Cannabis-Prozess Olpe: Staatsanwalt fordert dreieinhalbjährige Haftstrafe
„Die Jungs sind Opfer“
- Olpe, 22.02.2022
- Blaulicht
- Von Adam Fox
Olpe/Siegen. Zwei Männer müssen sich seit Donnerstag, 17. Februar, vor der 1. Großen Strafkammer am Siegener Landgericht wegen „Beihilfe an unerlaubten Handeln mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“ verantworten. Sie hatten in einer Lagerhalle in Olpe in großem Stil Cannabis angebaut. Bei einer Razzia am 31. August 2021 flogen sie auf. Die Männer wurden festgenommen und die 893 Cannabispflanzen von der Polizei vernichtet. Am Dienstag, 22. Februar, sprachen nun sowohl der Staatsanwalt als auch die beiden Verteidiger ihre Plädoyers.
Im Rahmen seines Plädoyers erörterte Staatsanwalt Dennis Lotz noch einmal die Geschehnisse. Die beiden aus Albanien stammenden Männer (26 und 31 Jahre alt) seien zunächst als Handwerker nach Belgien gekommen. Nachdem sie arbeitslos geworden seien, wurde ihnen seitens einer Person namens „Sefer“ eine Verdienstmöglichkeit in Olpe angepriesen. 700 bis 800 Euro pro Monat sollten beide verdienen.
Wie sich später herausstellen sollte, bestand die „Arbeit“ darin, Cannabis-Pflanzen zu düngen, zu gießen und zu beleuchten. Eine Messung an einem Stromkasten zeigte, dass der ungewöhnliche hohe Stromverbrauch innerhalb der Halle zustande gekommen war. Schließlich wurde die Halle gestürmt, die Männer festgenommen. Die 893 sichergestellten Pflanzen hätten bei der Ernte einen Wert von 17,4 Kilogramm Marihuana (davon 6,4 Kilogramm THC) generiert.
Wegen der Beihilfe am Handel von nicht geringen Mengen an Betäubungsmitteln plädierte Lotz für die beiden auf eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Zu ihrem Vorteil legte er aus, dass die Angeklagten sich geständig gezeigt hätten. Zu ihren Lasten legte er die nicht geringe Menge an Betäubungsmitteln, die in Olpe vorgefunden wurden.
Christoph Hilleke, Verteidiger eines der beiden Angeklagten, gab zu Protokoll: „Albanien ist das Armenhaus Europas. Die beiden haben in der Heimat alle möglichen Jobs gemacht.“ Auch nach Deutschland seien beide mit der Intention gekommen, hier zu arbeiten. Durch die falschen Angaben des „Sefer“ sei das Duo zu Handlangern wider Willens geworden.
Aus der Situation hätten sich beide nur schwierig befreien können – zumal beide weder die nötigen finanziellen Mittel noch die nötigen Sprachkenntnisse hatten, um ihre Situation zu ändern. „Die Jungs sind Opfer“, stellte Hilleke fest. Deshalb plädierte der Attendorner Verteidiger auf eine Mindesthaftstrafe von drei Monaten – auch weil die beiden schon ein paar Monate in der U-Haft verbracht haben.
Verteidiger Georg Göbel aus Olpe schloss sich Hillekes Argumenten an. „Die Angeklagten haben die volle Last des Verfahrens zu spüren bekommen“, so Göbel. Die bisherige Haft sei genug der Bestrafung gewesen.
Das letzte Wort lag bei den Angeklagten. Beide entschuldigten sich für ihr Verhalten und bezeichneten es als Fehler. Einer der Angeklagten sagte: „Wenn ich keine Möglichkeit habe, mir hier eine Zukunft aufzubauen, dann kehre ich nach Albanien zurück.“ Die Urteilsverkündung findet am Mittwoch, 2. März, statt.