Corona beendet Weltumsegelung: Segler-Ehepaar ist wieder in Deutschland

3 Monate im Hafen festgesteckt


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Ein herzlichen Empfang bekamen die Heinrichs als sie Zuhause ankamen. von privat
Ein herzlichen Empfang bekamen die Heinrichs als sie Zuhause ankamen. © privat

Olpe. 17 Länder in 14 Monaten erkundet. Und jetzt ist die Weltreise abgebrochen – schweren Herzens. Melanie und Jan Heinrich, die seit Mai 2019 mit ihrem Segelboot unterwegs waren, sind wieder in Deutschland. Auch ihnen hat Corona einen Strich durch ihre große Reise gemacht.


Das Thermometer zeigt 17 Grad (am Donnerstag, 16. Juli). „Ich musste mir vorhin einen dicken Pulli anziehen“, lacht Melanie. Ihr ist es hier in Deutschland noch zu kalt. Am Samstag vor einer Woche ist das Ehepaar aus Panama zurückgekehrt – keine leichte Entscheidung für die beiden.

Drei Monate saßen sie auf ihrem Boot im Hafen von Panama fest. Dort ist die Lage sehr viel ernster, erzählt Melanie (geb. Hohleweg). Es gab eine strikte Ausgangssperre: Für eine Stunde durften die Heinrichs in den Supermarkt – Melanie von 14 bis 15 Uhr, Jan von 17 bis 18 Uhr. Frauen konnten nur montags, mittwochs und freitags einkaufen, Männer dienstags und donnerstags.

„Am Anfang dachten wir noch, das wird sich schnell wieder beruhigen“, erinnert sich die 41-Jährige. „Unsere Hoffnung stirbt immer zuletzt.“
Kritische Situation in Mittelamerika
Die Situation spitzte sich weiter zu. Denn vor allem für die Einheimischen sei es teilweise ein Kampf ums Überleben gewesen. Kein Verdienst, keine Lebensmittel. Die gebürtige Olperin erzählt, dass Personen und Märkte überfallen wurden. „Wir haben uns zwar immer sicher gefühlt, aber für die Menschen dort sehen Segler natürlich reich aus.“

Nach und nach wurden alle Europäer nach Hause geflogen. Anfangs reagierten die zwei nicht darauf und hatten noch Hoffnung, entlang der Küste nach Mexiko weitersegeln zu können. Aber alle Grenzen waren dicht und blieben dicht. „Wir konnten den Hafen nicht verlassen“, sagt Melanie. Als das Paar dann Wind von einem Flug nach Deutschland bekam, musste die Entscheidung innerhalb eines halben Tages fallen – fliegen oder bleiben?
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„Die Vernunft hat gesiegt“, seufzt Melanie. Den Aussagen zufolge sollte das der letzte Flieger nach Deutschland gewesen sein. „Auch wenn ich viele Tränen gelassen habe. Aber es war die richtige Entscheidung. Wir sehen in allem das Beste. Und wir hatten das Glück, ein wunderschönes Jahr erleben zu können und keiner kann uns das nehmen.“

Und jetzt in Deutschland? Jetzt will das Paar die Zeit mit Familie und Freunden genießen. Am Wochenende soll es endlich nach Olpe gehen. Dort will Melanie auch für eine Weile bleiben. „Auf das gute Essen meiner Mutter freue ich mich“, sagt die 41-Jährige und lacht.

Und dann nimmt das alltägliche Leben irgendwann wieder seinen Lauf: Auto kaufen, Versicherungen anmelden und Jobs und Wohnung suchen. Melanie kann ihre Arbeit als Erzieherin wieder aufnehmen, Jan ist schon auf der Suche.
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Apropos Zuhause: Ihr kleines, schwimmendes Zuhause mussten die Heinrichs zurücklassen. Jetzt wollen sie es verkaufen. „Das war für uns auch eine schwierige Entscheidung“, sagt Melanie betrübt. „Das war unser Zuhause, damit haben wir so viel erlebt.“

Eigentlich waren beide davon ausgegangen, das Boot „Sailing Tore“ wieder nach Deutschland zu segeln. Auf alles waren sie vorbereitet – Krankheiten, Probleme mit dem Boot, aber dass die gesamte Welt so runterfährt, hätte niemand ahnen können, sagt Melanie. 
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Corona beendet Weltumsegelung: Segler-Ehepaar ist wieder in Deutschland
Auch wenn das Boot verkauft wird, bleiben Jan und Melanie unzählige Erinnerungen an ihren Segeltrip um die halbe Welt - tolle Leute, gutes Essen und wunderschöne Länder. Und wenigstens das Gefühl vom Wellengang bleibt ihnen noch ein bisschen erhalten. Zumindest, wenn sie jetzt wieder in ihren ruhigen Betten liegen, die nicht mehr wie auf dem Meer hin und her schaukeln.
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