkrankung seinen Körper an. „Es gibt Tage, an denen ich einfach keine Kraft mehr habe. Ich bin schon krank zur Welt gekommen“, erklärt er.

Haus wurde abgerissen

Der gebürtige Finnentroper „flüchtete“ vor drei Jahren nach Olpe – weg von seinem gewohnten Umfeld, welches ihm aber nicht den notwendigen Halt gab. Mit Hilfe des Caritasverbandes Olpe fand er eine Wohnung im Zentrum der Stadt. Es war eine Notunterkunft der Caritas. Doch nachdem das Gebäude 2019 abgerissen wurde, musste er sich eine neue Wohnung suchen. „Ich habe über Zeitungsanzeigen und im Internet gesucht und auch bei der Wohnungsgenossenschaft angefragt“, erzählt Peter. Doch kein fester Job und schlechte Schufa-Auskunft heißt im Umkehrschluss auch keine Wohnung.

So kam er schließlich in einer Obdachlosenunterkunft der Stadt Olpe unter - die „letzte Auffangstation vor der Straße“. Sein Zimmer ist rund zwölf Quadratmeter „groß“, mit einer Couch und einem Kühlschrank. „Anfangs stand dort nur ein Bett und es war sehr vermüllt“, erinnert sich der 33-Jährige. Einen Wasseranschluss gibt es nicht. Und auch eine Möglichkeit zu kochen ist nicht vorhanden. „Es ist der Horror“, sagt Peter.

Bilanz ernüchternd

Er möchte gerne in Olpe bleiben und sucht weiter nach einer Wohnung: Regelmäßig schaut er nach passenden Inseraten. Peter spricht viel mit Bekannten, um seine Suche auszuweiten und seine Chancen zu erhöhen. Aufgrund seiner vorhandenen Krankheiten sollte die Wohnung im Erdgeschoss liegen. Durch die Grundsicherung stehen ihm für eine Wohnung 250 Euro im Monat für die Kaltmiete zur Verfügung.

Doch die Bilanz ist ernüchternd: Neben den bekannten Problemen wie negativer Schufa-Auskunft und dem fehlenden Job kommt jetzt noch ein weiteres hinzu. „Die Unterkunft hat einen schlechten Ruf. Sobald ich sage, wo ich jetzt wohne, wird mir direkt eine negative Vergangenheit unterstellt“, erzählt er. „Dabei versuche ich doch da raus zu kommen.“ Eigentlich sollen diese „Notunterkünfte“ nur eine Übergangslösung darstellen, doch für viele wird es ein langfristiger Aufenthalt.

Ohne Job keine Wohnung

Ohne Job gibt es keine Wohnung und ohne festen Wohnsitz auch keinen Job. „Es ist ein Teufelskreis. Man kann ja auch einrichten, dass die Grundsicherung direkt auf das Konto des Vermieters geht“, erklärt Sarah Huckestein vom focus-Fachdienst Ambulant Betreutes Wohnen. Sie betreut Peter seit mehr als einem Jahr. Der 33-Jährige möchte wieder neu Fuß fassen und hofft, dass er eine zweite Chance erhält, denn niemand ist ohne Vorgeschichte.

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